Liebe Mamas und Papas,
das Wort Neugeborenenintensivstation ist für uns alle ein Schreck! Umso mehr, wenn ein Baby auf der Früh- und Neugeborenenintensivstation liegt. Immer ist eine Geschichte voller Schmerz und Trauma vorangegangen. Etwas passierte, was die Welt stillstehen lässt und einen Lebensweg verändert, sowohl für die Eltern, als auch für den kleinen Patient*in. Die Hoffnung liegt nun auf der spezialisierten Intensivmedizin und dass es einen Weg geben darf, der ins Leben führt.
Ich bin Kinderkrankenschwester und habe lange Zeit auf verschiedenen Intensivstationen für Früh- und Neugeborene gearbeitet und Eltern und Babys begleiten dürfen.
Schwere Zeit auf der Neugeborenenintensivstation
Für euch Eltern ist es ein schwerer erster Weg zu uns auf die Intensivstation. Ihr wisst nicht was ihr dort erleben werdet und wie ihr euer Baby vorfinden werdet, aber ihr dürft sicher sein, dass wir Kinderkrankenschwestern, Pfleger und Kinderärzte*innen euch voller Liebe und Zuversicht empfangen werden.
Wir lieben unsere kleinen Patienten*innen und geben alles, um ihnen den Weg zu ebnen und gut auf sie zu achten. Aber wir brauchen euch Eltern! Habt vertrauen zu uns Kinderkrankenschwestern, Pfleger und Kinderärzten*innen. So groß eure Angst auch sein mag, gebt nicht auf! Glaubt an die Kraft euers Kindes und an die Liebe! Kein Medikament, kein Gerät und auch wir nicht, können eure Liebe ersetzen.
Geschichte von Emma
Ich möchte euch die Geschichte von Emma* und ihren Eltern Ida* und Peter* (* Namen sind geändert) erzählen. Peter und Ida sind in größter Vorfreude auf ihr erstes Kind. Sie sind bereits 49 und 45 Jahre alt und dankbar, dass die Schwangerschaft eingetreten ist und die kleine Emma im Bauch ihrer Mami ganz behütet und gesund heranwächst. Um genügend Platz als kleine Familie zu haben steht ein Umzug bevor.
Ida geht regelmäßig ihrem Beruf nach, aber da sie immer häufiger erschöpft war, hatte sie die Arbeitszeit bereits etwas reduziert und mehr Aufgaben abgegeben. Sie macht regelmäßig Schwangerschaftsyoga und fühl sich in ihrem Körper wohl. Der Umzug steht ihr etwas bevor. Sie merkt bereits, dass ihr das alles ein bisschen viel wird. Peter arbeitet viel als Unternehmensberater und kann nur mäßig auf die Sorgen von Ida eingehen.
Ida nimmt regelmäßig die Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen war. Die Schwangerschaft verläuft unauffällig und der Geburtstermin ist für den 15. November ausgerechnet.
Plötzlich ist etwas nicht in Ordnung
Der Umzug geht wie geplant vorbei. Ida und Peter kommen in ihrem neuen Heim gut an. Es ist der 15. September als Ida in der Nacht plötzlich aufwacht und ganz genau weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie steht auf und versucht zu erfühlen was es sein könnte. Sie hat den Verdacht, dass es der kleinen Emma im Bauch aus irgendeinem Grunde nicht gut geht. Schreck breitet sich in ihr aus. Plötzlich spürt sie etwas warmes ihre Beine herablaufen. Ihre Fruchtblase ist geplatzt. Die Wehen haben eingesetzt.
Peter ruft den Notarzt. Da die Fruchtblase bereits gesprungen ist, ist die kleine Emma im Mutterleib nicht mehr geschützt und eine Frühgeburt steht bevor. Ida ist in der 32. Schwangerschaftswoche. Ida und Peter werden vom Notarzt in das nächste Perinatalzentrum gefahren. Beide Eltern sind voller Sorge und Selbstvorwürfe darüber, dass sie die Stressempfindungen von Ida vielleicht nicht ausreichend beachtet haben. Hätten die doch erst nach der Geburt umziehen sollen? Hätten sie die Situation vermeiden können? Werden sie ihr Baby verlieren? Wird Emma gesund auf die Welt kommen? Wird sie leben können? Was steht Ida und Emma bevor? Schreckliche Bilder gehen durch ihren Kopf.
Emma kommt als Frühchen in der 33 SW auf die Welt
Als Ida und Peter im Perinatalzentrum ankommen, ist bereits alles vorbereitet. Der Notarzt hatte die Klinik bereits über Funk informiert. Ida wird sofort in den Kreißsaal gebracht und untersucht. Emma geht es gut, aber die Geburt hat begonnen. Emma wiegt im Moment 1500gr. Da der wichtigste Faktor zur Lungenreifung erst in der 33. Schwangerschaftswoche in der Lunge des Babys gebildet wird, erhält Ida über eine Infusion ein Medikament, was die Lungenreifung beschleunigt. Zusätzlich erhält sie ein Medikament, was die Wehentätigkeit hemmt. Emma wird über das CTG beobachtet.
Medikament bewirkt frühzeitige Lungenreifung
Insgesamt wird nun versucht Emma noch 52 Stunden im Mutterleib zu halten, damit alle drei Dosen des Lungenreifungsmedikaments gegeben werden können und Emma eine sehr viel höhere Überlebenschance erhält. Ida muss liegen darf sich nun wenig bewegen. Es gelingt, Emma die nötige Lungenreifung zu geben und erst nach 3 Tagen zeigt sich im CTG, dass es Emma im Bauch von Ida nicht mehr gut geht.
Ida ist in der 33+4 (33 Wochen und 4 Tage) Schwangerschaftswoche. Emma kommt als Frühchen mit 1530 gr Geburtsgewicht am 18. September per Kaiserschnitt zur Welt.
Bangen und Hoffen
Peter war die ganze Zeit an Idas Seite. Sein Büro hat seine Aufgaben übernommen und er konnte ganz für seine kleine Familie da sein. Ida und Peter hatten nun bereits 3 Tage Zeit sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen. Sie haben gebangt und gehofft, dass Ihr Kind diese erste schwierige Situation in seinem Leben gesund überstehen kann. Emma ist eine kleine Kämpferin. Sie kommt zwar sehr klein auf die Welt, aber sie hat gute Überlebenschancen. Im Kreissaal wird sie unmittelbar von einem Team der Frühchenintensivstation in Empfang genommen.
Emma muss in den Inkubator
Sie benötigt eine Atemunterstützung und Sauerstoff. Aber bereits nach einer Stunde zeigt sich, dass die Behandlung für die Lungenreifung gewirkt hat. Emma kann ganz alleine Atmen. Der Sauerstoffaustausch in der kleinen Lunge funktioniert. Da sie noch sehr klein ist, hat sie noch nicht genug Fettgewebe entwickeln können. Sie kann ihre Körpertemperatur noch nicht alleine halten. Die nächsten Wochen, bis sie ein Körpergewicht erreicht hat, dass ausreicht, um eine Körpertemperatur von 37 Grad zu halten, wird sie in einem wärmenden Inkubator verbringen.
Auch das Immunsystem von Emma ist mit 33 Schwangerschaftswochen noch nicht ausreichend ausgebildet. Sie benötigt eine keimarme Umgebung und die wertvolle Muttermilch von Ida. Die Muttermilch gibt ihr den nötigen Schutz und wertvolle Antikörper, um ihr Immunsystem auszubauen. Und sie braucht nun ganz viel Liebe und Unterstützung! Am besten geht das, wenn die Eltern sie unterstützen, streicheln, Zuspruch geben, Singen, ihre Geschichten erzählen und Emma so oft wie möglich den Herzschlag ihrer Mami hören darf und die warme Haut von Mami und Papi spüren kann.
Den 2. Teil meines Bericht könnt ihr am Mittwoch lesen
Liebe Grüße Stefanie
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