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Es geht gegen drei Uhr morgens, und in unregelmäßigen Abständen sind die immer gleichen Schreie aus den Nachbarzimmern zu hören. Ich stehe neben meiner schwer atmenden Frau und fühle mich so nützlich wie ein Stück Toastbrot oder besser noch, ein Beißholz. Ich kann nichts tun, ich bin keine Hilfe. Denke ich. Aber das stimmt gar nicht, wie ich später herausfinde. Hier kommen die sieben Dinge, die werdende Väter wissen sollten, die bei der Geburt dabei sein wollen.

1. Sprich dich ab

Wir waren am Abend vor der Geburt noch schnell einkaufen. Das war im Nachhinein gesehen ganz gut, da wir dann eine ganze Weile wirklich nicht mehr aus dem Haus gekommen sind. Weniger klug war, dass wir (beide) im Geburtsvorbereitungskurs nicht gründlich genug aufgepasst hatten, was die Länge der Geburtswehen anging. Eigentlich ist es an der Zeit, ins Krankenhaus zu gehen oder die Hebamme anzurufen, wenn die Wehen zwischen zehn bis fünfzehn Sekunden andauern und dazwischen eine Pause von mindestens noch fünf Minuten liegt. Wer dann, wie wir, denkt, dass die Wehen mindestens fünf Minuten andauern müssen, bevor es wirklich ernst wird, geht eben mit Geburtswehen erst mal einkaufen und dann auf direktem Weg in den Kreißsaal. Eine Liste mit den wichtigsten Checkpunkten, die ihr beide überprüft und abhakt, hilft, solches Chaos zu vermeiden. Da du als Papa irgendwann der einzig ansprechbare Partner bist, solltest du von Vornherein wissen, worauf ihr beide achten müsst.

2. Melde dich vorher an

Damit meine ich nicht, dass du als Papa der Klinik oder dem Geburtshaus Bescheid geben musst, dass du bei der bei der Geburt mit dabei sein möchtest, sondern, dass es bei einer spontanen Geburt nicht wirklich entspannend ist, vor dem Betreten des Geburtszimmers noch den ganzen Papierkram zur Anmeldung auszufüllen. In jedem Fall sollten alle wichtigen Informationen (die Liste!) griffbereit bei dir sein. 

3. Nicht alles geht nach Plan

Eigentlich eine Binsenweisheit, aber sie hilft, sich nicht schlecht zu fühlen, wenn trotz Liste nicht alles nach Plan geht. Manchmal ist die schön ausgemalte Wunschgeburt in der Badewanne mit vorangehender Massage nicht möglich, weil die Mama sich a) nicht gut bewegen kann und b) gar nicht berührt werden möchte. Deshalb ist eure Geburt nicht schlechter oder komplizierter, sondern einfach anders. Geht mit dem Flow.

4. Entscheide nach deinem Gefühl

Es wird bei den meisten Geburten unweigerlich der Punkt kommen, an dem deine Frau wegen der Wehenschmerzen nicht mehr in der Lage ist, zu sagen, was ihr gerade gut tut. Dann musst du dich als die Person, die sie am besten kennt, auf deine Intuition verlassen. Die Profis wissen vielleicht genau, was sie machen, aber nicht unbedingt, was deiner Partnerin gerade am besten tut. 

5. Du bist eine Hilfe

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis der ganzen Geburt für mich: Deine Partnerin kann vielleicht nicht mehr sagen, was ihr gerade hilft, aber einfach Präsenz zu zeigen, tut ihr wahrscheinlich unglaublich gut. Selbst einmal in der Stunde Wasser reichen, nichts sagen und die Hand drücken ist ein enormer Support. Du bist die Vertrauensperson hier. Lass dir das nicht nehmen!

6. Lass dich nicht beeinflussen

Beinahe hätte unsere Tochter Frieda geheißen, weil die Hebammen auf der Station einen Wettbewerb hatten, wie viele Eltern sie in dieser Nacht dazu überreden können, ihr Kind Frieda zu nennen. Und frischgebackene, übermüdete Eltern sind wahnsinnig leicht zu beeinflussen. Wenn dir irgendetwas zu viel ist, nimm dir Zeit, gib dir und euch den Raum, den ihr gerade braucht. Alles ist besser, als eine überhastete (Namens-)Entscheidung zu treffen. Nach der Geburt habt ihr bis zu einer Woche Zeit, euer Kind beim Standesamt anzumelden. 

7. Mach nicht alles allein

Sobald ihr zu Hause seid, sollte sich die Frau in eine Höhle verkriechen können, über der in zeitlich genau choreografierten Abständen Essen abgeworfen wird. Idealerweise stammt dieses Essen von Familien, Freunden oder schlicht dem nächsten leckeren Lieferservice. Aber verabschiede dich von dem Gedanken, den kompletten Alltag und die Versorgung eines Neugeborenen alleine aufrecht erhalten zu können. Es braucht wirklich ein Dorf nach der Geburt – fang früh an, es zu versammeln!

Olaf Bernstein ist glücklich, dass die Geburt seiner Tochter trotz all der oben beschriebenen Widrigkeiten glatt gelaufen ist. Über den schönen und chaotischen Alltag mit seiner Familie schreibt er bei Barrio, auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

Foto: Canva

Olaf Bernstein