Eine Checkliste mit Tipps zum Umgang mit hochsensiblen Kindern
Noch so ein Label! Ob nun ADHS, gefühlsstark oder hochsensibel – wir Eltern können uns manchmal kaum retten vor lauter Begriffen und Kategorien, die die Eigenarten unserer Kinder zusammenfassen sollen. Tatsächlich sind aber genau diese Begriffe hilfreich für das Verständnis unserer Kleinen und sie können uns dabei unterstützen, geduldiger sinnvolle Hilfestellungen im Alltag unserer Kinder zu geben.
Was bedeutet es, hochsensibel zu sein?
Was bedeutet es denn nun, hochsensibel zu sein? Hochsensibilität hat zwei Seiten. Zum einen nehmen hochsensible Menschen Sinnenreize, so wie Geräusche, Gerüche oder Temperatur deutlich stärker wahr als andere. Zum anderen haben hochsensible Menschen nicht die Möglichkeit, sich gegen die Masse an Reizen zu verschließen. Sie haben keinen Filter im Kopf.
Reizempfindlichkeit
Deshalb sind kleine und große hochsensible Menschen schnell überreizt, mögen selten große Menschenansammlungen und können Krach oder Gestank kaum aushalten. Auch negative Gefühle oder düstere Gedanken nehmen sie oft ungewöhnlich stark mit. Um unseren Kindern im Umgang mit diesen intensiven Gefühlen zu helfen, ist es erst einmal wichtig zu wissen, ob es sich bei unserem Kind um ein hochsensibles Kind handelt. Im folgenden haben wir ein paar Marker gesammelt und hilfreiche Maßnahmen aufgeführt, die helfen können, mit der Überforderung umzugehen.
Ist mein Kind hochsensibel? Eine Checkliste
Viele der hier aufgezählten Punkte treffen auf fast jedes Kind zu. Erst in der Gesamtheit ergibt sich das Bild eines hochsensiblen Kindes. Wenn viele der Punkte fast immer auf euer Kind zutreffen, ist es sehr wahrscheinlich hochsensibel.
Mein Kind ist geräuschempfindlich
Wenn euer Kind oft über zu viel Krach klagt, könnte es hochsensibel sein. Was hilft?
Menschenmassen, Konzerte, übervolle Cafés möglichst meiden. Das ist für euer Kind unglaublicher Stress. Ansonsten sind Schallschutzkopfhörer eine tolle Option. Vor Events, die euch wichtig sind oder sich nicht vermeiden lassen, möglichst eine ordentliche Ruhepause einplanen. Wenn möglich für einen Rückzugsort sorgen (zum Beispiel Omas Schlafzimmer auf der Familienfeier).
Mein Kind ist schreckhaft
Wenn man viele Sinnenreize besonders intensiv und ungefiltert wahrnimmt, kann es sein, dass man besonders leicht zu erschrecken ist. Was hilft? Familienmitglieder kündigen sich am besten schon aus einiger Entfernung an. Plötzlich von hinten angefasst zu werden mögen viele Hochsensible überhaupt nicht.
Mein Kind ist empfindlich bei starken Gerüchen
Die Empfindlichkeit bei Sinnenreizen macht natürlich auch vor Gerüchen nicht halt. Oft sind hochsensible Kinder richtige Spürnasen und können sowohl verdorbenes Essen als auch die heimliche Zigarette gestern Abend um neun hervorragend erschnuppern. Was hilft?
Achtung bei Überforderung
Gestank kann man kaum vermeiden. Allerdings sollten wir als Eltern bedenken, dass Orte, die intensiv riechen, laut und voll sind, unsere Kinder auf mehreren Ebenen heillos überfordern. Wenn wir bereits wissen, dass wir den Tag an einem solchen Ort verbringen werden, macht es Sinn, unsere Kinder auf die Herausforderungen des Tages vorzubereiten und mit möglichst erfüllten Bedürfnissen in den Ausflug zu starten (ausgeschlafen, satt, zufrieden). Außerdem hilft ein Taschentuch mit einen ätherischen Öl darauf – so kann sich unser Kind auf einen vorher ausgewählten Geruch konzentrieren anstatt auf hundert wahllose.
Mein Kind ist besonders emphatisch und lässt sich schnell von der schlechten Stimmung anderer beeinflussen
Die Empfindungen, Ängste und Sorgen anderer Menschen sind für dein Kind kein verschlossenes Buch? Dann ist das Kind vielleicht hochsensibel. Hochsensible Menschen sind oft extrem emphatisch und haben sehr feine Antennen für die Stimmungen anderer. An unseren Kindern entdecken wir früh ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Sorgen ihrer Mitmenschen. Weil sie so wahnsinnig einfühlsam sind, nehmen sie die vielfältigen Gefühle Anderer oft stark mit. Was hilft?
Gefühle benennen
Hier hilft es vor allem, unsere Kinder auf die vielen Gefühlsstürme vorzubereiten. Je besser sie die eigenen und fremden Gefühle klar benennen können, desto eher können sie lernen, sich von den Gefühlen ihrer Mitmenschen ein Stück weit zu distanzieren. Wir können unseren Kindern beibringen, Gefühle als eine Welle zu verstehen, die ihren Körper durchdringt – eine Welle, die ihr Inneres auch irgendwann wieder verlassen wird. So lernen sie nicht nur den Umgang mit den eigenen Emotionen, sondern sind auch besser gewappnet gegen negative Stimmungen, schlechtes Gewissen und ein Mitleid, das sie in tiefe Trauer stürzt. Das zu lernen, ist ein langwieriger Prozess, doch am Ende werden wir gefestigte, hoch emphatische Erwachsene vor uns haben, die sicher vielen anderen Menschen eine große Hilfe sein können.
Weitere Punkte gibt es im zweiten Teil unserer Liste am Dienstag, den 23. Juni.
Josephine und Olaf Bernstein
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Beitragsfoto: von Olaf Bernstein