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Verschwörungstheoretiker wachsen gerade aus dem Boden, wie die Pilze, Olaf Bernstein hat sich dem Thema gewidmet und zeigt uns, wie wir darüber am besten mit unseren Kindern reden können.

Der Papa im Kindergarten redet regelmäßig darüber, dass Funkmasten dafür da sind, um uns mit Hilfe vom Arzt eingesetzten Mikrochips zu kontrollieren? Eine Freundin glaubt auf einmal an Chemtrails? So etwas kommt häufiger vor, als man vielleicht denkt. Wie können wir aber unseren Kindern erklären, wenn manche Verwandte oder Eltern ihrer Freude plötzlich an Verschwörungstheorien glauben?

Warum gibt es Verschwörungstheorien?

Die eigentliche Frage ist, was hinter Verschwörungstheorien steckt. Menschen lieben Geschichten. Erzählungen stiften Sinn, und sie schaffen ein Gemeinschaftsgefühl. Gerade in Zeiten, in denen wir uns hilflos fühlen und wenig Einfluss auf unser Leben zu haben scheinen, haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Sie bieten simple Lösungen und appellieren an tief liegende Gefühle wie Angst. Wir können hier also zu unseren Kindern sagen: „Der Papa von X. glaubt daran, dass es UFOs gibt, weil er sich dann besser fühlt. Er glaubt, etwas zu wissen, was andere nicht wissen. Das beruhigt ihn.“ Wie bei allen anderen Dingen in der Welt sind wir Eltern zunächst diejenigen, die unseren Kindern helfen, Wissen einzuordnen und von Meinungen und Lügen zu unterscheiden.

Wie können wir über Verschwörungstheoretiker sprechen?

Expert*innen für Radikalisierung wie Dana Buchzik betonen, dass es nur selten sinnvoll ist, mit Bekannten (oder gar online) über Verschwörungstheorien zu diskutieren. Wenn etwas ohnehin vertuscht werden soll – oder alle großen Medien daran beteiligt sind – welches Argument hat da noch Gültigkeit? Umso wichtiger ist es, dass wir für die Menschen in unserem engeren Umfeld da sind und auch deutlich signalisieren, dass wir für sie da sein wollen, auch wenn wir ihre Meinung nicht teilen. Wir sagen also zum Beispiel: „Dein Onkel möchte gerne Recht haben und wird dir gar nicht zuhören, wenn du sagst, dass stimmt nicht. Es ist wichtig, dass wir für ihn da sind und ihm zeigen, dass wir ihn lieb haben, auch wenn er anderer Meinung ist als wir.“

Schützt euch vor belastenden Gedanken

Dabei gilt: Selbstschutz geht immer vor. Wenn Verwandte oder Freude plötzlich rassistisches Gedankengut teilen oder diskriminieren, dürfen wir uns schützen, uns zurückziehen und Kontakte beenden. Wo unsere körperliche oder seelische Gesundheit in Gefahr ist, haben wir die Pflicht, zuerst uns und unsere Kinder zu schützen. Wir können nur für andere da sein, wenn wir unsere eigenen Grenzen wahren und diese deutlich machen, indem wir etwa vor dem Kind zu den Verschwörungstheoretiker*innen sagen: „Ich verstehe, dass du anderer Meinung bist als ich. Ich teile deine Meinung nicht, denn sie verletzt mich. Ich möchte auch nicht mehr über dieses Thema sprechen.“

Was können wir gegen Verschwörungstheorien tun?

Wenn unser Kind verstanden hat, dass manche Menschen Dinge behaupten, weil andere Erwachsene ihnen diese eingeredet haben oder Fake News sie in ihrem Denken bestätigen, können wir unserem Kind beibringen, wie es selbst recherchieren kann. Wir können erklären, was Expert*innen sind, wie Wissenschaft und Experimente funktionieren und dass es okay ist, andere Meinungen als Bekannte und Freunde zu haben, solange man sich und andere dabei weiterhin achtet und niemanden entwertet oder gefährdet. Mit älteren Kindern können wir über Moral und ethisches Verhalten sprechen. Am wichtigsten bleibt aber letztlich, unseren Kindern zu zeigen, wie sie für ihre Verwandten und Freunde da sein können, ohne sich selbst dabei aufzugeben oder zu leiden. Denn dann sind wir auch da, wenn das Kartenhaus der Verschwörungstheorie in sich zusammenfällt und wir wieder echten Kontakt aufbauen können.

Olaf Bernstein schreibt für Barrio zu allen großen und kleinen Themen des Elternalltags. Weitere Gedanken findet ihr auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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Habt ihr auch Verschwörungstheoretiker in eurem Umfeld? Wie geht ihr damit um und wie erklärt ihr deren Intention euren Kinder? Lasst uns wissen, wie ihr dieses leidige Thema angeht, wir freuen uns über eure Ratschläge an die Redaktion