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Kinder müssen streiten, das gehört zum Leben dazu. Wie sollten wir Erwachsenen mit diesen Kinderstreitigkeiten umgehen? Wann es notwendig ist sich einzumischen und wann man die Kids ihre Themen besser alleine austragen lässt, beleuchtet unsere Autorin Josephine Bernstein für euch.

Kinder streiten. Das ist laut, stressig und anstrengend. Aber es ist auch wichtig. Denn Streiten hat eine soziale Funktion. Im Streit lernen Kinder zahlreiche Dinge. Sie lernen verhandeln, Kompromisse schließen, klar kommunizieren, Grenzen setzen, mit Frust umgehen, gewinnen und verlieren. Sie lernen Konflikte zu lösen. Gerade weil Streiten so immens wichtig ist, scheiden sich die Geister daran, ob wir als Eltern in Kinderstreitigkeiten eingreifen sollten oder nicht.

Was dafür spricht Kinderstreitigkeiten zu moderieren

Für das Eingreifen in Kinderstreitigkeiten spricht ganz klar die Tatsache, dass wir (besonders von sehr kleinen Kindern) nicht erwarten können, eine komplexe soziale Situation allein zu meistern. Ihnen fehlt schlicht die Lebenserfahrung, sie haben noch keine Werkzeuge für die Konfliktbewältigung. Wer diese Art von Verantwortung an kleine Kinder abgeben will, verlangt eine ganze Menge – und Frust und Enttäuschung sind vorprogrammiert.

Im Konflikt einen sicheren Rahmen schaffen

Besser ist es oft, für die Kinder im Konflikt einen sicheren Rahmen zu schaffen. Als Eltern können wir mögliche Strategien anbieten und so zeigen, welche Varianten zum Lösen des Streits überhaupt zur Verfügung stehen. Wir können übers Teilen oder Abwechseln sprechen. Wir können Frust und Trauer verbalisieren und begleiten und wir können bei Handgreiflichkeiten alle Beteiligten schützen.

Achtung Streitigkeiten nicht bewerten

Was wir allerdings nicht tun sollten, ist, den Streit zu bewerten. Wenn zwei oder mehrere Kinder streiten, handeln sie eine soziale Situation aus. Diese Situation finden zwischen den Streitenden statt, eine Wertung von außen hilft nicht. Eine Handgreiflichkeit, oder das Wegnehmen von Spielzeug ist hier oft eine Hilflosigkeit und nicht etwa böse gemeint. Wir als Eltern sind in der Verantwortung, in diesem Moment andere Strategien aufzuzeigen und unsere Kinder nicht zu beschämen. Wer beschämt wird, ist mit der eigenen Trauer und Scham beschäftigt und hat keine Kapazitäten mehr, neue Strategien zu lernen.

Und das spricht dagegen

Es gibt Situationen, in denen unser Eingreifen unnötig ist. Gerade, wenn wir spüren, dass sich von unserer Seite eine Wertung aufdrängt, sind wir vielleicht besser beraten, erstmal einen Schritt zurückzutreten. Wenn wir sehen, dass unser Kind selbstständig und souverän mit der Situation umgeht, können wir den Konflikt Konflikt sein lassen.

Kinderkonflikte folgen nicht unseren Vorstellungen

Das mag auch laut und anstrengend sein; es geht hier nicht darum, dass der Kinderstreit für uns angenehm wird. Es geht um die Klärung des Kinderkonfliktes. Diese muss nicht so aussehen, wie wir sie uns vorgestellt haben, sie muss nur stattfinden. Sofern niemand verletzt wird, kann es manchmal Sinn machen, einen Konflikt erstmal nur zu beobachten. Unter Umständen macht gerade mit älteren Kindern ein Nachgespräch Sinn, in dem wir helfen, alle Gefühle und Geschehnisse einzuordnen.

Es kommt drauf an

Es kommt also letztlich auf das Alter der streitenden Kinder, die Intensität des Konfliktes und unsere eigene Verfassung an, ob wir einschreiten sollten. Im Grunde ist es wie bei allen elterlichen Entscheidungen: eine einfache Antwort gibt es nicht. Wir kennen unser Kind, wir kennen seine Belastbarkeit, wir kennen unsere eigenen Triggerpunkte und die Stimmung des Tages.

Je nachdem, wie alles zusammenspielt, macht es Sinn, in einen Konflikt einzugreifen – oder eben auch nicht.

Josephine Bernstein schreibt für Barrio unter anderem über bedürfnisorientierte Elternschaft. Weitere Denkanstöße findet ihr auf ihrem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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Wie ist eure Erfahrung? Habt ihr Geheimtipps für Situationen, in denen die Kleinen mal wieder laut und fordernd werden? Einmischen oder doch besser nicht, zu welcher Fraktion gehört ihr? Wir freuen uns auf regen Austausch und viele Tipps. Bitte schickt sie an mailto:redaktion@barrio-app.com