Zum Hören muss das Trommelfell schwingen, Paukenröhrchen können helfen
Liebe Mamas, liebe Papas,
zu dieser Jahreszeit erwischen wir schneller als im Sommer hier und da einen Erreger, der uns krank macht. Eure kleinen Kinder, deren Immunsystem noch in der Entwicklung ist, sind häufiger von Erkältungen betroffen. Sie erholen sich normalerweise schnell und gehen mit stärkerem Immunsystem aus diesen Infekten heraus. In den meisten Fällen werdet ihr, wie bei euch selbst eine starke Beteiligung der oberen Luftwege bei Erkältungskrankheiten beobachten. Die Nase läuft, der Rachen ist rot, der Hals tut weh und Husten tritt auf. Im Kindesalter sind diese Infekte häufig von Ohrenschmerzen begleitet, da die anatomischen Begebenheiten im Nasen-, Rachen- Raum noch eng und kurz sind.
Erreger gelangen ins Mittelohr
Durch die Eustachische Röhre, die das Mittelohr mit dem Rachenraum verbindet, können Erreger leichter ins Mittelohr aufsteigen und die Schleimhaut des Mittelohres entzünden. Auch die Schleimhaut der Eustachischen Röhre reagiert auf einen feindlichen Erreger mit Schwellung und Sekretbildung, denn sie will den Erreger loswerden. Bei jeder Entzündung entstehen durch die Reaktion des Immunsystems Sekrete, die abfließen müssen. Im kindlichen Ohr führen Schwellungen der Schleimhaut durch Infekte dazu, dass Entzündungssekrete nicht abfließen können und im Mittelohr stecken bleiben.
Sekrete können nicht aus dem Mittelohr abfließen
Der Druck, der dadurch im Mittelohr entsteht, löst Schmerzen aus und kann auch zu kurzzeitig schlechterem Hören während eines Infektes führen.
Ein anatomischer Exkurs
Die Paukenhöhle im Mittelohr, zwischen Trommelfell und Innenohr ist im gesunden Zustand ein luftgefüllter Raum. Sie ist mit dem Außenohr durch eine dünne Membran, dem Trommelfell, verbunden. Töne, bzw. der Schall der Töne, die vom Außenohr aufgefangen werden, bringen das Trommelfell in Schwingung. Diese Schwingung wird durch die Luft in der Paukenhöhle an das Innenohr weitergeleitet. Im Innenohr durchläuft der Schall das mit Lymphflüssigkeit gefüllte Labyrinth, bevor er über die Gehörknöchelchen an die Hörrezeptoren im Gehirn weitergeleitet wird und dort in Verständnis und Reaktion umgewandelt wird.
Nach einem Infekt
Mit Abklingen des Infektes schwillt die Schleimhaut ab und entstandene Entzündungssekrete können abfließen oder werden resorbiert. Der Druck im Mittelohr nimmt ab und das Trommelfell kann wieder frei schwingen. Die Schmerzen sind vergessen und euer Kind kann wieder besser hören. In manchen Fällen löst sich allerdings ein Infekt mit einem neuen ab, es kommt wieder zu einer Beteiligung der Ohren oder eines Ohres. Der Schleimhaut bleibt keine Zeit sich zu erholen. Die Flüssigkeitsansammlung in der Paukenhöhle bleibt bestehen und wird sogar noch mehr, da dem Körper keine Zeit der Erholung bleibt.
Chronischer Paukenerguss
Nach mehreren Infekten bleibt eine ständige Flüssigkeitsansammlung in der Paukenhöhle bestehen. Dies wird chronischer Paukenerguss genannt. Das Kind hört zwar, aber ihr könnt es euch so vorstellen, als wenn ihr beim Fliegen keinen Druckausgleich machen könnt. Alles hört sich dumpf und undeutlich an. Ganz häufig fällt ein chronischer Paukenerguss bei kleinen Kindern erst bei den Untersuchungen der Kinderärzt*innen auf. Da sie sich noch nicht mitteilen können, können sie euch noch nicht sagen, dass sie ganz merkwürdig hören. Ihr werdet vielleicht merken, dass ein Ohr zunehmend häufiger von Schmerz betroffen ist und sich als Schwachstelle identifizieren lässt.
Bei den regelmäßigen Untersuchungen bei dem*der Kinderarzt*in wird auffallen, dass das Trommelfell nicht so rosig aussieht, wie es sollte. Bei einem starken chronischen Paukenerguss kann es sich auch leicht in den Gehörgang auswölben. Kinderärzt*innen werden euch in diesem Falle zu einem*einer Kinderohrenarzt*in weiterempfehlen. Der*die Ohrenarzt*in wird mit euch zusammen ein sinnvolles Vorgehen besprechen.
Paukenröhrchen
Je nach Schweregrad des Paukenergusses wird er eine Tympanotomie oder das Legen eines Paukenröhrchens empfehlen. Beides sind kleine ambulante Eingriffe unter Narkose.
Tympanotomie
Bei diesem Eingriff wird ein kleiner Einschnitt im Trommelfell gemacht, damit die angestaute Flüssigkeit abfließen kann. Das Trommelfell heilt von allein wieder ab.
Legen eines Paukenröhrchens
Wie bei der Tympanotomie, wird ein kleiner Einschnitt im Trommelfell gemacht, damit die angestaute Flüssigkeit abfließen kann. Anschließend wird ein kleines Röhrchen in die entstandene Öffnung eingesetzt, damit über einen Zeitraum von 1-3 Monaten die Flüssigkeit des Paukenergusses abfließen kann. Das Röhrchen fällt meistens von allein heraus und das Trommelfell schließ sich wieder.
Wichtig zu wissen
Ihr dürft keine Ohrstöpsel oder Wattestäbchen benutzen, solange das Paukenröhrchen liegt. Bitte besprecht mit eurem*eurer Ohrenarzt*in, ob ihr Seife zum Haarewaschen benutzen dürft, solange das Paukenröhrchen liegt. Nach der vorgeschriebenen Heilungszeit könnt ihr auch mit dem Paukenröhrchen mit eurem Kind schwimmen gehen, es kann kein Wasser über das Röhrchen ins Mittelohr gelangen.
Komplikationen
Der Eingriff beinhaltet Komplikationen wie:
- Narkoseunverträglichkeit
- Narbenbildung auf dem Trommelfell, was zu Schwingungsverlust führen kann
- Entzündliche Reaktion auf das Paukenröhrchen
- Aufsteigende Infektionen
Diese Komplikationen sind selten, aber ihr solltet sie mit dem*der Ohrenarzt*in besprechen. Je nach Schweregrad des chronischen Paukenergusses bei eurem Kind sind diese Gefahren im Vergleich zum hilfreichen Nutzen des Abflusses des Paukenergusses eher gering.
Homöopatische Unterstützung
Bei unseren beiden Töchtern kam es zu einem ausgeprägtem Paukenerguss bereits im sehr frühen Kleinkindalter. Beide haben wir parallel zu den Untersuchungen und Behandlungen bei dem*der Ohrenarzt*in auch homöopathisch behandeln lassen. Das war hilfreich, denn bei beiden sind wir bis zum Alter von 4 Jahren mit den häufigen Ohreninfektionen, die bei uns in der Familie eine bekannte Belastung sind, besser zurechtgekommen. Bei einer Tochter war der Paukenerguss schließlich doch zu ausgeprägt und das Trommelfell konnte bei einem Ohr kaum noch schwingen. Bei ihr haben wir im Alter von 4 Jahren ein Paukenröhrchen legen lassen. Dieser Eingriff war bei ihr sehr hilfreich und danach waren die Ohreninfektionen vorbei. Für unsere zweite Tochter war die homöopathische Behandlung umso hilfreicher. Ein Paukenerguss bildete sich bei ihr nach jeder Ohreninfektion zurück. Sie brauchte kein Paukenröhrchen.
Paukenröhrchen bei chronischem Paukenerguss
Für mich ist das Legen eines Paukenröhrchens eine gute Möglichkeit zur Behandlung eines chronischen Paukenergusses, wenn alle anderen Lösungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, ein Kind sich nicht gut entwickeln kann und unter häufigen schmerzhaften Ohrinfektionen leidet.
Wichtig
Nach längerem Bestehen eines Paukenergusses, gerade im Kleinkindalter, kann sich eine Sprachentwicklungsstörung manifestieren. Da das Trommelfell nicht ausreichend schwingen kann und das Kind nicht richtig versteht, schlägt sich diese Situation auf die Sprachentwicklung aus. Bitte nehmt die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bei euerm Kinderarzt wahr!
Liebe Grüße, eure Stefanie
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