Olaf Bernstein | Barrio https://barrio.de Die Eltern Community Fri, 24 Mar 2023 15:35:02 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.9.9 Tipps, wie Kinder die Zeitumstellung gut verkraften https://barrio.de/leben/gesundheit/zeitumstellung-tipps-wie-kinder-dasverkraften/ Sat, 25 Mar 2023 11:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=36825

Zeitumstellung – Am Sonntag, den 26. März, ist es wieder so weit: Die Sommerzeit beginnt, die Uhren werden in der Nacht von Samstag auf Sonntag um zwei Uhr um eine Stunde auf drei Uhr vorgestellt. 

Morgens ist es noch dunkel – dafür ist es abends länger hell. Für die meisten Familien heißt das auf den ersten Blick, dass der Weg zur Arbeit, zum Kindergarten und zur Schule morgens etwas leichter fällt und alle am Nachmittag die Zeit auf dem Spielplatz oder mit Freunden etwas anders planen müssen. Viele Kinder bringt der Rhythmuswechsel allerdings auch innerlich aus dem Takt. Sie schlafen zur gewohnten Zeit ein und wachen zur gewohnten Zeit auf – was nun eine Stunde früher ist als bisher. Dafür werden sie dann abends früher schläfrig. Am Ende leiden klein und groß ein paar Tage an einer Art Jetlag. 

Wie die Zeitumstellung mit Kindern funktioniert

Was die Eltern ganz gut wegstecken, kann bei Babys und Kleinkindern zu Müdigkeit, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit führen. Gerade kleinere Kinder haben eine extrem sensible innere Uhr, die bei äußeren Änderungen leicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Die gute Nachricht ist: Es gibt Möglichkeiten, wie die innere Uhr sanft neu eingestellt werden kann. Am besten beginnt man einige Tage vorher, die Schlafenszeit Stück für Stück nach hinten zu verschieben. In 10-Minuten-Schritten lässt sich so der Rhythmus des Kindes wieder an die Winterzeit anpassen. Im Idealfall ist dann der Tagesablauf bereits zur Umstellung auf die Winterzeit wieder im Lot. 

Das Einschlafen angenehm machen

Generell gilt bei der Zeitumstellung mit Kindern das, was auch für die Großen gilt, die nach einem Urlaub in einem anderen Teil der Welt unter einem Jetlag leiden: alles, was das Ein- und Durchschlafen erleichtert, ist erwünscht. Also zum Abendessen keine schweren Gerichte; keine aufregenden Gutenachtgeschichten oder Hörbücher, und viel Bewegung im kurzen Zeitfenster, wo es wirklich hell ist. Die immer gleiche Bettroutine und ein gemütliches Kinderzimmer tun ihr Übriges, damit der Wechsel ins Traumland besonders leicht fällt.

Auf ins Sonnenlicht

Überhaupt: Der größte Helfer bei der Zeitumstellung mit Kindern ist das Sonnenlicht. Eine Tageslichtlampe, die am Abend dazu beiträgt, dass sich nicht nur die Zimmer, sondern auch die Stimmung aufhellen, kann dafür sorgen, dass das Schlafhormon Melatonin erst später ausgeschüttet wird. Lange Spaziergänge an der frischen Luft helfen dem Körper dabei, sich selbst zu regulieren. Allerdings geschieht das nicht von jetzt auf gleich. Letztlich kann es sogar mehrere Wochen dauern, bis sich der Schlafrhythmus komplett an die neuen Zeiten angepasst hat. Solange die Umstellung von Sommerzeit auf Winterzeit noch nicht abgeschafft ist, heißt es deshalb für uns Eltern: Wir müssen geduldig sein und unseren Kids dabei helfen, auch mit der inneren Uhr entspannt im Herbst anzukommen.

Olaf Bernsteins Mutter war schon der Meinung, die Zeitumstellung gehöre abgeschafft, seit er selbst ein Kind war. Ihre Enttäuschung, dass es auch dieses Jahr nicht geklappt hat, ist deshalb groß. Zu allen anderen großen und kleinen Enttäuschungen des Lebens schreibt Olaf Bernstein bei Barrio, auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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Wie ich als Eltern feststellte, dass mein Haus nicht kindersicher war https://barrio.de/lieben/familienleben/wie-ich-als-eltern-feststellte-dass-mein-haus-nicht-kindersicher-ist/ Mon, 06 Mar 2023 09:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=41302
Ich habe das Gefühl, mit dem Eltern-Game ist das so wie mit einem guten Computerspiel. Man denkt, man hätte es endlich gemeistert, und dann gibt es mit einem Mal ein Update und man steht genauso ratlos da wie bisher.

Mein Kind ist die Norm – oder?!

Als mit einem Einzelkind verheiratetes Einzelkind, das nur ein einziges Kind hat, neige ich dazu, viel zu kleine Stichproben unsachgemäß zu verallgemeinern. Will sagen: Was meine Tochter denkt und tut, ist das Maß aller Dinge – im Guten wie im Schlechten. Mit ein paar Wochen anfangen zu sprechen? Muss ja normal sein. Immer auf die höchste Spitze beim Klettergerüst krabbeln wollen? Das wollen vermutlich alle Kids. Diese intensiven Gefühle und Stimmungen? Ach, jedes Kind hat mal einen gefühlsstarken Tag.

Ein Kind ist kein Kind?

Mittlerweile begreife ich, was Eltern, die mehrere Kinder haben, mit dem Spruch „Ein Kind ist kein Kind“ meinen. Nicht in dem Sinne, dass ein Kind keine Herausforderung darstellt oder Care Arbeit bindet (das tut es sehr wohl), sondern dahingehend, dass das Leben mit mehreren Kindern einfach ganz ganz unterschiedlich funktioniert – gerade weil das zweite Kind häufig total anders ist als das erste. Mit einem Kind kann man einfach noch nicht sagen, wohin die Reise geht als Familie. Also fand ich es früher normal als klassischer Ein-Kind-Papa, dass mein Kind sich eben nicht für Giftpflanzen, bunte Reinigungsflüssigkeit oder Wechselstrom interessierte. Sicherheitsbelehrungen oder sorgenvoll durchwachte Nächte? Waren hier überflüssig. Der Schock der einmal zu heiß glühenden Herdplatte, die eine Begegnung mit Lolas Handfläche machte, reichte aus. Herdplatten sind bis heute tabu. Mit so viel Selbstkontrolle beim Kind scheinen Kindersicherungen überflüssig.

Andere Kinder tun andere Dinge

Dachte ich jedenfalls. Als Einzelkind-Elternteil neige ich aber nicht nur zu Überschätzung, was die Fähigkeiten meines eigenen Nachwuchses angeht. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass andere Kinder schlicht andere Dinge tun als mein Kind. Nun habe ich keine weiteren Kinder, und es sind auch keine in Planung, aber dafür Freunde mit Nachwuchs in allen gängigen Altersklassen.
Darunter befindet sich ein Kind, dass sich mit einer Zielstrebigkeit Putzmittel, Steckdosen und allen verschluckbaren Kleinteilen nähert, dass ich einen Bodyguard für mehr als angemessen halte. Nach nur 10 Minuten im Haus mit diesem Kind war ich komplett nass geschwitzt vor Angst, hatte mit Hilfe des Toddlers mehrere lange vergessene Nähnadeln und Klemmbrett-Steine gefunden und war wirklich erstaunt, wie präzise dieses Krabbelkind ermitteln konnte, wo sich der Fliesenreiniger befand.

Es gibt keine Norm

Seit dieser Erfahrung bin ich noch ein bisschen zurückhaltender geworden, was Vorstellungen wie
„altersgerechte Entwicklung“ oder die „Norm“ angeht. Bestimmte Dinge, die einfach nie Thema in
unserer persönlichen Elternschaft waren (wie beispielsweise klassische Kindersicherungen), sind
für uns Erwachsene wie ein blinder Fleck. Sie können aber dennoch die Alltagsrealität bei ganz
vielen Familien sein. Ganz ohne Zwänge, einer Norm zu folgen.

Olaf Bernstein grübelt nicht nur auf Barrio über sein Leben nach, sondern auch auf Instagram, seinem Blog und bei Twitter.

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Ein Kind und glücklich = Familie https://barrio.de/lieben/schwangerschaft/ein-kind-und-gluecklich-familie/ Mon, 08 Aug 2022 08:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=42064 Es gibt diesen Wunsch nach der perfekten Großfamilie. Wo alle wie in einer italienischen Soßenwerbung glücklich um eine lange Tafel sitzen, das Tischtuch sich im Wind bauscht und Oma unfassbar viele Nudeln gekocht hat.

Nun ist dieses Bild nicht viel mehr als eine schöne Fantasie. Der Trend in Deutschland geht zu Single-Nudelboxen, und wer keine große Lust auf die Familiengründung hat, wird nicht notwendigerweise schief angesehen. Was aber häufig für Verwunderung sorgt, ist, wenn eine Familie nach dem ersten Kind ihre Familienplanung anpasst. Wie wir zum Beispiel. Wir haben nur ein Kind. Mehr wollen wir nicht.

Wir sind glücklich, wie wir sind

Wir sind glücklich, und das, obwohl wir beide Einzelkinder sind. Eigentlich wollten wir immer mehrere Kinder. Drei, vier. So viele, dass daheim immer Trubel ist und das Leben nie stillsteht. Als Einzelkind gibt es eben diese ruhigen Nachmittage, an denen man alleine zu Hause sitzt mit nicht viel mehr als den Staubflocken, die im Wohnzimmer im Sonnenlicht tanzen. Diese Leere, denkt man sich dann, müsste sich doch in einer Großfamilie ganz exzellent auflösen. Diesen Gedanken habe ich ins Erwachsenenleben weitergetragen.

Wir alle verändern uns mit unseren Erfahrungen. Wir sind als Eltern nicht dieselben Menschen wie ohne Kind. Eine Schwangerschaft und eine Geburt sind prägendere Erlebnisse, als ich dachte. Und so geht es vielen Eltern. Unser Alltag steht nie still, weil unsere Tochter Bedürfnisse, Energie und Freude mitbringt, die für drei weitere Kinder reichen würden. Wir fühlen uns erstaunlich komplett, obwohl unser Leben ganz anders ist, als wir jemals dachten. 

Warum es absolut in Ordnung ist, nur ein Kind zu wollen

Nur ein Kind haben zu wollen, ist ein genauso berechtigter Wunsch, wie zehn Kinder haben zu wollen oder gar keins. Die Gründe dafür sind vielfältig und von außen oft nicht ersichtlich. Ein weiteres Kind zu bekommen, ist immer mit Risiken verbunden. Wenn die Schwangerschaft, wie in unserem Fall, alles andere als unkompliziert abläuft, kommen erste Zweifel auf. Der Körper verändert sich. Die Paarbeziehung tritt in den Hintergrund. Überall im Leben wird Platz geschaffen für diesen neuen kleinen Menschen. Vor allem, wenn dieser Mensch dann mehr Raum einnimmt als gedacht, beginnt das Grübeln. Wollen wir die eingespielten Routinen wirklich noch mal neu anpassen? Wer kann wann wieder arbeiten gehen, und werden wir wirklich mehreren Kindern gerecht? Ein Kind ist eine Entscheidung fürs Leben. Viel größer als eine Ehe, die sich auflösen lässt, wenn es nicht mehr weiter geht. Eine solche Entscheidung verdient alle Sorgfalt.

Kein zweites Kind?

Doch wer als Eltern die Familienplanung ändert, erntet oft erstmal Verwunderung. „Doch kein zweites Kind? Seid ihr etwa nicht glücklich?“, oder „Habt ihr denn nicht Angst, etwas zu verpassen?“ Mich stört dieser Blick auf den Mangel. Irgendwie sind wir nie vollständig. Den Erwachsenen fehlt die Bindung zum inneren Kind, den Singles der Partner und uns das Extrakind. Alle können glücklich sein, wenn wir Familienmodelle als persönliche, freie Entscheidungen akzeptieren würden – und wenn diese Entscheidungen auch wirklich frei getroffen werden könnten. Ohne Angst vor fehlender Unterstützung, aus finanziellen Sorgen oder weil einfach nicht genug Raum ist für Kinder.

Olaf Bernstein hat das Gefühl, dass wir alle einander bei der Familienplanung mehr sein lassen müssten. Wie genau er sich das vorstellt, darüber schreibt er für Barrio, auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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Was Väter wissen sollten, die bei der Geburt dabei sein wollen https://barrio.de/lieben/schwangerschaft/was-vaeter-wissen-sollten-die-bei-der-geburt/ Mon, 01 Aug 2022 08:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=42020 Es geht gegen drei Uhr morgens, und in unregelmäßigen Abständen sind die immer gleichen Schreie aus den Nachbarzimmern zu hören. Ich stehe neben meiner schwer atmenden Frau und fühle mich so nützlich wie ein Stück Toastbrot oder besser noch, ein Beißholz. Ich kann nichts tun, ich bin keine Hilfe. Denke ich. Aber das stimmt gar nicht, wie ich später herausfinde. Hier kommen die sieben Dinge, die werdende Väter wissen sollten, die bei der Geburt dabei sein wollen.

1. Sprich dich ab

Wir waren am Abend vor der Geburt noch schnell einkaufen. Das war im Nachhinein gesehen ganz gut, da wir dann eine ganze Weile wirklich nicht mehr aus dem Haus gekommen sind. Weniger klug war, dass wir (beide) im Geburtsvorbereitungskurs nicht gründlich genug aufgepasst hatten, was die Länge der Geburtswehen anging. Eigentlich ist es an der Zeit, ins Krankenhaus zu gehen oder die Hebamme anzurufen, wenn die Wehen zwischen zehn bis fünfzehn Sekunden andauern und dazwischen eine Pause von mindestens noch fünf Minuten liegt. Wer dann, wie wir, denkt, dass die Wehen mindestens fünf Minuten andauern müssen, bevor es wirklich ernst wird, geht eben mit Geburtswehen erst mal einkaufen und dann auf direktem Weg in den Kreißsaal. Eine Liste mit den wichtigsten Checkpunkten, die ihr beide überprüft und abhakt, hilft, solches Chaos zu vermeiden. Da du als Papa irgendwann der einzig ansprechbare Partner bist, solltest du von Vornherein wissen, worauf ihr beide achten müsst.

2. Melde dich vorher an

Damit meine ich nicht, dass du als Papa der Klinik oder dem Geburtshaus Bescheid geben musst, dass du bei der bei der Geburt mit dabei sein möchtest, sondern, dass es bei einer spontanen Geburt nicht wirklich entspannend ist, vor dem Betreten des Geburtszimmers noch den ganzen Papierkram zur Anmeldung auszufüllen. In jedem Fall sollten alle wichtigen Informationen (die Liste!) griffbereit bei dir sein. 

3. Nicht alles geht nach Plan

Eigentlich eine Binsenweisheit, aber sie hilft, sich nicht schlecht zu fühlen, wenn trotz Liste nicht alles nach Plan geht. Manchmal ist die schön ausgemalte Wunschgeburt in der Badewanne mit vorangehender Massage nicht möglich, weil die Mama sich a) nicht gut bewegen kann und b) gar nicht berührt werden möchte. Deshalb ist eure Geburt nicht schlechter oder komplizierter, sondern einfach anders. Geht mit dem Flow.

4. Entscheide nach deinem Gefühl

Es wird bei den meisten Geburten unweigerlich der Punkt kommen, an dem deine Frau wegen der Wehenschmerzen nicht mehr in der Lage ist, zu sagen, was ihr gerade gut tut. Dann musst du dich als die Person, die sie am besten kennt, auf deine Intuition verlassen. Die Profis wissen vielleicht genau, was sie machen, aber nicht unbedingt, was deiner Partnerin gerade am besten tut. 

5. Du bist eine Hilfe

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis der ganzen Geburt für mich: Deine Partnerin kann vielleicht nicht mehr sagen, was ihr gerade hilft, aber einfach Präsenz zu zeigen, tut ihr wahrscheinlich unglaublich gut. Selbst einmal in der Stunde Wasser reichen, nichts sagen und die Hand drücken ist ein enormer Support. Du bist die Vertrauensperson hier. Lass dir das nicht nehmen!

6. Lass dich nicht beeinflussen

Beinahe hätte unsere Tochter Frieda geheißen, weil die Hebammen auf der Station einen Wettbewerb hatten, wie viele Eltern sie in dieser Nacht dazu überreden können, ihr Kind Frieda zu nennen. Und frischgebackene, übermüdete Eltern sind wahnsinnig leicht zu beeinflussen. Wenn dir irgendetwas zu viel ist, nimm dir Zeit, gib dir und euch den Raum, den ihr gerade braucht. Alles ist besser, als eine überhastete (Namens-)Entscheidung zu treffen. Nach der Geburt habt ihr bis zu einer Woche Zeit, euer Kind beim Standesamt anzumelden. 

7. Mach nicht alles allein

Sobald ihr zu Hause seid, sollte sich die Frau in eine Höhle verkriechen können, über der in zeitlich genau choreografierten Abständen Essen abgeworfen wird. Idealerweise stammt dieses Essen von Familien, Freunden oder schlicht dem nächsten leckeren Lieferservice. Aber verabschiede dich von dem Gedanken, den kompletten Alltag und die Versorgung eines Neugeborenen alleine aufrecht erhalten zu können. Es braucht wirklich ein Dorf nach der Geburt – fang früh an, es zu versammeln!

Olaf Bernstein ist glücklich, dass die Geburt seiner Tochter trotz all der oben beschriebenen Widrigkeiten glatt gelaufen ist. Über den schönen und chaotischen Alltag mit seiner Familie schreibt er bei Barrio, auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

Foto: Canva

Olaf Bernstein
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Schule in Thailand https://barrio.de/leben/bildung/schule-in-thailand-2/ Sun, 31 Jul 2022 08:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=41983 Da stehst du nun also in deiner roten Uniform. Mit weißen Söckchen und Lackschuhen, direkt wie aus einem 50er-Jahre-Film. Der einzige Unterschied ist nur, dass wir uns in der Gegenwart befinden, in Nordthailand.

Ab in die Thaischule

Hinter dem metallenen Schultor liegt ein Hof voller aufgeregter Kinder, die begeistert zum Ausgang und zu ihren Eltern strömen, die Schultaschen achtlos hinter sich herziehend. Da stehst du nun also, unser Gerade-noch-Kindergarten-, fast-schon-Schulkind. Mit von der Lehrerin kunstvoll geflochtenen Zöpfchen, und diesem bestimmten Blick aus Stolz und Verunsicherung. Wie die Lehrerin es geschafft hat, dich bewegungsfreudigen Wirbelwind zum Stillsitzen zu bringen, wird genauso ein Geheimnis bleiben, wie der genaue Ablauf deiner Schultage.

Klar ist, dass ab dem 2. Schultag sämtliche Lehrer*- und Schüler*innen deinen Namen kennen und dich begeistert und wild gestikulierend begrüßen. Ab jetzt sehen wir dich überall umringt von Kindern in roten Schuluniformen – auf dem Spielplatz, hinterm Schultor und beim Einkaufen in der Stadt. Klar ist auch, dass es hier völlig egal ist, dass weder du noch deine Eltern die Landessprache sprechen – es wird mit Händen und Füßen und mittels Google-Übersetzer kommuniziert und du im Zweifelsfalle einfach an die Hand genommen und ins richtige Klassenzimmer geführt.

Eine rote Uniform

Dieser sehr überraschende Weg in eine staatliche thailändische Schule beginnt harmlos – auf dem Spielplatz. Eine gute Freundin von dir ist umstandslos vom Unterricht auf die Rutsche umgestiegen und trägt ihre brandneue Uniform. Deine Augen werden groß. „Die will ich auch, Papa! Die ist rot!“ Ich lege den Kopf schief, überlege kurz und sage dann: „Das ist eine Schuluniform. Wenn du die tragen möchtest, musst du in die Schule gehen.“ Kurze Pause, ein prüfender Blick auf die Uniform. „Alles klar, mach ich.“

Ein Kind, ein Wort

Fast hätte ich gelacht, würde ich dich nicht so gut kennen. Wenn du eine Uniform möchtest, ist das keine verrückte Idee, die du nach 10 Minuten wieder vergessen hast. Und wenn es die Uniform nur als Schulkind gibt, dann wirst du eben Schulkind. Du drückst mir energisch die Hände in den Rücken und schiebst mich in die Richtung des Papas deiner Freundin. Ein bisschen skeptisch frage ich nach, ob denn die staatliche Schule überhaupt einen Platz frei hätte für dich. Erstaunlicherweise hat sie nicht nur Raum, der Papa bietet mir sogar begeistert an, mir bei der Registrierung zu helfen.

Mit Mimik und Gestik zum Ziel

So finde ich mich nur zwei Tage später in einem Anmeldungsbüro wieder. In Deutschland wurden uns seitenweise Kataloge zu Regeln und Besonderheiten der jeweiligen Schule zugeschickt, vor Schusswaffengebrauch bei Sechsjährigen gewarnt und der Essensplan in der Schulküche schon drei Jahre im Voraus übermittelt. Hier in Thailand gibt es erstaunlich wenig Regeln. Dass das Schuljahr schon angefangen hat? Kein Problem! Dass meine Tochter nur Englisch spricht, die Lehrer aber fast ausschließlich Thai? Kein Hinderungsgrund, sondern ein Anlass, mehr mit Mimik und Gestik zu arbeiten. Dass wir keine Ahnung haben, wo es die Uniform zu kaufen gibt? Macht nichts. Die Lehrerin, die unsere Anmeldung aufnimmt, bringt mich und Lola sogar selbst zum Laden, in dem nicht nur die Maße für die Uniformen abgenommen, sondern auch die mit „My Little Pony“-Schnallen verzierten Lackschühchen verkauft werden, die jedes Schulkind tragen muss. Meine Tochter bekommt die heiß ersehnte Uniform, die sie nur drei Tage später zu ihrem ersten Schultag stolz trägt.

Da steht meine Tochter nun also vor dem Schultor. So ganz ruhig, ganz anders als sonst. Irgendwie habe ich auf einmal das Gefühl, dass das noch nicht der letzte Schritt gewesen sein kann. Tatsächlich habe ich recht. Schon nach wenigen Monaten ändert sich Lolas Schulalltag ganz massiv. 

Wie genau, darüber schreibe ich das nächste Mal.

Olaf Bernstein schreibt für Barrio über all die aufregenden Schul- und Lernabenteuer seiner Tochter. Seine Gedanken findet ihr auf seinem Blog, bei Instagram, bei Twitter oder schreibt er hier bei Barrio.

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Auf in die freie Schule in Thailand https://barrio.de/leben/bildung/auf-in-die-freie-schule-in-thailand/ Mon, 25 Jul 2022 08:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=41965 Eine rote Uniform hatte dazu geführt, dass meine Tochter plötzlich in Thailand in eine staatliche Schule ging. Ich glaube, wir Eltern waren von dieser Entwicklung am Anfang überraschter als sie selbst. Nach einer Woche dämmerte es meiner Tochter allerdings: „Ihr habt mich reingelegt! Ich wollte gar nicht in die Schule! Ich wollte doch nur die Uniform!“

Alles auf Anfang

Ich erklärte ihr, wie genau wir ihr die Schule gezeigt und von den Regeln und Folgen berichtet hatten. Dass es ihre Entscheidung gewesen war, auch wenn der Wechsel in eine sehr korrekte Thaischule eine große Umstellung für sie bedeutete. Es half nicht viel. Unser Kind hatte seine Uniform, Freunde und Freude. Aber sie war nicht glücklich. Bestimmte Dinge, wie der verpflichtende Mittagsschlaf in der Schule, wurden zur Belastungsprobe. Ihre Freundin zog weg, und es hatte den Anschein, als würde unsere Tochter eher den Lehrern und Schülern Englisch beibringen als sie ihr Thai. Irgendwann erreichten wir den Punkt, an dem uns klar wurde, dass wir noch einmal einen Neuanfang wagen wollten. Wir wechselten auf eine freie Schule im Nachbarort. Dort gab es nicht nur Lehrer, die Englisch sprachen, dort waren auch eine Reihe ihrer Freunde.

In der freien Schule

Zeitsprung vor das Eingangstor der neuen Schule. Dieser Ort ist in allem so ziemlich das Gegenteil der Thaischule. Ein staubiger Hof. Eine Betonröhre, die sich in einem Hügel versteckt. Ein kleiner Kletterpfad. Fröhlich kreischende Kinder. Eine Tigermaske, überlebensgroß, übriggeblieben von einem Thementag, hängt an einem der Fenster. Ein Kräutergarten liegt direkt neben der Küche, in der das Essen jeden Tag frisch zubereitet wird. Es gibt keine langgezogenen Betonhäuser, sondern eine geschwungene Bambuskonstruktion, die sich schattenspendend über einen Sitzkreis zieht. Statt einer Klassengröße, die ungefähr denen deutscher Schulen vergleichbar ist, kommen hier sieben Lehrer*innen auf ungefähr 30 Schüler*innen. 

Kinder aus aller Welt

Wo es am Anfang noch Verständigungsschwierigkeiten mit den Thailehrer*innen gibt, springen jetzt ihre Freund*innen ein. Das passiert meist ganz automatisch, da die Kinder wirklich aus allen Ecken der Erde kommen. Von der Schweiz über die USA bis hin nach Australien, Russland und Israel ist alles dabei. Die Hälfte der Kinder sind Thaikids von lokalen Familien. Alle reihen sich frühmorgens mit ihren Scootern, Sidecars und Pickup-Trucks ein, um ihren Nachwuchs pünktlich zum Schultor zu bringen.

Lolas Lehrer*innen begreifen ziemlich schnell, dass ihr der Wechsel vom Roller hinein in den morgendlichen Schultrubel am besten gelingt, wenn sie sich ein interessantes Thema überlegen. So gibt es spannende Suchen nach seltsamen Käfern, angeregte Diskussionen über Vulkane oder auch einfach nur begeisterten Austausch über den neuen Lieblingspulli. Eine Schuluniform hat die kleine Schule nicht, im Gegenteil. Unsere Tochter geht nach wie vor gern barfuß hinein.

Olaf Bernstein schreibt für Barrio über all die aufregenden Schul- und Lernabenteuer seiner Tochter. Seine Gedanken findet ihr auf seinem Blog, bei Instagram, bei Twitter oder er schreibt hier bei Barrio.

Foto: Canva

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Endgegner Zahnbürste – Lösungen im Kampf gegen Karies und Tränen https://barrio.de/leben/gesundheit/endgegner-zahnbuerste/ Mon, 11 Jul 2022 12:07:19 +0000 https://barrio.de/?p=41772 Viele Eltern verzweifeln am Zähneputzen. Was können wir tun, wenn unsere Kinder die Zahnpflege verweigern oder wir Angst haben, es könnte soweit kommen? Gerade jüngeren Kindern fehlt das Vorstellungsvermögen, wenn es um langfristige gesundheitliche Folgen geht. Wenn sich die Zahnbürste jedoch jetzt zu hart anfühlt, bringt es wenig, mit dem Kind über zukünftige Löcher in den Zähnen zu sprechen. Kinderzahnärzte empfehlen das Zähneputzen ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns und das Thema begleitet uns Eltern lange. Deshalb ist es wichtig, je nach Alter des Kindes nach individuell passenden Lösungen zu suchen. 

Tipps und Tricks, um das Zähneputzen schöner zu gestalten

Alter: 6 Monate bis 1,5 Jahre: 

  • In der oralen Phase wird ohnehin alles spielerisch in den Mund genommen und der Mund öffnet sich in Rückenlage relativ leicht. Mit speziellen Fingerlingen kann das Zahnfleisch schon im Vorfeld massiert werden, damit das Kind sich schon an den Ablauf des Putzens gewöhnt und das Zahnen leichter fällt.
  • Zwei Zahnbürsten: Eine Zahnbürste zum selber Erkunden (wird meist zerkaut) und eine zum tatsächlichen Putzen bereit zu halten, hilft ebenfalls.
  • Zähneputzen als Teil einer Routine. Wenn die Probleme weniger beim Zähneputzen selbst liegen, sondern sich das Kind nicht aus dem Spiel lösen kann, hilft es, die Zahnpflege als festen Teil der Zubettgeh-Routine zu etablieren. Die Wiederholung macht es sehr viel leichter.

Alter: 1,5 Jahre bis 5 Jahre: 

  • „Wo ist das Flugzeug?“ Die Zahnbürste ist auf einmal ein Zeppelin oder ein U-Boot, das im Mund auf Erkundungstour geht? Ein spielerisches Element kann für Entspannung sorgen und negative Muster durchbrechen. 
  • Musik an! Es gibt eine ganze Reihe fröhlicher Zahnputzlieder, die Kindern erstens spielerisch erklären, wen es wegzuputzen gilt und zweitens einen zeitlichen Rahmen vorgeben. 
  • Lesen bildet! Bücher (oder auch Filme) – über „Karies und Baktus“ beispielsweise – geben eurem Nachwuchs ein besseres Verständnis von dem, was im Mund passiert und wozu das Zähneputzen dient.
  • Akzeptieren, wenn es nicht geht: Wenn die Situation anstrengend und belastend für alle ist, eine Ausnahme machen, zurücktreten und innerlich durchatmen. Wenn wir als Eltern angespannt ans Zähneputzen herangehen, sinkt die Kooperationsbereitschaft unserer Kinder massiv. Wenn sich alle beruhigt haben, kann ein neuer Versuch gestartet werden. 
  • Die Bindungs-Akkus aufladen: Wenn das Zähneputzen schwierig ist, braucht es extra viel Rückversicherung und Liebe. Wenn unsere Kinder das Gefühl haben, von uns aufgefangen zu werden, bleibt auf beiden Seiten mehr Raum für die Begleitung schwieriger Phasen wie der Zahnpflege.

Alter: 6 Jahre bis 10 Jahre: 

  • Freiräume geben: Das Kind selbst entscheiden lassen, wann und wo es putzt, die Zahnpasta selbst aussuchen lassen, eine glitzernde Zahnbürste kaufen oder auch eine schöne Sanduhr, die die Zeit vorgibt – all das kann dabei helfen, dem Kind Autonomie zurückzugeben.
  • Nicht zu früh aufgeben: Beim Zähneputzen ist es wie bei allem anderen auch: es gibt immer mal wieder herausfordernde Phasen. Wichtig ist, gemeinsam mit dem Kind Lösungen zu suchen und auch bei älteren Kindern nachzuputzen beziehungsweise die Zahngesundheit nicht aus den Augen zu verlieren. Ungefähr bis zum 10. Lebensjahr brauchen Kinder Unterstützung beim Zähneputzen. Erst danach ist die Feinmotorik ausreichend entwickelt.
  • Auf zuckerfreie beziehungsweise zuckerarme Ernährung umstellen: Wenn gar nichts mehr geht, habt ihr immer noch die Möglichkeit, die Zähne eurer Kids mit einer gesunden Ernährung zu schützen, die zuckerfrei ist und Karies möglichst wenig begünstigt. So schafft ihr Freiraum für einen neuen Versuch, ohne die Zahngesundheit eurer Kinder zu gefährden. 

Verantwortung für die Zahngesundheit

Wir als Eltern haben die Verantwortung für die Zahngesundheit unserer Kinder. Das heißt, wir setzen auch den Rahmen, in dem die Zähne gepflegt werden. Die körperliche Integrität unseres Kindes ist dabei entscheidend. Wenn wir über das „Nein!“ unseres Kindes einfach hinweg gehen, lernt es: „Ich bin nicht wichtig. Ich darf nicht über meinen Körper bestimmen.“ Für gesunde Zähne ein gesundes Gefühl für Grenzen und Selbstbestimmung aufzugeben, ist nichts, was wir unseren Kindern beibringen wollen. Deshalb ist es wichtig, gemeinsam nach sicheren Räumen für das Zähneputzen zu suchen.

Olaf Bernsteins Papa und Opa waren beide Zahnärzte. Vermutlich fühlt er sich deshalb bis heute in Zahnarztpraxen sehr zu Hause. Über sein Leben berichtet er auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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Warum wir unser Kind in den sozialen Medien zeigen https://barrio.de/spielen/medien/kinder-in-den-sozialen-medien-zeigen/ Mon, 13 Jun 2022 08:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=41311
Unsere Tochter führt im Gegensatz zu vielen ihrer Altersgenossen ein ziemlich ungewöhnliches Leben. Seit Lola ein Jahr alt ist, waren wir mit ihr mehr oder minder ununterbrochen auf Weltreise. Schließlich haben wir uns dazu entschieden, vorerst in Asien zu bleiben. Hier wächst Lola bedürfnisorientiert auf. Das Ungewöhnlichste ist aber vielleicht, dass sie von klein auf mit uns Eltern in der Öffentlichkeit steht. Wir haben einen Weltreise-Blog geführt, posten unsere Familienbilder auf Instagram und Facebook und waren sogar mal zur Primetime im deutschen Fernsehen.

Viele Ängste

Schon jetzt schütteln wahrscheinlich viele beim Lesen dieses Textes den Kopf und schaudern. Die Bilder des eigenen Kindes online! Zu diesem Thema gibt es viele verschiedene Meinungen und vor allem viele Ängste. Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, unser Kind in den sozialen Medien zu zeigen. Denn damit lassen nicht nur enge Freunde und Verwandte an unserem Alltag teilhaben. Für uns ist die wichtigste Motivation dahinter, dass wir uns nicht durch diffuse Ängste einschränken lassen wollen. Wir möchten diesen wichtigen Teil unsers Lebens nicht verstecken. Wenn wir versuchen würden, unsere Tochter komplett nicht zu zeigen, hätten wir am Ende eine ganze Reihe merkwürdig zugeschnittene Fotos, auf denen sich alle sonderbar verrenken.

Kinder müssen sichtbar bleiben

Als Eltern finden wir es vor allem entscheidend, dass Kinder sichtbar bleiben. Eine der Sachen, die uns in unserem Leben im Deutschland am meisten belastet hat, war die Tatsache, dass der Alltag von uns und allen anderen Menschen so durchgetaktet war, dass Kinder darin höchstens am Rande vorkamen – und das war vor der Pandemie. Nun leben in Deutschland vielleicht nicht so viele Kinder wie in manchen asiatischen Ländern, aber abgesehen von „kinderspezifischen“ Orten wie der Kita oder dem Spielplatz scheint es keinen rechten Raum mehr für Kids zu geben. Viele Menschen scheinen nicht einmal zu wissen, wie sie auf ein freundliches „Hallo“ einer Zweijährigen in der Straßenbahn reagieren sollen. Wir haben da einiges an fast rührender Hilflosigkeit erlebt. Auf dem Spielplatz hatte ich es als Vater fast noch schwerer, wenn fröhliche Annäherungsversuche von möglichen Spielkameraden von den panischen Eltern unterbrochen wurden. Häufig war ich froh, meine Tochter dabei zu haben. Eigenständiger Kontakt zu anderen Erwachsenen (auch, wenn sie die coolsten Sandburgen auf dem Spielplatz bauen) ist von vielen
Eltern nicht gewünscht.

Kinder sind kein Tabu

Es wird gerne gesagt: „Was nicht online ist, findet nicht statt“. Auf Kinder bezogen stimmt das tatsächlich. Wenn Kinder auf Blogs, Instagram und überhaupt im ganzen Internet nie auftauchen, fühlt es sich an, als würde es sich bei ihnen um ein Tabu handeln. Es vermittelt, dass es da tatsächlich etwas zu verstecken gibt, etwas Besonderes, Geheimes. Dabei sind Kinder einfach ein Teil unseres Lebens. Sie gehören zu unserer Welt – und damit für uns auch in die sozialen Medien. Wie genau und in welchem Umfang sie dort auftauchen, liegt in den Händen der Eltern beziehungsweise ab einem gewissen Alter im Ermessen der Kinder. Wir wollen so vielen Menschen wie möglich die Chance geben, online an unserem Alltag teilzuhaben, der doch recht anders ist als der der meisten unserer Follower – ohne dabei unserer Tochter das Recht zu nehmen, über ihr eigenes Bild zu entscheiden. Das ist und bleibt privat wie öffentlich eine Gratwanderung – aber eine, die meiner Meinung nach sehr wichtig ist. Wenn es nur noch kinderlose Instagram-Accounts oder Bilder von kinderlosen Paaren gäbe, würden wir alle sehr schnell glauben, dass das die Realität ist. Deshalb werden wir weiterhin unsere Tochter zeigen: ihre großartigen Luftsprünge, ihre schmutzigen Füße und ihr wuscheliges Haar – weil das nicht nur unser Leben ist, sondern das Leben an sich. Unser Kind gehört genauso zu uns und unserer Reise wie wir – und das Bild unseres Lebens wäre ohne sie einfach nicht komplett.

Olaf Bernstein freut sich, dass seine Familie in Deutschland seine Tochter dank Instagram, seinem Blog und Twitter aufwachsen sieht. Über all die kleinen und großen Herausforderungen, die damit einhergehen, schreibt er hier bei Barrio.

Matva, Monkey Business Images /shutterstock.com

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Auf nach draußen … aber wie? https://barrio.de/leben/ausfluege/auf-nach-draussen-aber-wie/ Tue, 07 Jun 2022 07:02:13 +0000 https://barrio.de/?p=41260

Mir und meiner Tochter fallen Ortswechsel schwer. Deshalb ist es häufig eine Herausforderung, überhaupt mit Ausflügen zu beginnen. Der eigentlich schwere Teil sind nicht Bergwanderungen oder die Müdigkeit nach einem langen Tag auf dem Rummel oder nach einem Großeinkauf – sondern überhaupt das Haus zu verlassen.

Tipps und Tricks, um nach draußen zu kommen

Zum Glück haben wir über die Jahre haben unterschiedlichste Dinge ausprobiert. Das morgendliche Loskommen ist nach wie vor nicht leicht, aber diese unvollständige Liste gibt vielleicht erste Ideen und Ansatzpunkte, wenn sich bei euch auch kleine oder große Menschen aufhalten sollten, die felsenfest davon überzeugt sind, die Draußenwelt sei ein herausfordernder Ort.

Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt

Ein kleiner Schritt ist besser als gar keiner. Anstatt euch mit der Vorstellung einer gigantischen Wandertour oder eines Großeinkaufs zu überfordern, beginnt ihr mit dem ersten kleinen Schritt, der dafür nötig ist. „Wir stehen auf und holen unsere Schuhe“. Ihr gebt euch und euren Kindern danach die Erlaubnis, einfach aufzuhören. In den meisten Fällen reicht ein kleiner Impuls, um den Prozess des Loskommen in Gang zu setzen. Eh ihrs euch verseht, seid ihr alle draußen.

Druck weg nehmen

Wenn etwas schwer fällt, ist es ein Leichtes, sich selbst zu beschämen. „Ich schaffe das nicht, ich werde das nie hinbekommen“ etc. Das hören wir nicht nur von unseren Kids. Solche Sätze hallen auch aus unserer Kindheit her in unseren Köpfen nach. Diese Stimmen sind erstaunlich hartnäckig, und sie wollen überraschend selten einfach vom Sofa aufstehen. Meist verbergen sich dahinter Ängste, die vor allem dafür sorgen wollen, dass wir sicher sind. Wir können diese inneren Stimmen beruhigen, indem wir ihnen sagen: Es ist absolut okay, jetzt nicht raus zu wollen. Dann können wir uns – oder unsere Kinder – vorsichtig nach den Ursachen fragen, und ruhig nach den Alternativen. Können wir hinterher gemeinsam etwas wirklich Schönes tun? Wäre ein anderer Zeitpunkt zum Loskommen besser? Hilft ein fixer Wettbewerb, wer am schnellsten die Jacke anhat? Oder gibt es gar eine Alternative zum Losgehen (beispielsweise eine Online-Lieferung für Lebensmittel anstatt in den Supermarkt zu müssen).

Die Kooperationsakkus aufladen

Wenn es an einem Übergang harkt, ist das meist ein Zeichen dafür, dass die Kooperationsakkus aufgeladen gehören. Bei unseren Kindern kann das je nach Typ kuscheln, gemeinsam lachen und reden oder zusammen etwas spielen sein. Wir als Erwachsene können versuchen, unser Nervensystem durch Atemübungen, leichte Yogaübungen oder einem warmen Tee zu beruhigen. Wenn wir uns geerdet fühlen, ist der Wechsel in dieses doch eigentlich ganz schöne Draußen plötzlich kein unüberwindlicher Berg mehr, sondern eine Schwelle ins Abenteuer – die wir jetzt einfach mal überschreiten.

Olaf Bernstein berichtet über all die Abenteuer mit seiner Familie in der Draußenwelt neben
Barrio auch auf Instagram, auf seinem Blog und bei Twitter.

Foto: Canva / Porträt: Olaf Bernstein

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Introvertiert sein als Papa https://barrio.de/leben/gesundheit/introvertiert-sein-als-papa/ Mon, 23 May 2022 12:28:34 +0000 https://barrio.de/?p=41051

Die Welt existiert. Irgendwie macht mich das nervös. Denn ich weiß: früher oder später wird sie Kontakt mit mir aufnehmen, diese Welt, und erwarten, dass ich Dinge tue. Dieses Gefühl hat sich nur verstärkt, seit ich Papa geworden bin.

Die Welt nimmt Kontakt auf

Als introvertierter Papa gibt es viele Überraschungen, die es nötig machen, dass ich aus mir herausgehe. Dann ändert sich der Alltag, und das kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Manchmal kann das in Form eines Kindes geschehen, dass mit meiner Tochter spielen möchte. Durch Einladungen zu spannenden Partys, deren inoffizielles Motto „FOMO“ zu sein scheint. Oder aber durch wichtige, unverrückbare Termine, die wie große Monolithen aus der nächsten Wochenmitte zu mir herüberragen und die kommenden Tage verdunkeln. Ein Arzttermin? Ein Elternabend, mit echten Menschen? Uff.

Veränderung tut gut

Es ist nicht so, dass ich Menschen nicht mag. Ich lebe ja in einem extrem offenen Haus, in einem kleinen Ort inmitten der Natur. Das hat den Vorteil – oder Nachteil, je nachdem, wie man es sehen mag – dass ich gar nicht erst hinausgehen muss in die Welt. Sie kommt zu mir. In Form von Regen, rolligen Katern, Freund*innen und Gottesanbeterinnen. Mir tut das gut, weil ich so nicht Gefahr laufe, in einer perfekten Umgebung zu verkümmern, in der sich nie etwas verändert. Hier bei uns gibt es alles – nur keine Perfektion. Schwer auszuhalten für einen introvertierten Perfektionisten wie mich, aber vermutlich ganz gesund.

Raus in die Welt

Dank meiner Tochter bleibe ich auch nicht auf mein Haus beschränkt. Mit ihr geht es zum Spielplatz und zu Playdates. Ich tausche mich mit Menschen aus, mit denen ich ohne mein Kind niemals Kontakt gehabt hätte, und ich lerne viel über mich selbst durch die Art und Weise, wie meine Tochter mit Menschen interagiert. Ich übe mit ihr, in Restaurants zu bestellen oder Eltern von Freund*innen anzusprechen, die sie noch nicht so gut kennt. Und ich merke, wie gut es ihr tut, bei neuen oder aufregenden Situationen jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie versteht und der ihr die Sicherheit gibt, sich auszuprobieren.

Raum für Abenteuer

Die eigentliche Schwierigkeit in meinem Alltag besteht auch nicht unbedingt im Meistern neuer Situationen. Sie liegt darin, dass wir versuchen müssen, uns allen zu Hause genug Raum zu geben. Dann, wenn der Stress, die Freude und die Aufregung über die Freund*innen beim Playdate nachlassen und viel begleitet werden muss. Gerade dann bin ich froh, dass wir alle ein Leben für uns gebaut haben, in dem viel Raum für das Verarbeiten all unserer Abenteuer ist. Denn so ist es für uns überhaupt nur möglich, uns jeden Tag von neuem in ein Abenteuer zu stürzen – introvertiert hin oder her.

Olaf Bernstein liebt es, sich virtuell mit Menschen auszutauschen, sei es bei auf Barrio, auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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