Unsere Tipps und Tricks, wie es doch wieder klappen kann
Die Eingewöhnung ist geschafft, das Kind geht seit Wochen oder Monaten fröhlich in den Kindergarten. Die Arbeit läuft wieder an, alles ist entspannt. Und plötzlich passiert es: Das Kind verweigert den Kindergarten.
Das Kind verweigert den Kindergarten?
Jeder Morgen ist ein einziger Kampf, es fließen Tränen, es wird sich an Mama oder Papas Hose festgekrallt, wir Eltern sind schon vor 8 Uhr morgens völlig aus der Puste. Wenn das Kind den Kindergarten für mehr als ein paar Tage verweigert, wird es nicht nur anstrengend. Es kann sich existenzbedrohend anfühlen. Schließlich fußt unser halber Alltag auf verlässlicher Kinderbetreuung.
Aber, atmet durch, liebe Eltern. Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Auch wenn die Situation verfahren und ausweglos erscheint – ein paar Tipps und Tricks gibt es immer. Wenn euer Kind nicht mehr in den Kindergarten gehen will, gibt es einiges, was ihr probieren könnt. Unsere Kolumnistin Josi teilt ihre besten Tipps mit euch!
Ursachenforschung betreiben
Ja, es ist naheliegend. Und dennoch ist die Ursachenforschung ein wichtiger, oft unterschätzter Schritt. Weil besonders kleine Kinder uns oft keine klare Auskunft geben können, müssen wir selbst ran. Wir überlegen: Was könnte der Grund für die plötzliche Ablehnung sein?
Hilfreiche Fragen bei diesen Überlegungen sind:
- Wann genau haben die Schwierigkeiten angefangen?
- Gab es in den letzten Wochen kleine oder große Veränderungen?
- Gibt es neue Kinder in der Kita (oder der Gruppe)?
- Gibt es neue Abläufe zuhause oder im Kindergarten?
- Hat sich im Familienleben etwas verändert?
- Ist das Wetter anders, hat sich die Kleidung verändert?
- Gab es ein hervorstechendes Ereignis in den letzten Wochen (positiv sowie negativ)?
Wenn alle diese Fragen gestellt und vielleicht sogar gemeinsam mit den Erzieher*innen besprochen sind, sind wir oft schon schlauer. Wenn wir die Ursachen für die Verweigerung kennen, können wir unser Kind gezielt darin unterstützen, etwaige Veränderungen zu verarbeiten oder wir können im Alltag Änderungen vornehmen, die unser Kind beruhigen.
Wenn wir überfragt sind
Manchmal bringen leider alle Fragen und Antworten der Welt nichts. Für manche Kinder braucht es schlicht eine Weile, bis sie begreifen, dass der Kindergarten nun ein festes Element in ihrem Alltag ist. Sie spüren die volle Wucht dieser heftigen Veränderung oft erst mit Verzug. Und verweigern dann den Kinderarten komplett.
Was können wir nun tun?
Übergänge erleichtern
Ein Tool, das wirklich vielen Kindern hilft, sind kleine Brücken, die wir ihnen von unserem Alltag zu Hause in den Kindergarten bauen. Für viele Kinder sind Übergänge Schwerstarbeit und sie brauchen unsere Unterstützung, um sie zu schaffen.
Das können wir zum Beispiel tun, indem wir den Morgen ritualisieren. Dadurch weiß unser Kind, was kommt. Wir können den Weg zur Kita besonders lustig und abenteuerlich gestalten. Es könnte Wettrennen geben oder wir können unterwegs eine Geschichte erzählen.
Wir können unserem Kind ein Armband ummachen, das es an uns erinnert. Wir können uns und dem Kind jeweils ein kleines Herz auf die Hand malen. Als kleine Verbindung, die den ganzen Tag über bestehen bleibt.
Es gibt hunderte Möglichkeiten, um die stressige Übergangssituation zu Hause oder am Kindergartentor leichter zu machen. Am besten, ihr setzt euch hin und macht eine Liste. Hier gilt: nicht alles passt für alle. Probiert euch aus und schaut, was für euch und euer Kind funktioniert.
Der Entscheidertag
Ein weiterer Trick, der für meine Familie Wunder wirkt, ist der Entscheidertag. Kindergarten bedeutet Kooperation. Die Kinder müssen sich unheimlich anpassen. Und das ist anstrengend. Wir als Eltern können das ausgleichen, indem wir zu Hause möglichst viel Selbstwirksamkeit, also kindliche Entscheidungen, erlauben.
Wenn das nicht nützt, kann ein ganzer Tag helfen, in dem das Kind (im sicheren Rahmen) möglichst viele Entscheidungen treffen darf. Mögliche Entscheidungen könnten sein: Wo gehen wir hin? Was wollen wir frühstücken? Was magst du anziehen?
Achtung, diese Strategie funktioniert für viele Kinder gut. Es gibt aber auch Kinder, die von der Masse der Optionen überfordert sind. Hier gilt es zu beobachten und zu justieren. Ein Kind, das nicht einen ganzen Tag über bestimmen mag, freut sich vermutlich, wenn es die Farbe des T-Shirts oder den Brötchenbelag wählen darf.
Wenn alles nicht hilft
Was, wenn nun alles nichts hilft? Keine Ursachenforschung, keine liebevolle Unterstützung bei den Übergängen und auch keine Selbstwirksamkeit?
Wenn wir an diesen Punkt kommen, ist es an der Zeit, uns unangenehme Fragen zu stellen.
Muss das Kind wirklich in den Kindergarten, oder können wir eine Pause machen? Hier ist es wichtig, ehrlich mit uns zu sein. Wenn es wirklich nicht anders geht, brauchen wir Klarheit. Wir müssen unserem Kind vermitteln: „Ich weiß, es ist schwer für dich. Aber es geht nicht anders. Ich bin für dich da. Wir stehen das gemeinsam durch.“ In dem Fall gilt, dass jede Phase irgendwann vorbei geht und dass wir jetzt eben besonders viel Kraft brauchen. Für uns und unser Kind.
Wenn wir allerdings irgendwie die Möglichkeit haben, macht es an diesem Punkt Sinn, über eine Kitapause nachzudenken. Das hat mehrere Vorteile:
- Unser Kind fühlt sich gesehen und gehört. Es spürt: Wenn ich wirklich nicht mehr kann, wird das verstanden
- Ein Neustart bringt oft neue Energie mit
- Manche Kinder sind einfach noch nicht soweit. Ein bisschen Zeit gibt Ihnen die Chance, aufzuholen
Wie auch immer ihr euch entscheidet: Der Gang in den Kindergarten ist für die meisten Kinder eine riesige Kooperationsleistung. Sorgen, Angst und Wiederstände sind normal. Das Beste, was wir tun können, ist unsere Kinder darin zu begleiten und ernst zu nehmen.
Josi Bernstein begleitet ihre Tochter durch die Höhen und Tiefen des Familienalltags. Ihre Artikel findet ihr nicht nur auf Barrio, sondern auch auf Instagram, auf ihrem Blog und bei Twitter.