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Das erste Mal als Papa alleine unterwegs mit dem Kind. Dieser Vorstellung wohnt ein Zauber inne. Mehr Eigenständigkeit, mehr Raum für die einzelnen Familienmitglieder und gemeinsame Qualitätszeit zwischen Papa und Tochter. So weit die Idee. Bei anderen Familien sieht das so einfach aus. Ideen für Ausflugsziele werden nicht endlos diskutiert und am Ende doch verworfen. Abschiede finden in Sekunden statt, Küsschen werden verteilt und dann hüpft das Kind glücklich mit dem Papa davon. Überhaupt scheinen all diese Papas genau zu wissen, was sie tun sollen mit ihrem unglaublich entspannten und extrem fröhlichen Kindern. Ich hingegen habe mich lange vor dem ersten Ausflug allein mit meinem Kind gefragt, wie genau das denn nur klappen soll.

Vom Zauber des ersten Mals

Wenn im Herzen deines Kindes nicht genug Raum ist für mehr als eine Bezugsperson, und der Abschied sich für es anfühlen kann wie die Reise in ein entferntes Land, ohne Rückfahrtticket, dann ist vom Zauber des ersten Mals nicht viel zu spüren. Es ist eher eine Beschwörungsformel der vielen Versuche. Kleine Fluchten, für wenige Minuten, wenn das Kind ohnehin müde ist und in den Schlaf getragen werden muss. Bis wir beide an den Punkt kommen, an dem meine Frau und ich wissen: jetzt oder nie.

Das erzählen wir Mama

Ich nehme also das sich wehrende Paket mit all der Liebe, die ich aufbringen kann, und fahre voller Angst los, zu einem Restaurant, wo es das Lieblingsessen meiner Tochter gibt. Das gemeinsame Essen ist ein mutloser Versuch, voller Rufe nach dem Vertrauten, nach Mama. Und das, obwohl ich seit der Geburt an jeden Tag da bin, oft rund um die Uhr. Zum tausendsten Male frage ich mich, was ich eigentlich falsch gemacht habe. Nach dem Essen machen wir uns auf zu einem Freiluftmuseum. Ich binde die Trage endlich ab, setze das Kind auf den Boden und das Quengeln wird leiser, verstummt schließlich. Stille. Ich fühle mich in mehrfacher Hinsicht leichter. Plötzlich schiebt sich eine kleine Hand in meine und ein leises Stimmchen sagt: „Das erzählen wir aber alles Mama nachher, ja?“ Und während wir gemeinsam über den Rasen gehen, denke ich: Vielleicht habe ich gar nichts falsch gemacht. Vielleicht wohnt doch jedem Anfang ein Zauber inne. 

Olaf Bernstein findet, dass seine Tochter die besten Ausflugsideen hat. Über alle weiteren Abenteuer mit seiner Familie schreibt er bei Barrio, auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.