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Liebe Mamas, liebe Papas,

jedes Paar, was ein Kind durch eine Fehlgeburt verloren hat, hat ein Trauma erlitten. Dieses Trauma benötigt Zeit zur Verarbeitung und eine liebevolle, gemeinsame Trauerarbeit. Es ist eine schwere Zeit.

Viele Frauen, die ich nach einer Fehlgeburt betreut habe, haben mir die Frage gestellt: Warum ist uns das passiert? Warum haben wir unser Kind verloren? Ganz selten gibt es eine Antwort auf die Frage nach dem Warum.

Manchmal war es einfach noch zu früh und die befruchtete Eizelle konnte sich nicht einnisten. Meistens sind die Gründe so vielseitig, dass nicht genau zuzuordnen ist, warum es zu einer Frühgeburt gekommen ist. Nur wenige Ursachen sind eindeutig bekannt und führen zu wiederholten Frühgeburten. Das betrifft zum Glück nur wenige Paare und in der Regel steht einer weiteren glücklichen Schwangerschaft nichts im Wege.

Diese Risikofaktoren für eine Fehlgeburt sollet ihr wissen:

Individuelles Gesundheitsverhalten der Eltern/ der Mutter: z.B. Ernährung, Rauchen/ Passivrauchen, Alkoholkonsum, Stress, Koffeinkonsum

Genetische Ursachen: embryonale und fetale Chromosomenstörungen stellen mit 50% die häufigste Ursache von Fehlgeburten in den ersten 12 Wochen dar, danach sind es noch 30%. Das Alter der werdenden Mutter hat einen wesentlichen Einfluss auf Chromosomenfehlbildungen.

Anatomische Faktoren: Uterus-Septum, Myome, Polypen angeborene Uterusfehlbildungen spielen eine Rolle bei ca. 10-20 % der Fehlgeburten ( Fehlbildungen der Gebärmutter)

Mikrobiolgische Faktoren: bakterielle, virale oder parasitäre Infektionen der Mutter können zu jeder Zeit der Schwangerschaft gefährlich für das ungeborene Kind sein und auch zu einer Fehlgeburt führen.

Hormonelle Faktoren: u.a. Schilddrüsenüber- oder Unterfunktion, polyzistische Ovarien (PCO-Syndrom), Diabetes, Adipositas.

Bei den hormonellen Faktoren möchte ich ein besonderes Krankheitsbild aufgreifen, da es in der Frühschwangerschaft eine Fehlgeburt verursacht, häufig vorkommt, leicht zu therapieren ist und ganz oft unerkannt bleibt:

Primärer und sekundärer Gelbkörpermangel bzw. Progesteronmangel

Progesteron ist das Hormon, von dem unsere Fruchtbarkeit sehr beeinflusst wird. Es wird unter anderem als Gelbkörperhormon und als Corpus Luteum-Hormon bezeichnet. Während die erste Zyklushälfte vom Östrogen bestimmt wird, ist die die zweite Zyklushälfte vor allem vom Progesteron bestimmt. Nach dem Eisprung bleibt die leere Eihülle im Eierstock zurück und bildet den Gelbkörper. Er geht zu Grunde, wenn in diesem Zyklus keine Schwangerschaft eintritt. Kommt es zu einer Schwangerschaft, so ist dieser Gelbkörper in den ersten zehn bis zwölf Wochen für die Progesteronproduktion und somit für den Erhalt der Schwangerschaft zuständig.

Danach übernimmt die Plazenta diese Aufgabe. Frauen, die von Haus aus, also primär, meist genetisch bedingt einen Progesteronmangel haben, haben häufig eine verkürzte zweite Zyklushälfte. Ist der Mangel gering, so kann durchaus eine Schwangerschaft entstehen, wichtig ist hier zu wissen, dass ein primärer Gelbkörpermangel/ Progesteronmangel immer einen sekundären Mangel nach sich ziehen wird. Das heißt, ab dem rechnerischen Zyklusende kann die Schwangerschaft nicht ohne zusätzlich zugeführtes medikamentöses Progesteron intakt bleiben.

Der winzig kleine Dottersack der befruchteten Eizelle beginnt abzubluten, die Fruchthülle wird anschließend abgestoßen und das Baby hat keine Überlebenschance. Hier gilt es den Mangel sofort zu erkennen und medikamentös auszugleichen. Durch den Progesteronmangel kommt es vor, dass Frauen eine gesunde zweite Zyklushälfte haben, ohne Probleme schwanger werden und dann plötzlich, meistens in der 6./7. SSW – Blutungen bekommen die zu einer Fehlgeburt führen. Sollte es bei euch zu wiederholten Frühgeburten gekommen sein, ist eine eindeutige weiterführende Diagnostik zu empfehlen.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat eine Leitlinie für die Diagnostik und Therapie für Frauen mit wiederholten Frühgeburten entworfen “ Diagnostik und Therapie von Frauen mit wiederholten Spontanaborten“ .

Es ist eine Leitlinie für Ärzte aber auch für betroffene Eltern, um eine einheitliche, an den neusten Studien orientierte Diagnostik und Therapie zu ermöglichen und Unsicherheiten zu reduzieren.

Bleibt in eurer Sorge nicht allein, vertraut euch anderen Eltern an und sucht euch einen liebevollen zugewandten Gynäkologen, der mit euch nach den Gründen der Fehlgeburt sucht und euch auf dem Wege zu einer weiteren Schwangerschaft begleitet.

In meinem nächsten Artikel werde ich tiefer auf die wichtige Trauerarbeit eingehen und euch Hilfestellungen zur Situation nach einer Fehlgeburt senden.

Liebe Grüße

Eure Stefanie

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