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Viele Eltern verzweifeln am Zähneputzen. Was können wir tun, wenn unsere Kinder die Zahnpflege verweigern oder wir Angst haben, es könnte soweit kommen? Gerade jüngeren Kindern fehlt das Vorstellungsvermögen, wenn es um langfristige gesundheitliche Folgen geht. Wenn sich die Zahnbürste jedoch jetzt zu hart anfühlt, bringt es wenig, mit dem Kind über zukünftige Löcher in den Zähnen zu sprechen. Kinderzahnärzte empfehlen das Zähneputzen ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns und das Thema begleitet uns Eltern lange. Deshalb ist es wichtig, je nach Alter des Kindes nach individuell passenden Lösungen zu suchen. 

Tipps und Tricks, um das Zähneputzen schöner zu gestalten

Alter: 6 Monate bis 1,5 Jahre: 

  • In der oralen Phase wird ohnehin alles spielerisch in den Mund genommen und der Mund öffnet sich in Rückenlage relativ leicht. Mit speziellen Fingerlingen kann das Zahnfleisch schon im Vorfeld massiert werden, damit das Kind sich schon an den Ablauf des Putzens gewöhnt und das Zahnen leichter fällt.
  • Zwei Zahnbürsten: Eine Zahnbürste zum selber Erkunden (wird meist zerkaut) und eine zum tatsächlichen Putzen bereit zu halten, hilft ebenfalls.
  • Zähneputzen als Teil einer Routine. Wenn die Probleme weniger beim Zähneputzen selbst liegen, sondern sich das Kind nicht aus dem Spiel lösen kann, hilft es, die Zahnpflege als festen Teil der Zubettgeh-Routine zu etablieren. Die Wiederholung macht es sehr viel leichter.

Alter: 1,5 Jahre bis 5 Jahre: 

  • „Wo ist das Flugzeug?“ Die Zahnbürste ist auf einmal ein Zeppelin oder ein U-Boot, das im Mund auf Erkundungstour geht? Ein spielerisches Element kann für Entspannung sorgen und negative Muster durchbrechen. 
  • Musik an! Es gibt eine ganze Reihe fröhlicher Zahnputzlieder, die Kindern erstens spielerisch erklären, wen es wegzuputzen gilt und zweitens einen zeitlichen Rahmen vorgeben. 
  • Lesen bildet! Bücher (oder auch Filme) – über „Karies und Baktus“ beispielsweise – geben eurem Nachwuchs ein besseres Verständnis von dem, was im Mund passiert und wozu das Zähneputzen dient.
  • Akzeptieren, wenn es nicht geht: Wenn die Situation anstrengend und belastend für alle ist, eine Ausnahme machen, zurücktreten und innerlich durchatmen. Wenn wir als Eltern angespannt ans Zähneputzen herangehen, sinkt die Kooperationsbereitschaft unserer Kinder massiv. Wenn sich alle beruhigt haben, kann ein neuer Versuch gestartet werden. 
  • Die Bindungs-Akkus aufladen: Wenn das Zähneputzen schwierig ist, braucht es extra viel Rückversicherung und Liebe. Wenn unsere Kinder das Gefühl haben, von uns aufgefangen zu werden, bleibt auf beiden Seiten mehr Raum für die Begleitung schwieriger Phasen wie der Zahnpflege.

Alter: 6 Jahre bis 10 Jahre: 

  • Freiräume geben: Das Kind selbst entscheiden lassen, wann und wo es putzt, die Zahnpasta selbst aussuchen lassen, eine glitzernde Zahnbürste kaufen oder auch eine schöne Sanduhr, die die Zeit vorgibt – all das kann dabei helfen, dem Kind Autonomie zurückzugeben.
  • Nicht zu früh aufgeben: Beim Zähneputzen ist es wie bei allem anderen auch: es gibt immer mal wieder herausfordernde Phasen. Wichtig ist, gemeinsam mit dem Kind Lösungen zu suchen und auch bei älteren Kindern nachzuputzen beziehungsweise die Zahngesundheit nicht aus den Augen zu verlieren. Ungefähr bis zum 10. Lebensjahr brauchen Kinder Unterstützung beim Zähneputzen. Erst danach ist die Feinmotorik ausreichend entwickelt.
  • Auf zuckerfreie beziehungsweise zuckerarme Ernährung umstellen: Wenn gar nichts mehr geht, habt ihr immer noch die Möglichkeit, die Zähne eurer Kids mit einer gesunden Ernährung zu schützen, die zuckerfrei ist und Karies möglichst wenig begünstigt. So schafft ihr Freiraum für einen neuen Versuch, ohne die Zahngesundheit eurer Kinder zu gefährden. 

Verantwortung für die Zahngesundheit

Wir als Eltern haben die Verantwortung für die Zahngesundheit unserer Kinder. Das heißt, wir setzen auch den Rahmen, in dem die Zähne gepflegt werden. Die körperliche Integrität unseres Kindes ist dabei entscheidend. Wenn wir über das „Nein!“ unseres Kindes einfach hinweg gehen, lernt es: „Ich bin nicht wichtig. Ich darf nicht über meinen Körper bestimmen.“ Für gesunde Zähne ein gesundes Gefühl für Grenzen und Selbstbestimmung aufzugeben, ist nichts, was wir unseren Kindern beibringen wollen. Deshalb ist es wichtig, gemeinsam nach sicheren Räumen für das Zähneputzen zu suchen.

Olaf Bernsteins Papa und Opa waren beide Zahnärzte. Vermutlich fühlt er sich deshalb bis heute in Zahnarztpraxen sehr zu Hause. Über sein Leben berichtet er auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.