Christian Suffel | Barrio https://barrio.de Die Eltern Community Tue, 10 Aug 2021 10:06:59 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.9.10 Frühförderung: Muss mein Kind im ersten Schuljahr lesen lernen? 9 Fakten https://barrio.de/leben/bildung/wann-lesen-lernen/ Mon, 16 Aug 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=34149

Wann müssen unsere Kinder lesen können oder über den Sinn und Unsinn von Frühförderung….

Kinder sind verschieden. Sie entwickeln sich unterschiedlich schnell oder langsam, haben diverse Interessen, Charaktereigenschaften und Fähigkeiten. Wieso ist es uns aber so wichtig, dass sie gerade im schulischen Kontext gewisse Meilensteine termingerecht erreichen?

Über den Drang, immer alle gleich zu machen

Die Antwort ist so simpel wie bedrückend. Wir haben Angst. Angst, dass unser Kind abgehängt wird. Dass das Fehlen der schulischen Grundlagen zu Frust führt. Dass unser Kind nicht aufs Leben vorbereitet wird und das wir am Ende der Zukunft unseres Kindes schaden.  Die Frage, die wir uns nun also stellen müssen, ist Folgende: Ist diese Angst berechtigt? Verliert unser Kind tatsächlich, wenn es nicht jetzt sofort lesen lernt? Dabei ist vor allem eines wichtig: Es gibt nicht die eine definitive Antwort für alle, sondern nur nur den Blick aufs jeweilige Kind.

Wichtig ist bei diesen Überlegungen vor allem, nicht das individuelle Tempo unseres Kindes aus dem Blick zu verlieren. Manche Kinder lernen langsamer als andere. Manche lernen schlicht anders. An diesen Gedanken muss sich die Frühförderung, wenn sie denn stattfinden soll, orientieren.

Wege zur Frühförderung

Gerade weil jeder Mensch anders lernt, ist es essentiell, am Anfang unterschiedliche Systeme auszuprobieren, bis die passende Lösung gefunden ist.

Montessori-Material

Maria Montessori war mit ihrem Leitspruch: „Hilf mir, es selbst zu tun“ eine Vorreiterin für den individuellen Blick auf das Kind. In der Montessori-Pädagogik speist sich der Lernfortschritt aus der simplen Tatsache, dass nach der passendsten Lernmethode für das jeweilige Kind geschaut wird. Eine wichtige Rolle dabei spielen Freiarbeit, künstlerische Arbeit mit allen Sinnen und die Erweiterung des Lernraums in Bereichen, wo Kinder besondere Begabungen zeigen, um Unterforderung zu vermeiden. Durch diese Flexibilität kann sich dem Lesen auf ganz neue Art und Weise genähert werden.

Übungen am ganzen Wort

Nicht jedes Kind begreift Worte gleich. Einige gehen den klassischen Weg von den Lauten über die Buchstaben bis hin zu einzelnen Silben und schließlich zum ganzen Wort. Für die Frühförderung kann aber auch genau der umgekehrte Ansatz hilfreich sein: Einige Kinder brauchen erst die komplette Verständnisebene des Wortes, bevor sie sich die zugrundeliegende Struktur im Nachhinein erschließen. Übungen am ganzen Wort können dann ungeahnte Fortschritte freisetzen.

Apps

Auch Lern-Apps haben den Vorteil, spielerisch an Themen wie Buchstaben und Worte heranzugehen. Sie verknüpfen das Lesenlernen mit spannenden Geschichten und erschließen so die Welt über Sprache. Gerade für kleine Kinder, die visuell lernen, ein lohnender Einstieg.

Wortspiele mit Magneten 

Eine Übung, die sich leicht zu Hause in den Alltag integrieren lässt und dabei die Elemente von Wörtern und Sprache offenlegt, sind Kühlschrankmagneten, die mit Buchstaben beschriftet sind. Hier können Kids nicht nur ihre Kreativität ausleben, sondern auch grundlegend verstehen, wie Sprache und Lesen funktioniert.

Zeichenspiele

Wenn das Kind gerne zeichnet und malt, können Malspiele helfen. Tiere mit den gleichen Anfangsbuchstaben auszumalen und die Worte dabei zu üben, schafft Verbindungen und Übergänge vom abstrakten Buchstaben hin in die reale Welt. Oder aber, Buchstaben werden in Tiere und andere Dinge umgestaltet. Alles, was das Interesse weckt und Begeisterung auslöst, ist erlaubt.

Lesen lernen mit Leselernbüchern mit Symbolen 

Um bei Kindern die Verknüpfung zwischen Wort und Gegenstand zu bilden, sind Leselernbücher, die einzelne Begriffe mit Bildern ersetzen, eine gute Wahl. Sie schaffen nicht nur ein Verständnis, wie ein bestimmtes Wort ein Bild im Kopf auslöst, sondern helfen auch, Grammatik und Satzbau besser wahrzunehmen.

Was Frühförderung können sollte

Frühförderung soll vor allem eins: Grundlagen schaffen. Damit sind nicht nur basale Kulturtechniken gemeint, sondern die Freude am Lernen an sich. Frühförderung sollte Spaß machen, flexibel sein und vor allem sich an die Bedürfnisse des Kindes anpassen. Optimalerweise sind die Methoden vom Kind selbst gewählt (aus einer Auswahl, die wir Eltern bereitstellen), und es steckt kein Zwang dahinter.

Denn ja, wir können unsere Kinder bereits als Leseratten in die Schule schicken. Wir können Bildungslücken auffüllen und unseren Kindern einen super Start ins Lernen ermöglichen. Vor allem aber können wir hier den Grundstein für eine lebenslange Lernbegeisterung legen. Und das Legen dieses Grundsteins braucht Geduld, Kreativität und ein bisschen Fingerspitzengefühl.

Olaf Bernstein schreibt für Barrio zu allen großen und kleinen Themen des Elternalltags. Weitere Gedanken findet ihr auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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Spielzeug ausmisten – wie das Chaos im Kinderzimmer verschwindet https://barrio.de/lieben/familienleben/spielzeug-ausmisten-leicht-gemacht/ Thu, 12 Aug 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=33775

Der alltägliche Horror – das Chaos im Kinderzimmer! Was kommt, was geht, was bleibt? Und wenn es bleibt, wo bleint es dann? Unser Autor Olaf Bernstein hat sich der Sache angenommen.

Es gibt einige universelle Erfahrungen, die alle Eltern vereinen. Unangefochten aufs Treppchen gehört der LEGO-Stein, der sich um halb eins in der Nacht heimtückisch in die Fußsohle bohrt, während man doch eigentlich nur ein Glas Wasser aus der Spüle trinken wollte. Dieser stechende Schmerz, dieses Gefühl des Betrugs und der Überraschung – wäre der LEGO-Stein ein Disney-Bösewicht, es gäbe ein ganzes Franchise über ihn. Oder zumindest einen Tatort in Deutschland.

Warum aber diese Gedanken? Wenn man vor Schmerz durch die nächtliche Küche hopst und sich die Hand auf den Mund drückt, mag das nicht so offensichtlich sein. Am nächsten Morgen aber schon: Unsere Kinder haben so viel Spielzeug, dass es eine allgemeingültige Erfahrung von Eltern ist, draufzutreten. Das wiederum bedeutet, dass übermäßig viel Spielzeug einfach rumliegt. 

Chaos im Kopf

Überforderung bedeutet Chaos – allerdings nicht so, wie viele jetzt denken. Wenn unsere Kids überquellende Schränke und Regale haben, werden sie weniger mit ihren Spielsachen spielen. Klingt erstmal unglaubwürdig? Wie oft haben wir schon den alten Labberpulli angezogen – nicht, weil wir ihn lieben, sondern weil wir alle anderen Pullis einfach nicht mehr aus dem vollgestopften Kleiderfach bekommen? Wenn wir als Erwachsene schon an so einer einfachen Aufgabe wie Anziehen scheitern, ist es kein Wunder, wenn unsere Kinder die Lust auf ihr Spielzeug verlieren und es einfach liegen bleibt. Aussortieren ist nicht leicht, es braucht einen Plan dafür – bei Groß und Klein.

Was hilft gegen Chaos im Kinderzimmer?

  • Eine Übersicht herstellen. Was wird bespielt, was liegt nur rum? Was ist kaputt und kann weg, wo lohnt sich eine Reparatur?
  • Zuerst die großen, leicht aufzuräumenden Dinge in Angriff nehmen. Sie haben den größten Effekt, das Wegräumen geht am schnellsten und motiviert so.
  • Alles, was noch benutzbar ist, aber nicht bespielt wird, kommt in eine undurchsichtige Box und wird beiseite geräumt. Werden die Sachen auch nach einem halben Jahr nicht vermisst, können sie entsorgt, verschenkt oder gespendet werden. 
  • Jedes übriggebliebene Ding bekommt einen fürs Kind leicht zugänglichen Platz, idealerweise nach Kategorien geordnet (Ponys, Bauklötze, Puppen etc.). Dabei bleiben die einzelnen Kategorien so klein, dass es leicht bleibt, damit zu spielen (also nicht 500 Autos, sondern 15 in einer Box).
  • Je nach Alter des Kindes kann der Nachwuchs beim kompletten Aufräumen mithelfen oder auch nur Teilbereiche übernehmen (die Spielzeugautos sortieren oder ganz wichtige Kuscheltiere einräumen). 

Spielzeug ausmisten – Wie kann ich das Kind dazu bringen, aufzuräumen?

Wenn das Kind ungern aufräumt, bringt es nichts, ihm allabendlich Vorwürfe zu machen. Die Frage ist: Warum möchte ich so gern, dass das Kind aufräumt? Habe ich selbst ein Thema mit Ordnung, dass ich nur übertrage? Wenn ja, dann wird mir auch ein entrümpeltes Kinderzimmer nicht lange Freude machen. Vielmehr sollte dann die Frage sein, ob es einen leichteren Weg gibt, das Spielzeug abends wegzuräumen. Denn wenn einen das Chaos im Kinderzimmer und in den Gemeinschaftsräumen stresst, kann es keine gute Lösung sein, einfach aufzugeben und alles liegenzulassen. Stattdessen muss eine fixe Lösung her: Ein großer Korb, in den einfach alle wild herumfliegenden Dinge eingesammelt werden und der im Kinderzimmer verschwindet, wäre eine. Anstelle sich zu streiten, lässt sich so schnell Raum und Ruhe schaffen. Was das Kind dann mit den Sachen im Zimmer macht, ist seine eigene Verantwortung. 

Loslassen lernen

Wenn wir selbst schauen, warum wir so dringend Ordnung brauchen, finden wir einen Weg, loszulassen. Wir können kleine, private Bereiche nach unserem Geschmack aufräumen. Wir können uns mit Meditation und mentalen Übungen daran gewöhnen, dass nicht immer alles perfekt sein muss. Denn letztlich bringen wir unseren Kindern mit einem Ordnungszwang nicht bei, mit Freude Dinge zu pflegen und aufzuräumen. Der effektivste Weg, mit dem LEGO-Stein im Fuß umzugehen, ist, ihn entspannt beiseitezulegen. Denn viel anstrengender als das Chaos im Zimmer ist das Chaos im Kopf.

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Endgegner Zahnbürste – Lösungen im Kampf gegen Karies und Tränen https://barrio.de/leben/gesundheit/karies-zahnbuerste-kinder/ Sun, 08 Aug 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=33744

Viele Eltern verzweifeln am Zähneputzen. Was können wir tun, wenn unsere Kinder die Zahnpflege verweigern oder wir Angst haben, es könnte soweit kommen? Gerade jüngeren Kindern fehlt das Vorstellungsvermögen, wenn es um langfristige gesundheitliche Folgen geht. Wenn sich die Zahnbürste jedoch jetzt zu hart anfühlt, bringt es wenig, mit dem Kind über zukünftige Löcher in den Zähnen und Karies zu sprechen. Kinderzahnärzte empfehlen das Zähneputzen ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns und das Thema begleitet uns Eltern lange. Deshalb ist es wichtig, je nach Alter des Kindes nach individuell passenden Lösungen zu suchen. 

Tipps und Tricks, um das Zähneputzen schöner zu gestalten und dem Karies keine Chance zu geben

Alter: 6 Monate bis 1,5 Jahre: 

  • In der oralen Phase wird ohnehin alles spielerisch in den Mund genommen und der Mund öffnet sich in Rückenlage relativ leicht. Mit speziellen Fingerlingen kann das Zahnfleisch schon im Vorfeld massiert werden, damit das Kind sich schon an den Ablauf des Putzens gewöhnt und das Zahnen leichter fällt.
  • Zwei Zahnbürsten: Eine Zahnbürste zum selber Erkunden (wird meist zerkaut) und eine zum tatsächlichen Putzen bereit zu halten, hilft ebenfalls.
  • Zähneputzen als Teil einer Routine. Wenn die Probleme weniger beim Zähneputzen selbst liegen, sondern sich das Kind nicht aus dem Spiel lösen kann, hilft es, die Zahnpflege als festen Teil der Zubettgeh-Routine zu etablieren. Die Wiederholung macht es sehr viel leichter.

Alter: 1,5 Jahre bis 5 Jahre: 

  • „Wo ist das Flugzeug?“ Die Zahnbürste ist auf einmal ein Zeppelin oder ein U-Boot, das im Mund auf Erkundungstour geht? Ein spielerisches Element kann für Entspannung sorgen und negative Muster durchbrechen. 
  • Musik an! Es gibt eine ganze Reihe fröhlicher Zahnputzlieder, die Kindern erstens spielerisch erklären, wen es wegzuputzen gilt und zweitens einen zeitlichen Rahmen vorgeben. 
  • Lesen bildet! Bücher (oder auch Filme) – über „Karies und Baktus“ beispielsweise – geben eurem Nachwuchs ein besseres Verständnis von dem, was im Mund passiert und wozu das Zähneputzen dient.
  • Akzeptieren, wenn es nicht geht: Wenn die Situation anstrengend und belastend für alle ist, eine Ausnahme machen, zurücktreten und innerlich durchatmen. Wenn wir als Eltern angespannt ans Zähneputzen herangehen, sinkt die Kooperationsbereitschaft unserer Kinder massiv. Wenn sich alle beruhigt haben, kann ein neuer Versuch gestartet werden. 
  • Die Bindungs-Akkus aufladen: Wenn das Zähneputzen schwierig ist, braucht es extra viel Rückversicherung und Liebe. Wenn unsere Kinder das Gefühl haben, von uns aufgefangen zu werden, bleibt auf beiden Seiten mehr Raum für die Begleitung schwieriger Phasen wie der Zahnpflege.

Alter: 6 Jahre bis 10 Jahre: 

  • Freiräume geben: Das Kind selbst entscheiden lassen, wann und wo es putzt, die Zahnpasta selbst aussuchen lassen, eine glitzernde Zahnbürste kaufen oder auch eine schöne Sanduhr, die die Zeit vorgibt – all das kann dabei helfen, dem Kind Autonomie zurückzugeben.
  • Nicht zu früh aufgeben: Beim Zähneputzen ist es wie bei allem anderen auch: es gibt immer mal wieder herausfordernde Phasen. Wichtig ist, gemeinsam mit dem Kind Lösungen zu suchen und auch bei älteren Kindern nachzuputzen beziehungsweise die Zahngesundheit nicht aus den Augen zu verlieren. Ungefähr bis zum 10. Lebensjahr brauchen Kinder Unterstützung beim Zähneputzen. Erst danach ist die Feinmotorik ausreichend entwickelt.
  • Auf zuckerfreie beziehungsweise zuckerarme Ernährung umstellen: Wenn gar nichts mehr geht, habt ihr immer noch die Möglichkeit, die Zähne eurer Kids mit einer gesunden Ernährung zu schützen, die zuckerfrei ist und Karies möglichst wenig begünstigt. So schafft ihr Freiraum für einen neuen Versuch, ohne die Zahngesundheit eurer Kinder zu gefährden.

Verantwortung für die Zahngesundheit

Wir als Eltern haben die Verantwortung für die Zahngesundheit unserer Kinder. Das heißt, wir setzen auch den Rahmen, in dem die Zähne gepflegt werden. Die körperliche Integrität unseres Kindes ist dabei entscheidend. Wenn wir über das „Nein!“ unseres Kindes einfach hinweg gehen, lernt es: „Ich bin nicht wichtig. Ich darf nicht über meinen Körper bestimmen.“ Für gesunde Zähne ein gesundes Gefühl für Grenzen und Selbstbestimmung aufzugeben, ist nichts, was wir unseren Kindern beibringen wollen. Deshalb ist es wichtig, gemeinsam nach sicheren Räumen für das Zähneputzen zu suchen.

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Yes-Day für Kinder – Große Freiheit oder große Katastrophe? https://barrio.de/lieben/erziehung/yes-day-fuer-kinder/ Thu, 05 Aug 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=33737

Einen Tag lang zu allem „Ja“ sagen, was das Kind möchte? Für die einen ist die Idee des „Yes-Day“ ein lustiges Experiment, für die anderen die ultimative Kinder-Anarchie. Kann das überhaupt funktionieren? Ein Erfahrungsbericht.

Was ist bitte ein „Yes-Day“?

Die Schule ist aber auch wieder zu gar nichts gut. Jetzt hat unsere Tochter gelernt, dass es bei Freundinnen von ihr regelmäßig einen sogenannten „Yes-Day“ gibt. Die Regeln klingen einfach und hart zugleich: Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (cleverer Cheat-Code, liebe befreundete Eltern) sagen die Großen zu allem „Ja!“, was ihre Kinder vorschlagen. Meine Tochter will das jetzt auch. Endlich, endlich, sagt sie sinngemäß, würde sie das Eltern-Joch abstreifen und nur das tun, was sie will, den ganzen Tag lang.

Wie viele Regeln gibt es?

Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich der Yes-Day unserer Freunde allerdings als weitaus unfreier als gedacht. Neben der Einschränkung „von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“, auf die sich unsere Tochter natürlich nicht einlässt (wäre ja schön blöd, die drei Stunden bis zum Schlafengehen zu verschenken), kommen mehr und mehr Regeln ans Licht, als da wären:

  • Es gibt eine genau festgelegte Menge Süßigkeiten und ein fixes Budget
  • Alles muss sicher sein
  • Keine Technik außer Musik und für Karten.

Wir haben ein Problem

Wir haben da ein Problem. Wir leben unerzogen und bedürfnisorientiert mit unserer Tochter. Das heißt, wir haben Süßigkeiten freigegeben und finden eigentlich immer einen Weg, ihre Wünsche so möglich zu machen, dass sie sich gehört fühlt. Aufregende Glitzerspielzeuge landen beispielsweise auf einer Weihnachtswunschliste, von der wir dann im Dezember gemeinsam auswählen. Medien wie das Tablet haben wir schon mit ungefähr zwei Jahren freigegeben. Keine Technik ist also auch keine Regel, die bei uns Sinn ergibt. Unser Kind geht ins Bett, wenn es müde ist, da müssen wir also auch keine Ausnahmen machen. Und Sicherheit empfinde ich nicht als Regel, sondern als Selbstverständlichkeit. 

Unsere Freunde sind am Ende des ihres Ja-Tages jedenfalls sehr erschöpft, kunterbunt angemalt und ungefähr 15 Stunden im Pool beschäftigt. Solche Tage haben wir hier auch – aber ehrlich gesagt sind sie eher unser Alltag als die Ausnahme. Was bleibt also noch übrig vom Yes-Day, dass wir nicht ohnehin schon machen? 

Was bleibt vom Yes-Day, wenn jeder Tag Yes-Day ist?

Oder anders gesagt: Was bleibt vom Yes-Day, wenn jeder Tag Yes-Day ist? Unsere Tochter kichert. Na, das kann ja heiter werden. Der Tag beginnt mit bangen Vorahnungen. Die Vorahnungen bleiben genau das: Vorahnungen. Nichts passiert. Es ist ruhig im Zimmer. Unser Kind schaut einen Film, bittet um etwas zu Essen. Später spielt sie selbstvergessen und ruhig unten im Garten. Meine Frau und ich schauen uns an: Gleich kommt es, das große Desaster! Aber, nichts. Unsere Tochter ist ruhiger und gelassener als sonst. Fast habe ich das Gefühl, als würde sie uns ignorieren. Bereitet sie heimlich eine große Yes-Day-Katastrophe vor? Müssen wir ein mehrstündiges Musical aufführen oder ihr Zimmer lila streichen? Es bleibt weiter ruhig. Langsam haben wir Angst.

Hat sich das wirklich gelohnt?

Kurz vor der Schlafenszeit halte ich es nicht mehr aus. Und, frage ich sie, hat sich das gelohnt heute? Sie antwortet, mit strahlenden Augen: Ja! Endlich haben wir ihr nicht reingeredet! Sie kann tun und lassen, was sie will! Der beste Tag überhaupt! Bitte bald wieder! Auf meine irritierte Nachfrage, was denn heute bitte anders gewesen sein soll als sonst, meint sie nur: Ich konnte endlich mal das machen, was ich will!

Manchmal ist Freiheit eher das Gefühl von Freiheit als der Wunsch, sie auszuleben, vor allem, wenn die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Alltag berücksichtigt werden. Ich hätte vom Yes-Day jedenfalls alles erwartet – aber nicht, dass es einer der gemütlichsten Tage wird seit langem.

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Adultismus…wie spreche ich mit meinem Kind darüber? 4 Fakten https://barrio.de/lieben/erziehung/adultismus-kindern-erklaeren/ Thu, 29 Jul 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=34738

Warum ist es wichtig, mit Kindern über Adultismus zu sprechen?

Wie äußert sich Adultismus? 

Adultismus äußert sich in Haltungen und Äußerungen von Erwachsenen Kindern gegenüber. Das Kind wird objektiviert, ihm wird Selbstbestimmung abgesprochen und es wird in seinem Handlungsspielraum eingeschränkt. So wird es auf eine andere Stufe gestellt als Erwachsene. Das passiert oft unbewusst und sorgt beispielsweise für eine plötzliche Distanz zwischen dem Elternteil, der die Macht inne hat, und der abhängigen Person, dem Kind. Dieses Machtgefälle kann letztlich für das Kind sogar gefährlich werden.

Wie können wir über Adultismus sprechen?

Wenn wir mit unseren Kindern über Adultismus sprechen, müssen wir eines bedenken: Die Art, wie wir mit unseren Kindern sprechen, ist wahrscheinlich selbst adultistisch. Wir alle haben ziemlich sicher internalisierten Adultismus in uns und wir alle neigen dazu, Kinder anders zu behandeln als andere Menschen. Wenn wir nicht reflektieren, dass wir mit Kindern anders kommunizieren, können wir die harmlosen oder sogar sinnvollen Aspekte dieser Kommunikation nicht von denen unterscheiden, die adultistisch sind.

Dabei ist wichtig: Dein Kind ist nicht deine Freundin oder dein Partner. Du wirst mit ihm also nicht so sprechen wie mit einem Erwachsenen. Aber genauso wie du mit jedem Menschen ein bisschen unterschiedlich kommunizierst (abhängig von der Art eurer Beziehung usw.), sprichst du auch mit deinem Kind so, wie es die Situation und das Klima eurer Beziehung zulässt. Elterliche Verantwortung und eine friedvolle Kommunikation gehen prima zusammen. Ganz ohne, dass dein Kind in eine Rolle gedrängt wird, die es nicht ausfüllen kann. Es geht hier mehr um die Haltung als um die konkreten Inhalte, über die ihr sprecht. Denn klare Kommunikation ist etwas Gutes. Wir können klar und kindgerecht kommunizieren und unsere Kinder dabei trotzdem als gleichwürdige Menschen behandeln.

Der erste Schritt

Ähnlich wie bei Rassismus, Homophobie oder Ableismus beginnt der erste Schritt mit uns. Wir müssen uns eingestehen, dass wir unsere Kinder gedanklich und sprachlich abwerten. Adultismus – das sind nicht die anderen. Das sind nicht die bösen verstaubten Erziehungstipps, das sind auch wir. Das zu erkennen, tut weh.

Aber es ist wichtig. Erst, wenn wir uns trauen, hinzuschauen und wenn wir wirklich wissen, wo wir stehen, können wir etwas ändern und auch unseren Kindern verständlich machen, warum  wir und andere Erwachsene so reden, wie sie es tun. Erst, wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, können wir unsere inneren Glaubenssätze aufdecken und dagegen angehen. Das kostet Kraft und Mut. Deshalb ist es so wichtig, dass wir ehrlich mit uns sind. Wir müssen uns fragen: „Was denke ich wirklich?“, aber auch: „Kann ich diese Frage gerade aushalten?“ Wir müssen mit unseren Kräften haushalten. Das Wichtige ist, dass wir uns auf den Weg machen. Dass wir damit beginnen, uns zu hinterfragen. Jeder Schritt, den wir in Richtung friedvolle Elternschaft tun, hilft. Uns und allen anderen. 

Was können wir gegen Adultismus tun?

Liebevoll sein.

Friedvolle Elternschaft beginnt vor allem damit, dass wir mit uns selbst liebevoll sind. Dass wir unsere Fehler sehen und uns trotzdem nicht verurteilen. So können wir an uns arbeiten, ohne uns selbst zu beschämen. Das Problem ist, dass viele von uns nicht gelernt haben, Lernprozesse liebevoll zu begleiten. Wir haben gelernt, Perfektion zu erwarten. Aber niemand von uns ist perfekt. Wir sind alle im Prozess. Entwicklung ist ein Mosaik – in manchen Bereichen haben wir schon einiges verstanden, in anderen fangen wir gerade erst an.

Und das ist ok so.

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Verschwörungstheoretiker: Wie spreche ich mit meinem Kind darüber? 4 hilfreiche Ideen für euch https://barrio.de/lieben/erziehung/verschwoerungstheoretiker/ Wed, 09 Jun 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=32876

Verschwörungstheoretiker wachsen gerade aus dem Boden, wie die Pilze, Olaf Bernstein hat sich dem Thema gewidmet und zeigt uns, wie wir darüber am besten mit unseren Kindern reden können.

Der Papa im Kindergarten redet regelmäßig darüber, dass Funkmasten dafür da sind, um uns mit Hilfe vom Arzt eingesetzten Mikrochips zu kontrollieren? Eine Freundin glaubt auf einmal an Chemtrails? So etwas kommt häufiger vor, als man vielleicht denkt. Wie können wir aber unseren Kindern erklären, wenn manche Verwandte oder Eltern ihrer Freude plötzlich an Verschwörungstheorien glauben?

Warum gibt es Verschwörungstheorien?

Die eigentliche Frage ist, was hinter Verschwörungstheorien steckt. Menschen lieben Geschichten. Erzählungen stiften Sinn, und sie schaffen ein Gemeinschaftsgefühl. Gerade in Zeiten, in denen wir uns hilflos fühlen und wenig Einfluss auf unser Leben zu haben scheinen, haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Sie bieten simple Lösungen und appellieren an tief liegende Gefühle wie Angst. Wir können hier also zu unseren Kindern sagen: „Der Papa von X. glaubt daran, dass es UFOs gibt, weil er sich dann besser fühlt. Er glaubt, etwas zu wissen, was andere nicht wissen. Das beruhigt ihn.“ Wie bei allen anderen Dingen in der Welt sind wir Eltern zunächst diejenigen, die unseren Kindern helfen, Wissen einzuordnen und von Meinungen und Lügen zu unterscheiden.

Wie können wir über Verschwörungstheoretiker sprechen?

Expert*innen für Radikalisierung wie Dana Buchzik betonen, dass es nur selten sinnvoll ist, mit Bekannten (oder gar online) über Verschwörungstheorien zu diskutieren. Wenn etwas ohnehin vertuscht werden soll – oder alle großen Medien daran beteiligt sind – welches Argument hat da noch Gültigkeit? Umso wichtiger ist es, dass wir für die Menschen in unserem engeren Umfeld da sind und auch deutlich signalisieren, dass wir für sie da sein wollen, auch wenn wir ihre Meinung nicht teilen. Wir sagen also zum Beispiel: „Dein Onkel möchte gerne Recht haben und wird dir gar nicht zuhören, wenn du sagst, dass stimmt nicht. Es ist wichtig, dass wir für ihn da sind und ihm zeigen, dass wir ihn lieb haben, auch wenn er anderer Meinung ist als wir.“

Schützt euch vor belastenden Gedanken

Dabei gilt: Selbstschutz geht immer vor. Wenn Verwandte oder Freude plötzlich rassistisches Gedankengut teilen oder diskriminieren, dürfen wir uns schützen, uns zurückziehen und Kontakte beenden. Wo unsere körperliche oder seelische Gesundheit in Gefahr ist, haben wir die Pflicht, zuerst uns und unsere Kinder zu schützen. Wir können nur für andere da sein, wenn wir unsere eigenen Grenzen wahren und diese deutlich machen, indem wir etwa vor dem Kind zu den Verschwörungstheoretiker*innen sagen: „Ich verstehe, dass du anderer Meinung bist als ich. Ich teile deine Meinung nicht, denn sie verletzt mich. Ich möchte auch nicht mehr über dieses Thema sprechen.“

Was können wir gegen Verschwörungstheorien tun?

Wenn unser Kind verstanden hat, dass manche Menschen Dinge behaupten, weil andere Erwachsene ihnen diese eingeredet haben oder Fake News sie in ihrem Denken bestätigen, können wir unserem Kind beibringen, wie es selbst recherchieren kann. Wir können erklären, was Expert*innen sind, wie Wissenschaft und Experimente funktionieren und dass es okay ist, andere Meinungen als Bekannte und Freunde zu haben, solange man sich und andere dabei weiterhin achtet und niemanden entwertet oder gefährdet. Mit älteren Kindern können wir über Moral und ethisches Verhalten sprechen. Am wichtigsten bleibt aber letztlich, unseren Kindern zu zeigen, wie sie für ihre Verwandten und Freunde da sein können, ohne sich selbst dabei aufzugeben oder zu leiden. Denn dann sind wir auch da, wenn das Kartenhaus der Verschwörungstheorie in sich zusammenfällt und wir wieder echten Kontakt aufbauen können.

Olaf Bernstein schreibt für Barrio zu allen großen und kleinen Themen des Elternalltags. Weitere Gedanken findet ihr auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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Habt ihr auch Verschwörungstheoretiker in eurem Umfeld? Wie geht ihr damit um und wie erklärt ihr deren Intention euren Kinder? Lasst uns wissen, wie ihr dieses leidige Thema angeht, wir freuen uns über eure Ratschläge an die Redaktion

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Kinderrechte: Niemals mehr Gewalt – Internationaler Kindertag https://barrio.de/lieben/erziehung/internationaler-tag-kinderrechte/ Tue, 01 Jun 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=32045

Kinder sind nicht nur unsere Zukunft, unseren Kindern gehört die Zukunft. Damit sie dort sicher ankommen, brauchen sie besonderen Schutz. Am 1. Juni ist der Internationale Kindertag, am 20. September der Weltkindertag und am 20. November der Internationale Tag der Kinderrechte, all diese Tage befassen sich mit dem Thema Kinderrechte und deren Umsetzung. 

Kinderrechte

Am Ende einer langen Kette der Rechte für Männer und Frauen steht dafür seit 1989 die UN-Kinderrechtskonvention. Ihr zu Ehren und um das Bewusstsein für die Rechte der Kinder weltweit zu stärken, feiern die Vereinten Nationen jedes Jahr am 20. November den Internationalen Tag der Kinderrechte. 

An diesem Tag übernehmen in vielen Klassenräumen die Kinder das Ruder. Sie lernen, was für einen Einfluss ihre Entscheidungen im Alltag haben und was für Rechte ihnen zustehen. Denn Kinder haben Macht. Als Erwachsene vergessen wir das manchmal, aber es ist so. Sie haben die Macht des Zukünftigen. Sie werden eines Tages entscheiden, wie es mit unserer Welt weitergeht. Bis es aber so weit ist, müssen sie sich an ihre Eltern halten. 

Eine Kindheit in Bullerbü

Die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren war der Meinung, dass Kinder ein liebevolles Zuhause brauchen, mit Eltern, die sie gewaltfrei erziehen. Ohne Schläge und ohne Bestrafung. Ihre Kindheit sei geprägt gewesen von „Geborgenheit und Freiheit“, hat sie einmal gesagt. Damit hat sie wohl die Freiheit gemeint, als Kind an einem Sommertag ganz im Spiel aufzugehen, mit zerrissenen Hosen zu spät zum Mittagstisch zu kommen und trotzdem das Essen ohne Standpauke genießen zu dürfen.

Aus ihrer Sicht kümmern sich ihre Eltern nicht um strenge Regeln oder nichtige Verbote, sondern sind der Sicherungsanker ihrer Kinder in einer Welt, die diese erst noch entdecken müssen. Sie bringen ihnen bei, was wichtig und was unwichtig ist. Die Eltern schützen ihre Kinder dort, wo es notwendig ist, und geben ihnen Freiraum, wann immer sie ihn brauchen. Sie achten die Rechte und die Integrität ihrer Kinder. Diese Vorstellung hat Astrid Lindgren vor 40 Jahren in ihrer berühmten Rede „Niemals Gewalt“ zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels anschaulich beschrieben. Nur Kinder, die gewaltfrei erzogen wurden, können zum Frieden beitragen, war ihre Ansicht. Das ist auch heute noch ein erstaunlich aktueller Gedanke.

Astrid Lindgrens Rede hat die Entstehung der UN-Kinderrechtskonvention maßgeblich mitgeprägt. Kinder sollen in einer sicheren Umgebung aufwachsen dürfen und die Liebe und Fürsorge ihre Eltern erfahren. Sie haben Anrecht auf sauberes Wasser, gutes Essen und auf eine*n Ärzt*in, der*die sie behandelt. Überall sollen sie lernen und zur Schule gehen können. Und am wichtigsten: Bei Entscheidungen, die sie betreffen, müssen sie gehört werden. 

Kinder brauchen Raum, um sich zu entfalten

Als Eltern stehen wir heute vor vielen Herausforderungen. Wir müssen unsere Kinder im Umgang mit den neuen Medien begleiten, haben hunderttausend Erziehungsratgeber zur Auswahl und bewegen uns in zu vollen Städten und überhaupt zu wenig in der Natur. Wo bleibt da noch der Raum für eine freie Kindheit?

Das Ideal einer unbelasteten „Bullerbü“-Kindheit findet sich nicht notwendigerweise nur auf weiten Feldern und vor schwedischen Holzhäusern, sondern in uns.

Sobald wir unseren Kindern Gelegenheit geben, sich zu entfalten, und uns von ihrer kindlichen Fantasie anstecken lassen, entsteht ein Raum, in dem eine selbstbestimmte, freie Kindheit möglich ist. Wenn wir unseren Kindern vertrauen und sie sich ausprobieren dürfen und wir dabei ihre Rechte achten, ist eine freie Kindheit überall möglich, ob nun in Berliner Hinterhöfen oder in der Augsburger Vorstadt.

Bullerbü beginnt im Kopf, im Loslassen und Ausprobieren. Es zeigt sich, wenn wir Zeit als Familie verbringen und gemeinsam die Welt entdecken. Kinder sind von Haus aus fantasievolle Wesen. Wenn es uns als Gesellschaft gelingt, diese Fantasie zu erhalten, indem wir die Rechte der Kinder stärken und schützen, werden wir alle davon profitieren.

Olaf Bernstein

Mehr von Olaf und seiner Familie findet Ihr auf:

https://www.instagram.com/backpack_baby/  und  http://backpackbaby.de

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Raus aus dem Haus, Kinder auf den Umzug vorbereiten: 5 Tricks https://barrio.de/lieben/familienleben/umzug-mit-kindern/ Mon, 03 May 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=30070
Menschen sind Gewohnheitstiere, Kinder erst recht. Große Veränderungen wie ein Umzug sind erst einmal gruselig und unsere Gehirne sind aufs Energiesparen gepolt. Das bedeutet, dass sie alles, was große Aufregung mit sich bringt, nach Möglichkeit vermeiden wollen. Wie wir unsere Kinder trotzdem auf einen Umzug vorbereiten können, erklären wir euch heute.

Ein Umzug ist eine emotionale Belastung für das Kind

Ein Umzug ist ein einschneidendes Erlebnis, selbst für uns Erwachsene. Oft ist der Wohnortswechsel für die ganze Familie mit Stress und Aufregung verbunden. Das bedeutet, dass unsere Kinder nicht nur unsere Emotionen spiegeln, sondern noch zusätzlich mit ihren eigenen Gefühlen zurechtkommen müssen. Wir sind ganz aufgeregt und voller Vorfreude, haben gerade den nagelneuen Teppich bestellt und das Kind ist unglücklich und angstvoll?  So blöde sich diese Trauer im ersten Moment anfühlen mag, so wichtig ist sie. Unser Kind verarbeitet die Veränderung und teilt uns etwas Wichtiges mit: Es sagt uns, dass es uns braucht. Wir können und sollten nicht von unserem Kind erwarten, dass es genauso reagiert wie wir. Es wird seine eigenen Prozesse durchlaufen. Wir Eltern können dabei vor allem Folgendes tun: da sein, zuhören und ernst nehmen. Wenn die Gefühle einmal gefühlt sind und die Ängste ausgesprochen werden konnten, wird sich unser Kind auf die neue Lebenssituation einlassen können.

Umzug mit Baby und Kleinkind

Besonders kleine Kinder können einfach noch nicht einschätzen, was ein Umzug tatsächlich bedeutet. Sie haben vermutlich ihr ganzes Leben an ein und demselben Ort gelebt. Wir müssen also in unseren Vorbereitungen und Erklärungen Vergleiche ziehen, die für unsere Kinder Sinn ergeben. Fragen, die uns dabei helfen können, sind: Welche einschneidende Erlebnisse hat unser Kind bereits hinter sich? Hat es ein Geschwisterchen bekommen? War der Kitastart von viel Aufregung, Freude und Tränen geprägt? Ist vielleicht ein enger Freund oder eine liebgewonnene Freundin weggezogen? All diese Erfahrungen können wir anführen, um unserem Kind zu erklären, was auf es zukommt. Der Fokus hierbei sollte sein, dass, obwohl all diese Veränderungen nicht immer leicht waren, wir sie gemeinsam toll gemeistert haben. Das stärkt und motiviert. Aber es gibt auch noch weitere Dinge, die einen Umzug mit Kind leichter machen können.

Lasst euer Kind sich selbst ein Bild machen

Zeigt eurem Kind Fotos und Videos der neuen Wohnung. Richtet gemeinsam im Kopf das neue Haus ein, besichtigt vielleicht sogar die neue Bleibe. Je mehr der neue Wohnort bereits Teil des Alltags wird, desto leichter wird der Übergang, wenn dann der Umzug tatsächlich stattfindet.

Gebt eurem Kind die Möglichkeit, mitzuentscheiden

Wir als Eltern treffen viele Entscheidungen für unsere Kinder. Zum Beispiel die, einfach mal unser Zuhause zu verlassen und woanders zu wohnen. Obwohl wir garantiert gute Gründe für diese Entscheidung haben, sind diese Gründe für unsere Kinder oft nicht so leicht zu verstehen. Gerade weil unsere Pläne für unsere Kinder nicht immer durchschaubar sind, macht es Sinn, unseren Kleinen einen Handlungsspielraum zu geben, den sie überblicken können. Zum Beispiel können wir, wenn möglich, unser Kind aussuchen lassen, welches sein neues Zimmer werden soll. Oder wir können gemeinsam Möbel kaufen oder umgestalten, um es uns in der neuen Bleibe gemütlich zu machen.

Euer Kind braucht ein eigenes Reich

Während es je nach Alter nicht unbedingt notwendig ist, dass jedes Kind (sofort) ein eigenes Zimmer bekommt, macht gerade bei einem trübseligen und aufregenden Umzug ein Rückzugsraum Sinn. Das kann eine kleine Ecke im Wohnzimmer mit den Lieblingsspielsachen sein, eine kuschelige Höhle im Schlafzimmer oder ein eigenes Regalbrett im Bad. Egal, wofür wir uns entscheiden: Wenn wir unseren Kindern im neuen Heim direkt eigene Bereiche einrichten, signalisieren wir: „Das hier ist auch für dich. Du bist hier willkommen.“ Josephine Bernstein schreibt für Barrio unter anderem über bedürfnisorientierte Elternschaft. Weitere Denkanstöße findet ihr auf ihrem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

Weitere interessante Themen gibt es bei uns

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Das Gegenteil von Mansplaining: 5 wichtige Tatsachen https://barrio.de/lieben/familienleben/mansplaining-gegenteil/ Fri, 30 Apr 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=29730
Habt ihr schon mal von Mansplaining gehört? Und warum Männer deshalb Papa-Themen brauchen, erfahrt ihr jetzt von Olaf. 
Papa-Themen. Was genau verstehen wir darunter eigentlich? Ich hab da so eine Theorie: Eigene Papa-Themen gibt es kaum. Viele Papas, die sich online äußern und die mir authentisch vorkommen, auch nicht.  Wie kann das sein? Können wir über Männlichkeit und Vaterschaft nur reden, wenn wir entweder homosexuell-sensibel sind oder ganz hart Cis-männlich mit der Basecap und dem Skateboard auf dem Spielplatz live gehen? Ich bin, Überraschung, weder das eine noch das andere. Wie überhaupt Papas eher keinem solchen Klischee entsprechen, aber außer in einigen holzschnittartigen Zusammenhängen gar nicht vorzukommen scheinen, gerade auf Social Media.

Mansplaining – was tun?

Mansplaining – also das selbstbewusste Äußern von Meinungen von Männern, die eher wenig Wissen haben, im Beisein von Frauen, die Expertinnen auf dem Gebiet sind – kennen wir. Online gibt es eine ganz spezielle Form davon. Sie dehnt sich gerne auf Bereiche aus, in denen die Männer nicht nur keine Ahnung haben, sondern eigentlich erst mal zuhören müssten, wie beispielsweise bei der Mental Load.

Und Rückfälle gibt es auch bei mir

Ein Thema, bei dem ich jahrelang vor geistig verschlossenen Türen stand. Ich wusste vor allem, dass etwas grundlegend falsch läuft bei mir – aber was, konnte ich nicht sagen. Selbst jetzt, wo ich mehr auf dem Spielplatz unterwegs bin als mein Frau und meine innere To-Do-Liste tief in meinem Kopf verankert ist, wo sie kreischt (Mamas, ihr wisst, wovon ich rede), habe ich oft noch Rückfälle. Eigentlich immer da, wo meine Frau und ich noch nie Absprachen treffen mussten.

Die Mental-Load-Kröte

Die Mental-Load-Kröte schleimt sich auch immer gerne in unseren Alltag zurück, wenn sich Abläufe plötzlich ändern. Wie könnte ich also über etwas, dass in erster Linie eine Schwäche von mir ist, so reden, als hätte ich nun auf einmal den Stein der Weisen verschluckt? Genau – ich kann es nicht. Jedenfalls nicht ohne die einzigartige Sicht auf die Dinge von meiner Frau. Das ist der Grund, warum ich mich lieber gar nicht äußere, als am Ende versehentlich zu mansplainen. Allerdings gibt es auch bei dieser Vorsicht ein Problem: Papas äußern sich dann online gar nicht mehr.

Warum wir eigene Papa-Themen brauchen

Die wunderbare Schriftstellerin Jana Heinicke hat das letztens wie immer so perfekt auf den Punkt gebracht: Männer brauchen eigene Themen. Wenn Papas abseits von Stereotypen gesehen werden wollen, müssen sie für ihre Themen genauso kämpfen wie die Mamas. Dabei geht es nicht darum, sich gegenseitig Sichtbarkeit zu nehmen, sondern gemeinsam zu wachsen. Denn Elternschaft ist nicht nur meine Sicht oder die meiner Frau. Sie entsteht aus unserer gemeinsamen Arbeit – mit unseren ganz eigenen, persönlichen Themen.
Olaf Bernstein schreibt für Barrio zu allen großen und kleinen Themen des Elternalltags. Weitere Gedanken findet ihr auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

Weitere interessante Beiträge für Papas

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Kinder lieben Gartenarbeit: 7 fantastische Tipps https://barrio.de/lieben/familienleben/gartenarbeit-mit-kind/ Tue, 06 Apr 2021 07:00:00 +0000 https://barrio.de/?p=5194

Gartenarbeit ist nicht nur bei Erwachsenen beliebt, auch Kinder mögen fröhliches Gärtnern

Der Wind weht uns um die Nase, es riecht nach frisch ausgehobener Erde. Ich gärtnere mit meinem Kind. Über uns scheint die Sonne. Wir haben uns Tücher in den Nacken gezogen, damit wir uns keinen Sonnenbrand holen. Behutsam buddeln wir alte Wurzeln aus und suchen Samen, die in die neuen Hochbeete gepflanzt werden sollen. Alle zusammen tragen wir fröhlich Steine durch den Garten, aus denen neue Umpflanzungsmauern entstehen werden. Es juckt in meinem linken Handschuh. Ich schaue, zucke und ziehe ihn ab: Warum sind da Engerlinge drin?

Gartenarbeit: Warum macht Gärtnern mit Kind Spaß?

Hinter mir kollert und kichert das Kind, dass ihm die blauen Gummistiefel von den Füßen rutschen. Wer das Glück hat, einen eigenen Garten zu haben, oder sich eine Parzelle mit Freunden teilt, versteht, wie viel Experimentierfreude und Schabernack bei der gemeinsamen Gartenarbeit möglich ist. Wir leben in einer Welt, in der alles ein Verfallsdatum zu haben scheint. Die neue Hose, das schnelle Auto, selbst der Jogurt im Kühlschrank ist schneller schlecht, als es möglich sein sollte. Gärtnern hingegen hat kein Verfallsdatum. Wenn ich gärtnere, bin ich im Moment. Zwischen den Pflanzen verfliegt die Zeit nicht. Sie verschwimmt und wird zu einem einzigen, goldenen Moment. Das gilt auch, wenn irgendwo pieksiges Unkraut wächst oder ich plötzlich Engerlinge im Handschuh habe. Meinem Kind scheint es ganz genauso zu gehen.

Ideen für das Gärtnern mit Kindern

Wenn wir gemeinsam zwischen Obst und Gemüse stehen, spüre ich etwas, dass ich sonst eher selten empfinde: Selbstwirksamkeit. Meine Tochter und ich sehen sofort, wo wir etwas bewegt haben. Aber Gärtnern mit Kind hat auch noch andere Vorteile:

  • Manche Kinder sprechen lieber, wenn sie dabei etwas tun. In Ruhe Samen aussäen oder Unkraut jäten kann für gute Gespräche sorgen
  • Schnellwachsende und leicht zu pflegende Pflanzen, beispielsweise Feldsalat im Sommer, liefern fixe Erfolgserlebnisse und ergänzen den Speiseplan

Gemeinsame Gartenarbeit stärkt die Eltern-Kind-Beziehung

  • Gemeinsam Früchte wie Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren oder Himbeeren pflücken verbindet und stärkt die Eltern-Kind-Beziehung
  • Küchenkräuter wie Thymian, Basilikum oder Dill passend zum Essen ernten weckt die Begeisterung fürs Kochen bei den Kleinen
  • Dem Kind die Verantwortung für einen Teil des Gartens übertragen (beispielsweise das Salatbeet) oder für eine bestimmte Aufgabe (das Gemüse abends wässern) vermittelt Wissen
  • Den Garten zu einem kreativen Raum machen, in dem auch das Kind einen persönlichen Ort hat, sei es durch Lieblingspflanzen oder eine Matschküche, macht glücklich.

Gartenarbeit mit Kindern ist ein Geschenk

Wenn ich mit meinem Kind gärtnere, erschaffe ich etwas, das bleibt. Nicht nur schöne Erinnerungen – voll von Blumen, Bienengesumm und dem leckeren Geschmack all der Erdbeeren, Gurken und Tomaten, die wir letzten Endes herangezogen haben. Nein, ich lege auch die Grundlage für eine lebenslange Freude an der Natur. Ein geteilter Garten oder ein gemeinsam angelegtes Beet ist wie ein Symbol für die gemeinsam verbrachte Zeit. Wie ein Geheimnis kann ich übrigens noch einen Entspannungstipp weiterreichen. Wer gärtnert, ist ganz im Moment. Und wer mit seinem Kind gärtnert, ist ganz eng bei seinem Kind und genießt diesem Moment mit ihm zusammen. Trotz oder gerade wegen der Engerlinge im Handschuh.

Olaf Bernstein schreibt für Barrio zu allen großen und kleinen Themen des Elternalltags. Weitere Gedanken findet ihr auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

Wie ist das bei euch? Gärtnert ihr gemeinsam mit eurem Kind? Wie sind eure Erfahrungen? Was baut ihr an und welche Tipps habt ihr für uns? Wir freuen uns auf eure Erfahrungen.

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