Die wichtigsten Fakten, die ihr zu Fußfehlstellungen bei Neugeborenen wissen solltet, erklärt euch heute unsere Expertin Prinzessin Stefanie zu Sayn-Wittgenstein.
Liebe Mamas und Papas,
am Ende der Schwangerschaft ist es für das fast geburtsreife Baby ganz schön eng in der Gebärmutter. Das Baby nimmt eine päckchenartige Haltung ein und Beinchen und Ärmchen sind ganz eng an den Körper angelegt. So kann es in etwa 2% aller Geburten durch diese Enge zu Fehlstellungen der Füßchen kommen. In den meisten Fällen ist diese Fehlstellung harmlos und ein paar Tage nach der Geburt richten sich die Füße ganz physiologisch in die richtige Stellung ein. Für Eltern, die auf mögliche Fußfehlstellungen nicht vorbereitet sind, ist das schon mal ein Riesenschreck, wenn die Füßchen nicht so aussehen, wie Eltern das bei ihrem Neugeborenen erwarten.
Die häufigsten harmlosen Fussfehlstellungen sind:
- Sichelfuß
- Hackenfuß
- Kletterfuß
Sichelfuß:
Der Fuß hat die Form einer Sichel. Dabei ist Vorderfuß gegenüber der Ferse nach innen gedreht und die Zehen folgen dem Vorderfuß, mit einer starken Beugung.
Ursachen:
- häufigste Ursache ist die Enge in der Gebärmutter in den letzten Schwangerschaftswochen
- genetisch bedingte Wachstumsstörung
- Säuglinge, die viel auf dem Bauch schlafen, können einen Sichelfuß entwickeln, wenn die Unterlage ungünstig ist.
- eine angeborene verkürzte Muskulatur am Innenfuß kann ebenfalls eine genetische Ursache haben und zum Sichelfuß führen
80-90 % der Sichelfüßchen korrigieren sich spontan. Auch wenn die meisten Sichelfüßchen ganz von allein ausheilen, solltet ihr einen Kinderorthopäden zu Rate ziehen, der die Ursache der Fehlstellung differenziert. Er wird euch beraten und auch zu einem*er Krankengymnasten*Inn überweisen. Dort werdet ihr Übungen und Massagen erlernen, mit der ihr die Korrektur der Fehlstellung auch zu Hause unterstützen könnt. Gipsschiene, die eine Weile getragen werden muss, kann auch Abhilfe bringen.
Die Folge eines nicht ausgeheilten Sichelfußes können ein verzögertes Laufen lernen, Schmerzen beim Laufen, Druckstellen und Bewegungseinschränkungen sein.
Therapie:
- Als Eltern könnt ihr die Richtigstellung durch eine kleine Fußmassagen positiv beeinflussen.
- Je nach Ursache und Hartnäckigkeit des Sichelfußes wird auch eine Gipsschiene angepasst.
- Physiotherapie
Hackenfuß:
Der Fuß hat die Form eines Hackens. Der Vorderfuß und die Zehen sind stark nach oben, Richtung Fußrücken gestreckt. In seltenen Fällen berühren die Zehen fast das Schienbein.
Ursachen:
- die häufigste Ursache ist eine Enge in der Gebärmutter
- genetisch bedingte Wachstumsstörung
- Fehlbildung des Rückenmarks mit Lähmungen, die zu einem fehlenden Muskelzug an der Unterseite des Beines führen
- Hirnschäden
Wie beim Sichelfuß bildet sich der Hackenfuß nur eine Vorrübergehende Fehlstellung der Füße und bildet sich kurze Zeit nach der Geburt ganz von allein zurück. Dennoch solltet ihr einen Kinder- Orthopäden aufsuchen, um mögliche andere Ursachen auszuschließen. Er wird euch beraten und auch zu einem*er Krankengymnasten*Inn überweisen. Dort werdet ihr Übungen und Massagen erlernen, mit der ihr die Korrektur der Fehlstellung auch zu Hause unterstützen könnt. Auch beim Hackenfuß können Gipsschienen helfen, wenn die Rückbildung länger dauern sollte.
Wird der Hackenfuß nicht behandelt, kann es langfristig zu nachhaltigen Fehlbildungen des gesamten Bewegungsapparates führen.
Kletterfuß:
Der Fuß ist steil nach unten geneigt . Zusätzlich ist er nach innen gedreht und der Vorderfuß sieht aus wie eine Sichel. Die Zehen ziehen nach innen. Der Kletterfuß ist eine komplexe Fehlstellung des Fußes und erinnert an einen Klumpfuß. Im Vergleich zum Klumpfuß lässt sich der Kletterfuß manuell aber in eine physiologische Stellung bringen. Beim Klumpfuß besteht eine knöcherne Fehlbildung des Sprunggelenkes und lässt sich nicht in eine physiologische Stellung bringen. (Zum Klumpfuß mehr in meinem nächsten Artikel)
Ursachen:
- Dde häufigste Ursache ist eine Enge in der Gebärmutter
- genetisch bedingte Wachstumsstörung
Auch der Kletterfuß bildet sich wenige Tage nach der Geburt zurück. Bitte sucht auch bei dieser Fehlstellung einen Kinder-Orthopäden auf, um die Ursachen klären zu lassen und euch beraten zu lassen. Die Füße eures Babys sind bei der Geburt noch kaum entwickelt. Das Fußskelett besteht hauptsächlich aus Knorpel. Es ist noch ganz weich und formbar. Darum sind Fehlstellungen der Füße in den ersten Lebenswochen und Monaten sehr gut und erfolgreich durch Massage, Physiotherapie und Gipsschienen behandelbar.
Die Babyfüßchen sind physiologische Plattfüßchen und ihr seht noch gar kein Fußgewölbe. Erst wenn euer Kind sich aufrichtet und zu laufen beginnt, entwickelt sich das Fußskelett und es entsteht das Längs- und Quergewölbe. Erst in etwa um das 6. Lebensjahr erinnert der Kinderfuß in seinen Proportionen an einen kleinen Erwachsenenfuß. Die vollständige Verknöcherung des Fußskelettes ist erst im jungen Erwachsenenalter abgeschlossen.
Liebe Grüße, eure Stefanie
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