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Jennifer Sutholt hat ihr Wunschkind mit Hilfe eines Co-Vaters bekommen. Wie das in ihrem Fall gegangen ist und wie sich das Leben mit einem Co-Papa für ihre Tochter und sie selbst heute darstellt, hat sie BARRIO erzählt.

Interview mit Jennifer Sutholt

Wie bist du auf die Idee gekommen dein Wunschkind mit einem Co-Vater zu bekommen?

Tatsächlich total zufällig. Ich war in dem Prozess, Solomama zu werden, ganz am Anfang noch. Davon habe ich einer Kollegin erzählt, die dann meinte, ich solle doch eine Co-Elternschaft machen. Sie hat mir das Konzept erklärt und ich war sofort begeistert.

Was bedeutet Co-Elternschaft in eurem Fall genau?

Wir sind zwei Menschen, die gerne ein Kind wollten, aber keinen Partner/keine Partnerin in dazu hatten. Also haben wir uns zusammengetan und ziehen nun das Kind gemeinsam groß. In unserem Fall imitieren wir quasi die klassische Kleinfamilie nach der Trennung, nur ohne den daraus entstandenen Stress. Wäre eine oder einer von uns homosexuell, wären wir eben eine Regenbogenfamilie. Die Co-Elternschaft hat ein großes Spektrum, was ich sehr schön finde.

Welche Vorteile hat ein Co-Vater?

Wir mögen uns sehr, aber dadurch, dass die romantische Ebene fehlt, können wir sehr entspannt miteinander umgehen. Wir haben eigentlich nie Stress. Mir hat das besonders in der Babyzeit auch ziemlich viel Freiheit gegeben, denn ich hatte nur zwei Rollen: Mama und Ich sein. Je mehr Rollen zu bedienen sind, desto mehr Stress kann das auslösen. Ich musste weder Partnerin sein, noch mich nach sonst irgend einer Rolle richten. Das fand ich sehr entspannt. Und natürlich hat meine Tochter einen tollen und aktiven Vater, der sie mir auch abnimmt. Das wiederum gibt mir freie Tage zum Ausruhen oder in Ruhe arbeiten.

Hat Deine Tochter regelmäßig Kontakt zu ihrem Vater? Und wie geht sie damit um, dass ihr nicht als Familie zusammen lebt?

Sie ist ungefähr 30-40% des Monats bei ihm, je nachdem, wie es sich ergibt. Ansonsten telefonieren wir mehrfach am Tag und sie sagt immer Gute Nacht am Telefon, egal ob sie bei mir oder bei ihm ist.

Meine Tochter ist gerade erst 4. ich glaube, sie hat erst seit Corona mit Homeoffice überhaupt gemerkt, dass Papas bei anderen in der gleichen Wohnung leben. Wenn sich Kleinkinder treffen, sind die Väter meistens arbeiten, das ist leider immer noch so. Kinderbücher suche ich sehr bewusst aus, damit sie mitbekommt, dass Familie viel mehr sein kann als Mutter-Vater-Kind. Mittlerweile fragt sie schon auch nach, dann erzähle ich ihr die Wahrheit.

Wie hast du die Schwangerschaft mit einem Co-Vater erlebt? War du alleine und auf dich gestellt, oder hat er dich auch unterstützt?

Er war bei jedem Untersuchungstermin dabei und hat mich großartig unterstützt. Ich habe mich gar nicht alleine gefühlt. Ich hatte ja auch keinen Vergleich, wie es mit Partner ist. Ich fand es auch ohne wunderschön, schwanger zu sein.

Wie sieht die rechtliche Lage in Deutschland für Co-Eltern im Moment aus?

Ganz genau wie bei einem getrennten Paar, wenn der Co-Vater die Vaterschaft anerkannt hat. Wir haben geteiltes Sorgerecht, damit unterscheiden wir uns rechtlich gar nicht von einem nicht verheirateten Paar. Wenn eine Co-Elternschaft angestrebt wird, bei der z.B. der Vater nur eine kleine Rolle hat, dann ist es gut, sich anwaltlich beraten zu lassen und abzusichern, soweit das möglich ist.

Wie geht deine Umwelt mit der Co-Elternschaft um?

Eigentlich durchweg positiv. Warum auch nicht? Wir sind zwei sehr glückliche Eltern mit ihrem absoluten Wunschkind. Dass wir kein Paar sind oder waren, macht so wirklich keinen Unterschied. Die meisten, mit denen ich spreche, sehen durchaus die Vorteile, die das Konzept für mich und auch ihn hat. Ich habe 4 Tage komplett frei, er ist 4 Tage komplett verantwortlich und genießt das. Und genießt es genauso, sie wieder abgeben zu können. Wir haben viel mehr Freiheiten als andere Eltern, das ist nicht zu verachten.

Wie hast du den Co-Papa gefunden und was rätst du anderen Frauen mit Kinderwunsch?

Mein Co-Papa kam zu mir, die Kollegin, die mir von dem Konzept erzählt hat, hat ihn mir gleich vorgeschlagen. Wir sind also Kollegen, er war vorausgewählt, wir mochten uns, ich habe zugegriffen.

Mein Rat ist: nicht zu lange warten. Wenn du noch entspannt Zeit hast, fang an, dir Gedanken zu machen. Möchte ich das? So sehr, dass ich es auch alleine schaffe? Möchte ich Familie oder tatsächlich ein Kind. Den Kinderwunsch vom Wunsch nach einer Partnerschaft, nach dem Hollywood-Ideal zu entkoppeln, das ist der schwerste Teil. Wenn du dir sicher bist, dann fang an zu suchen. Ob mit oder ohne Co-Vater als Solomama, deine Sicherheit wird dich dann leiten. Es hilft auch enorm, mit anderen Frauen zu sprechen. Dafür halten wir monatliche Vernetzungstreffen für Frauen mit Kinderwunsch ab. Dazu lade ich alle, auch Männer gerne ehrlich ein.

Mehr zu Co-Parenting erfahrt ihr von Jennifer Sutholt in ihrer Facebookgruppe