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Kinder wollen verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Deshalb lieben sie Fragen über das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Ein elementarer Bestandteil all dieser Dinge ist der Tod, der das Leben zum Stillstand bringt. Fragen zum Thema Tod („Können wir Opa nicht einfach wieder ausgraben? Oder müssen wir uns zu ihm legen?“) verdienen genauso ihren Platz in unserem Alltag wie Fragen zur Geburt („Mama, wie hab ich in deinen Bauch gepasst? Wo war ich vorher?“). Fragen über den Tod waren deshalb bei uns nie ein Tabuthema. 

Mit Kindern über den Tod reden

Es ist nicht so, dass wir in unserer Familie besonders morbide wären oder dass wir schon früh viele Verwandte verloren hätten. Unsere Tochter hatte einfach sehr früh sehr grundsätzliche Fragen. Wie genau das Weltall entstanden ist, zum Beispiel. Wo wir alle einmal hingehen werden. Wenn wir dann erzählen, dass wir Eltern eines Tages nicht mehr da sein werden, dann kommt sie automatisch, die Frage nach dem Tod.

Was kommt danach?

Wir haben mit unserer Tochter über verschiedene Konzepte gesprochen. Ideen, die sich Menschen überlegt haben, damit der Kreislauf des Lebens Sinn ergibt. Wir haben ihr vom Jenseits berichtet und dass einige Leute der Ansicht sind, dass wir eines Tages im Himmel auf Wolken sitzen und auf die Erde herabschauen werden. Wir haben ihr von Wiedergeburt im Buddhismus erzählt und ihr auch erklärt, dass manche Menschen glauben, dass das Leben mit dem Tod unwiderruflich zum Stillstand kommt. Wir haben Dokus über Nahtoderfahrungen mit ihr geschaut und wir begleiten liebevoll jedes Insekt, das in in unserem Garten stirbt.

Über den Tod hinaus

Unser offener Umgang mit dem Thema Tod rührt teils von unserer Weltreise her. Wir wurden in Hindu-Schreinen gesegnet, haben aufwändige Reinigungszeremonien in balinesischen Wassertempeln mitgemacht und Kirchen und Klöster bestaunt. Immer mit dem kleinen Gedanken im Ohr: „Was kommt später?“ Eine der eindrücklichsten Erinnerungen unserer Tochter ist ihr Besuch beim Taj Mahal mit zwei Jahren. Die bekannteste Sehenswürdigkeit Indiens ist nichts anderes als ein Mahnmal der Liebe, errichtet vom damaligen Mogulherrscher für seine verstorbene Lieblingsfrau. Ein Gedicht, das über den Tod hinweg trägt, in Stein gemeißelt für die Ewigkeit. Die Fragen nach Leben und Sterben kamen damals wie von selbst.

Offen mit Kindern über den Tod reden

Wenn wir sehen, wie oft der Tod sich bemerkbar macht in unserem Alltag – wenn wir nur genau hinschauen und kleines und großes Leben gleichermaßen ernst nehmen – dann ergeben sich die Gespräche darüber fast von selbst. Mit dieser Beiläufigkeit, die unserer Tochter eigen ist, erklärte sie dann eines Tages: „Ich bin sicher, ich werde mit dir wiedergeboren, Mama.“ Seitdem ist die Frage für sie geregelt. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, wünschte ich, ich könnte die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest mit der gleichen Selbstverständlichkeit für mich beantworten. Aber in einem bin ich sicher: Dass wir von Anfang an offen über den Tod geredet haben, hat das Thema von Schwere und Sorgen befreit. 

Josi Bernstein schreibt bei Barrio, auf ihrem Blog, bei Instagram und bei Twitter über das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

Das BARRIO-Team bedankt sich für den tollen Artikel von Josi und hier könnt ihr noch mehr von Josi lesen.