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Jeder hat schon mal etwas über Hodenhochstand gehört, aber was das genau bedeutet und wie es dazu kommt bzw. was wir als Eltern vorbeugend machen können, ist uns fremd. Unsere Expertin Prinzessin Stefanie zu Sayn-Wittgenstein beleuchtet das Thema für euch.

Liebe Mamas, liebe Papas,

der Hodenhochstand kommt sehr selten vor. Bereits beim neugeborenen Jungen sollten die Hoden im Hodensack zu tasten sein. Die kleinen Hodensäckchen fühlen sich gefüllt an, denn im Normalfall sind die Hoden bereits im Mutterleib aus dem Bauchraum über den Leistenkanal in den Hodensack gewandert Bei ca. 1-3% der Jungen hat sich ein oder auch beide Hoden noch nicht in den Hodensack verlagert. Das ist erst einmal nicht schlimm, aber bis zum ersten Geburtstag sollten die Hoden in den Hodensack gewandert sein.  Bei den regemäßigen Vorsorgeuntersuchungen des ersten Lebensjahres kontrolliert euer Kinderarzt die genaue Lage der Hoden. Er wird euch informieren, wenn er eine weitere Diagnostik empfiehlt.

Warum ist es so wichtig das der Hoden in den Hodensack wandert?

Damit sich der Hoden und die Keimzellen, die später die Zeugungsfähigkeit ermöglichen, gut entwickeln können, benötigen die Hoden eine kühlere Umgebungstemperatur. Im Hodensack ist die Körpertemperatur um einige Grade geringer als im Bauchraum.

Komplikationen, wenn der Hoden nicht vor dem ersten Lebensjahr in den Hodensack wandert:

  • Zeugungsunfähigkeit
  • Ein erhöhtes Risiko an einem Hodentumor/ Hodenkrebs zu erkranken

Wandern die Hoden nicht altersentsprechend in den Hodensack, so wird nach einer eingehenden Diagnostik zwischen Hodenhochstand und Pendelhoden differenziert.

Hodenhochstand

Einziges Zeichen ist, dass die Hoden oder ein Hoden nicht im Hodensack tastbar sind. Bei den kinderärztlichen Untersuchungen wird der Kinderarzt mit Hilfe des Ultraschalls feststellen, wo sich der Hoden befindet.  Dabei kann er drei verschiedene Formen eines Hodenhochstandes diagnostizieren:

  • Ein Bauchhoden liegt im Bauchraum verborgen und ist deshalb nicht tastbar.
  • Ein Leistenhoden lässt sich in der Leiste ertasten, aber nicht in den Hodensack verschieben.
  • Ein Gleithoden liegt ebenfalls in der Leiste, er lässt sich in den Hodensack ausstreichen, gleitet aber sogleich wieder nach oben. Er bleibt nicht von allein im Hodensack

Senkt sich der Hoden nicht von allein ab, so wird der Kinderarzt euch an einen Spezialisten überweisen. Mit Hilfe einer Hormontherapie wird dann versucht die Hoden zu bewegen in den Hodensack zu wandern. Gelingt das nicht, so ist ein kleiner operativer Eingriff notwendig. Die Behandlung sollte vor Ende des ersten Lebensjahres abgeschlossen ist.

Pendelhoden

Ein Pendelhoden ist kein Hodenhochstand! Der Pendelhoden kann bei der Untersuchung in der Leiste tastbar sein, der Hodensack erscheint ungefüllt; genau wie beim Gleithoden. Er lässt sich aber in den Hodensack verschieben und bleibt auch dort. Genau darin unterscheidet sich der Pendelhoden vom Gleithoden, der sich wieder in die Leiste zurückzieht. Auch für erfahrene Kinderärzte ist es oft schwer den Pendelhoden vom Gleithoden zu unterscheiden. Der Pendelhoden kann spontan durch den Cremasterreflex ausgelöst werden. Dafür sind die zarten Muskelfasern des Musculus Cremasters, entlang des Samenstranges verantwortlich. Ein Schutzreflex, der bei Kälte oder auch bei Gefahr die wichtigen Keimdrüsen in eine geschützte und warme Position in die Leiste bringt.

Cremasterreflex selbst auslösen

Ihr könnt den Cremasterreflex durch eine Berührung an der Innenseite der Oberschenkel eures Sohnes auch selbst auslösen: die Hoden gleiten nach oben, kommen aber rasch wieder in den Hodensack zurück. Bei der Untersuchung bei Kinderarzt fühlt sich euer Sohn vielleicht gerade nicht wohl oder ihm ist kalt und ungemütlich. Ganz automatisch setzt dann der Cremasterreflex ein und der Hoden versteckt sich. Ist die Untersuchung nicht eindeutig, hilft oft eine erneute Untersuchung einige Wochen später. Euer Kind ist dann entspannter, weil es die Situation schon kennt, sich wohler fühlt und sicher kann dann die Diagnose eindeutig gestellt werden.

Pendelhoden erfordert keine Behandlung

Wenn der Arzt schließlich einen Pendelhoden diagnostizier hat, ist eine Behandlung nicht nötig. Dennoch sind regelmäßige Kontrollen bis zur Pubertät wichtig, denn es kann sich aus einem Pendelhoden doch noch ein Gleithoden entwickeln. Beim Wickeln könnt ihr auch darauf achten, ob ihr auf beiden Seiten einen leeren oder einen gefüllten Hodensack bei eurem Sohn sehen könnt. Bitte nehmt die regelmäßigen Untersuchungen im ersten Lebensjahr und im Kleinkindalter wahr und sucht bei entsprechender Diagnose einen Spezialisten für die Behandlung von Kindern auf. Beim Bundesverband für pädiatrische Chirurgie, könnt ihr einem Spezialisten in eurer Gegend erfragen. www.dgkch.de

Liebe Grüße, Eure Stefanie

Beitragsfoto: 

Von Zoia Kostinashutterstock.com