Mamas (and Papas), I feel you. Care-Arbeit, Erziehung, Organisation von Kindern, Küche und Co. liegen in Deutschland immer noch vor allem auf den Schultern der Mütter. Ich kenne nur wenige Familien, wo es auch nur annähernd 50-50 aufgeteilt ist oder der Vater die Hauptlast der Care-Arbeit trägt. Meine eigene nicht ausgenommen, wobei wir einen weiten Weg in Richtung mehr Gleichbeteiligung gekommen sind, seit unsere Zwillinge im Mai 2015 auf die Welt kamen und unser dritter Sohn im Herbst 2016 geboren wurde.
Vor dem Hintergrund des aktuell (noch) vorherrschenden Familienmodells “Vater-Vollzeit erwerbstätig, Mutter-Teilzeit erwerbstätig + Familienmanagerin” ist es kein Wunder, dass bei unseren FamilyPunk-Umfragen seit fast 2 Jahren konstant 75% der befragten Mütter sagen, dass sie ihr Familienleben als herausfordernd empfinden.
Nicht enden wollende kleine Aufgaben
Es ist vor allem dieser niemals enden wollende Strom an kleinen Aufgaben, die Stress verursachen. Aufgaben, die fast unsichtbar sind und kaum wertgeschätzt werden, die aber trotzdem gemacht werden müssen, damit es im Familienleben läuft: Die Kinderklamotten im Blick haben, um immer zur richtigen Zeit ausreichend Socken (ohne Löcher), Unterhosen und passende T-Shirts parat zu haben. Nicht zu früh Sandalen besorgen, damit eine Größe über den Sommer reicht. Aber auch nicht zu spät, damit die Kids während der ersten Hitzewelle noch die dicken Sneakers tragen (müssen). Essenspläne schreiben, damit man nicht jeden Abend oder Mittag überlegen muss, was es gibt oder alternativ das tägliche Improvisieren für die Mahlzeiten.
Mental Load
Für alle diese 1.000 kleinen und großen, sichtbaren und unsichtbaren To-Dos gibt es seit einiger Zeit einen Begriff: Mental Load. Ich war total erleichtert, als ich ihn das erste Mal gehört und verstanden habe, auch durch die sehr lesenswerten Bücher von Gemma Hartley, Patricia Cammarata und Laura Fröhilch. Endlich hatte ich einen Begriff für das, was ich gespürt habe. Und es war der erste Schritt zur Besserung, als ich verinnerlicht habe, dass auch “Dran denken” eine Aufgabe ist.
Gibt es einen Weg raus aus der Mental-Load-Falle? Eine Lösung für die oft einseitige Überforderung, hin zu mehr Gleichbeteiligung und Gelassenheit? Ja, den gibt es. Aber er kommt nicht über Nacht.
Weg aus der Mental Load Falle
Eine der wirksamsten Strategien, die ich mittlerweile verinnerlicht habe und oft anwende, ist der selektive Perfektionismus. Heißt so viel wie: Du bestimmst, welches Leistungsniveau du für eine gewisse Aufgabe anlegst. Das kann das Abendessen sein, der Kindergeburtstag, der Kuchen für den Kaffeeklatsch, der Klamotteneinkauf sein. Die amerikanische Organisationsberaterin Julie Morgenstern, von der ich das Konzept gelernt habe, unterscheidet zwischen Maximum, Minimum und Mittelweg. Also: was wäre die beste aller Leistungen, die du bringen könntest? Was wäre das Minimum, was die Aufgabe erledigt? Und was wäre ein Mittelding, was schon ganz cool ist, dich aber nicht übermäßig stresst?
Selektiver Perfektionismus
Es geht bei selektivem Perfektionismus vor allem darum, dass wir uns die Wahlmöglichkeit vor Augen halten. Niemand zwingt uns, uns permanent zu stressen. Wir haben vielleicht Glaubenssätze in uns, die uns zur Höchstleistung antreiben. Aber wir können sie auch wieder loswerden.
FamilyPunk-Audiokurs
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von Jutta Merschen
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Fotos: Canva und FamilyPunk