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Heute erklärt uns unsere Expertin Stefanie Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, was eine Plexusparese ist und wie es zu der Schädigung des Nervengeflechts kommt.

Liebe Mamas und Papas,

good news: Noch nie war eine Geburt so sicher wie heute! Die Geburtshilfe und die medizinische Entwicklung haben viel geleistet. Wenn man bedenkt, dass z.B. 1960 die Todesrate von Kindern unter der Geburt noch bei ca. 3,5 % lag, liegt sie heute unter 0,5% in den westlichen Industrienationen. Durch die Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen sind Geburtshelfer heute auf mögliche Risiken unter der Geburt vorbereitet und es kann frühzeitig entsprechende Vorsorge getroffen werden. Dennoch ist auch heute die Geburt für Mutter und Kind ein heikler Moment und es kann zu gefährlichen Situationen kommen, in denen die Geburtshelfer schnell reagieren müssen um z. B. einen möglichen Sauerstoffmangel des Kindes oder eine Lebensgefahr für die Mutter zu verhindern.

Geburtstraumatische Plexusparese

Eine Schädigung des Nervengeflechtes (Plexus Brachialis), dass die Arme versorgt ist ein schwerwiegendes Beispiel eines Geburtstraumas.  Die Häufigkeit liegt bei 0,1-2,3% aller Geburten.

Risiken:

  • BMI der Mutter über 30
  • Gewicht des Kindes über 4000 g
  • Die Größe des Kindes steht im starken MIssverhältnis zur Größe der Mutter
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Unerkannter Schwangerschaftsdiabetes

Wie kann es zu einer Schädigung des Plexus Brachialis kommen?

Die Geburt folgt einer natürlichen Mechanik. Nachdem das Köpfchen des Babys geboren wurde, muss der Körper des Kindes mit einer leichten Drehung in den querovalen Beckeneingang der Mutter finden, damit die Schultern geboren werden können. Bei einer gesunden Geburt ist die Geburt des Köpfchens der schwierigste Moment und die nachfolgenden Schultern und Rumpf können ohne Probleme geboren werden. Ist das Baby im Verhältnis zum mütterlichen Becken zu groß, kann es dazu kommen, dass die Schultern im Geburtskanal stecken bleiben (Schulterdysktoie). Die Geburt kommt zum Stillstand. Das Kind steckt fest. Die Nabelschnur ist komprimiert, es fließt zu wenig Sauerstoff. Das Kind ist in Lebensgefahr.

Nervengeflecht kann bei Geburtskomplikationen geschädigt werden

Die Geburtshelfer müssen das Kind schnell auf die Welt holen. Dabei kann es zu starken Zug- und Dehnkräften auf das empfindliche Nervengeflecht der Halswirbelsäule kommen. Das Nervengeflecht, das die Schultern und die Arme versorgt liegt im Bereich der Halswirbelsäule und kann bei dieser sehr schweren Geburtskomplikation geschädigt werden. Je nach Ausmaß der Schädigung, kann die Beweglichkeit der Schultern und Arme des Kindes kurzfristig oder langfristig eingeschränkt sein.

Meist nur Dehnung des Nervengeflechts

Unmittelbar nach dieser schweren Geburtssituation wird das Baby vom Kinderarzt versorgt und untersucht. Er wird versuchen zu beurteilen wie schwer die Zug- und Dehnwirkung unter der Geburt auf das Nervengeflecht der Schultern -und Arme eingewirkt hat. Oft sieht er zuerst, dass ein Ärmchen schlaff und unbeweglich ist. In den ersten 10 Tagen nach der Geburt wird der Arm mit einem Verband an den Oberkörper entlastet. In den meisten Fällen kommt es nur zu einer Dehnung des Nervengeflechtes und nach ca. 4 Wochen bis 3 Monaten erholt sich das Nervengeflecht und das Kind erhält die normalen Nervenimpulse und die Beweglichkeit von Schultern, Armen und Händen zurück

Ausmaß der Schädigung in den ersten Wochen nicht genau zu erkennen

Leider ist das tatsächliche Ausmaß der Schädigung durch das entstandene Trauma im Gewebe in den ersten Tagen und Wochen nicht wirklich sichtbar und die Ärzte können sich nur anhand der Symptomatik orientieren. Möglichst schnell nach der Geburt sollten die Eltern einen spezialisierten Kinderorthopäden aufsuchen, um die weitergehende Diagnostik und Therapie einzuleiten. Eine physiotherapeutische Begleittherapie ist besonders wichtig. Die betroffenen Nerven werden mit vorsichtigen Übungen stimuliert. Über diese Übungen kann sich das Nervengewebe leichter erholen und die Beweglichkeit bleibt erhalten.

Eltern können ihr Baby durch gezielte Übungen unterstützen

Auch die Eltern lernen die Übungen, die sie mit ihrem Kind zu Hause weiterführen sollten. Zum Glück treffen Eltern, Kinder und die Geburtshelfer solche dramatischen Situationen nur noch selten, denn die Vorsorgeuntersuchungen und die Ultraschalluntersuchungen machen es möglich die Größe eines Kindes bereits vor der Geburt zu erkennen und mögliche Risiken zu auszuschließen. Ist ein Baby im Verhältnis zum mütterlichen Becken deutlich zu groß wird ein Kaiserschnitt empfohlen.

Bitte nehmt zu eurem und zum Schutz eures ungeborenen Kindes die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft wahr.

Liebe Grüße,
Eure Stefanie

Beitragsfoto: Photo by Christian Bowen on Unsplash

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