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Gesundheit und Immunsystem

Da wird sich jetzt bestimmt der ein oder andere denken: „Das ist doch nun wahrhaftig nicht Muddis Thema!“

Und eigentlich stimmt das ja auch. Aber ich werde wieder ein wenig anders an das Thema drangehen, als ihr vielleicht erwartet. Ich bin aufgrund meiner Grunderkrankung Multiplen Sklerose, der Fibromyalgie, mehreren Bandscheibenvorfällen und des ein oder anderen körperlichen Defizits von „Gesundheit“ und „stabilem Immunsystem“ ungefähr genauso weit weg, wie eine Kuh vom Eiskunstlaufen. Und vielleicht bin ich ja gerade deshalb nahezu prädestiniert dafür, genau über dieses Thema ein wenig zu plaudern.
Denn sind wir doch mal ehrlich: Was gibt es Wertvolleres als gesund zu sein? Auch wenn das oft eher nach einer abgedroschenen Phrase klingt. Man lernt Gesundheit immer erst dann wirklich zu schätzen, wenn sie fehlt. Ich hatte mich vor kurzem mit einer Bekannten unterhalten, die im Laufe des Gesprächs meinte:“ Ach weißt Du, die Hauptsache ist doch, man ist gesund!“ Als ich schmunzelnd erwiderte, dass ja nicht mal DAS auf mich zutrifft war sie leicht beschämt und meinte dann: „Stimmt, man denkt da einfach nicht darüber nach, wenn man dich so sieht.“ Und ja, ich fühle mich aktuell ziemlich gesund, allen äußeren Umständen und Widrigkeiten zum Trotz. Eigentlich sollte ich mich gerade jetzt, in dieser prekären Corona-Situation, völlig bedeckt verhalten.

Also nach Möglichkeit alles meiden, was mich nur im Ansatz gefährden könnte. Aufgrund meiner neu begonnen MS Therapie konnte ich bisher noch nicht geimpft werden und mein Immunsystem ist praktisch genullt. Ich darf es auch nicht pushen, denn bei der Multiplen Sklerose arbeitet der Körper GEGEN das eigene Immunsystem und jegliche Art von Einmischung nimmt er einem ziemlich übel. Also bleibe ich brav zuhause, gehe nur ab und an Lebensmittel einkaufen und fast täglich auf den Friedhof. Und ich teste mich regelmäßig.

Ich bin also, der Definition nach, aktuell „gesund“. Aber gehen wir doch mal ein Stück weg von dem bösen C-Wort und sehen uns einfach mal ein wenig um. Wie viele Menschen kennt Ihr, bei denen der Spruch „Hauptsache gesund“ WIRKLICH zutrifft? Also die, die auf Nachfrage „danke, mir geht es sehr gut!“ antworten. Ist es nicht eigentlich so, dass die meisten Menschen dann mit einer wahren Litanei an Gejammer loslegen, so als wären sie froh, endlich jemandem ihr Leid klagen zu können? Mir fällt immer wieder auf, dass die Menschheit dazu neigt, gesundheitliche „Problemchen“ aufzubauschen. Da wird aus einem Schnupfen gleich mal eine handfeste Influenza oder aus einer Verspannung sofort ein ganz schrecklicher Bandscheibenvorfall. Kopfschmerzen sind kaum noch auszuhalten und die ein oder andere Unpässlichkeit lässt die ganz Hartgesottenen auch schon direkt den Bestatter kontaktieren. Dabei sollte man doch einfach froh sein, wenn man wirklich NICHTS hat.

Ich kenne Menschen, auch aus meinem engeren Bekanntenkreis, die sind schwer krank, kämpfen gegen Krebs, schwersten psychischen oder körperlichen Erkrankungen oder sitzen mittlerweile aufgrund ihrer MS im Rollstuhl. Wenn man diese Menschen fragt, wie es ihnen geht, dann hört man meistens „gut“. Kein Gejammer, keine Prognosen, kein „Warum ich?“

Wenn die Gesundheit fehlt, fehlt einem das höchste Gut, das man besitzen kann. Warum kann man es also nicht einfach wertschätzen, dass man gesund ist? Warum muss man Kranken das Gefühl geben, sie nicht ernst zu nehmen, in dem man sich im Gespräch versucht, auf die gleiche Stufe „krank zu reden“?

Ja, es ist ein Geschenk, morgens gesund aufzuwachen und keine Schmerzen zu haben. Ich zum Beispiel bin für jeden Tag dankbar, an dem ich alle meine Extremitäten spüre und bewegen kann. Und an dem sich meine Schmerzen, die meine ganzen Krankheiten hervorrufen, in Grenzen halten. Natürlich jammere ich auch mal, aber das hält nicht wirklich lange an. Lange Zeit habe ich jedem, der mir sein „unerträgliches Leid“ geklagt hat, anstandslos und geduldig zugehört. Mittlerweile aber malme ich mit den Backenzähnen, wenn mir jemand erzählt, dass er nachts nicht richtig schlafen kann weil er erkältet ist oder so verspannt ist, weil er tagtäglich viele Stunden am PC sitzt und nun ganz schreckliche Kopfschmerzen hat. Ich habe mich dieses Jahr aus dem Rollstuhl zurück auf meine Beine gekämpft und bin unglaublich stolz darauf. So wie viele, die zu Recht stolz auf sich sein können, weil sie tagtäglich mit sich und ihrer Gesundheit zu kämpfen haben.

Ich versuche mein Immunsystem mit gesundem Essen, Vitamin D, ein paar Vitaminen und viel frischer Luft zu unterstützen. Außerdem gönne ich meinem Körper Ruhepausen und Erholung , wenn er danach verlangt. Ich versuche, eine gesunde Work-Life Balance zu halten und negativen Stress weitgehend aus meinem Leben fern zu halten. Auch das soll ja nachweislich zur Gesundheit beitragen ;-)). Was macht Ihr für Eure Gesundheit? Oder was wärt Ihr bereit, für Eure Gesundheit zu tun?

Ich freue mich wieder sehr auf einen regen Austausch mit Euch. Bis zum nächsten Mal. 

Eure Muddi