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Gastautorin Dr. Jutta Merschen, Gründerin, Systemische Elterncoach (ifw), Anwenderin der Positiven Psychologie (DGPP, i.A.), Mama von 3 wilden Jungs.

Eine gute Ehe oder Lebenspartnerschaft bedeutet Arbeit. Sie passiert nicht von alleine. Das Gleiche gilt für die Beziehung zu unseren Kindern. Allein deswegen, weil wir jedes Kind dabei für sich berücksichtigen müssen – eine Herausforderung in allen Familien mit mehr als einem Kind. Mit meinen drei fast gleichaltrigen Jungs kann ich ein Lied davon singen. 

Philippa Perry, die britische Bestseller-Autorin des Buches mit dem fast unaussprechbar langen Namen “Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast)” meint: “Es ist wichtig, zu jedem Kind eine individuelle Beziehung zu haben, denn sie sind ist keine amorphe Masse.”

Die Beziehung zu unseren Kindern haben wir fürs Leben

Letzten Endes ist die Beziehung zu unseren Kindern ja auch das, was bleibt. Wir ziehen im besten Fall keine unselbständigen Kinder groß, sondern resiliente, optimistische Erwachsene. Und die entscheiden irgendwann selbst, ob und wie sie mit uns in Beziehung stehen. 

Aber auch im täglichen Alltag helfen uns Beziehungen. So zum Beispiel beim Thema “Kinder und Medien”.  Die wirklich großartige Autorin Patricia Cammarata hat in ihrem Buch “30 Minuten, dann ist aber Schluss” geschrieben, dass wir zwei Hebel hätten, “um das Thema “Kinder und digital Medien” in den Griff zu bekommen: 1. Bindung bzw. Beziehungspflege, 2. Aufklärung bzw. Informiertheit”.

Gelingende Beziehungen

Für alle, die Lust bekommen haben, an der Beziehung zum eigenen Kind zu arbeiten, habe ich 4 pragmatische Strategien. Sie alle haben ein Ziel: Die Beziehung zum eigenen Kind zu vertiefen, egal in welchem Alter.

Ein Werkzeug, das dir dabei helfen kann, ist „Das Tagebuch für Eltern“. Eine der täglichen Fragen zum Reflektieren lautet “Was tue ich für die Beziehung zu meinem Kind?” Hier kannst du es im Rahmen der Startnext-Crowdfunding-Kampagne bis zum 3.6.2022 vorbestellen.

  1. Finde heraus, auf welche “Sprache der Liebe” dein Kind reagiert.
    Ja, es geht hier um das mega schnulzig geschriebene “5 Sprachen der Liebe”-Buch von Gary Chapman. Ich habe zwar noch keine wissenschaftlichen Beweise dafür gefunden, aber es funktioniert in der Praxis ganz wunderbar. Wir Menschen haben unterschiedliche Präferenzen für Wertschätzung und Beziehung und unsere Kinder auch. Durch aktives Beobachten, Zuhören oder offenes Fragen kannst du herausfinden, was deinem Kind besonders wichtig ist: Worte der Anerkennung wie beschreibendes Lob, Geschenke, Hilfsbereitschaft, gemeinsam verbrachte Zeit oder körperliche Berührung wie Kuscheln oder Umarmen. Bei meinen drei Jungs ist es übrigens jeweils eine andere!
  2. Biete Beziehungsgesten an.
    Beziehungsgesten sind kleine Aufmerksamkeiten und Nettigkeiten, die eure Beziehung stärken. Das kann zum Beispiel ein Kompliment sein oder du kochst das Lieblingsessen deines Kindes. Du kannst sie unabhängig vom Verhalten deines Kindes einsetzen als deine Investition in eure Verbindung. Beziehungsgesten machen deinem Kind deutlich, dass du als Elternteil an einer Beziehung zu ihm interessiert bist und dass du es gerne hast, ganz unabhängig von den Konflikten, die ihr vielleicht gerade habt. Das Tagebuch für Eltern bietet Platz und Raum, sich über solche Beziehungsgesten regelmäßig Gedanken zu machen.
  3. Investiere in exklusive Zeit mit einem Kind.
    Gerade in Familien mit mehr als einem Kind kann exklusive Zeit mit einem Kind Wunder bewirken – besonders dann, wenn es viel Geschwisterstreit gibt. Für jüngere Kinder (sagen wir mal bis ca. 5-6 Jahre) hilft das Konzept der Gemeinsamzeit: Es geht um 10 Minuten, die ein Elternteil am Tag mit einem Kind ungestört und emotional voll präsent verbringt und sich auf das einlässt, was das Kind machen möchte. Das Kind bestimmt! Für Grundschulkinder lässt sich das gut erweitern auf einen exklusiven Mini-Ausflug am Wochenende mit einem Elternteil und einem Kind. Mein Mann war zum Beispiel mit unserem 2. Sohn letztens 2 Stunden Schach spielen in einem Café – beide kamen freudestrahlend zurück.
  4. Vermeide die “4 Fallen”
    Der Paartherapeut John Gottman hat nach sehr viel Forschung 4 Faktoren herausgefunden, die bei Paaren beziehungszerstörend wirken. Für die Verbindung zu unseren Kindern sind sie auch nicht förderlich. Hier sind meine Tipps, wie du sie vermeiden kannst: 
    • Verallgemeinernde und sehr persönliche Kritik: Sage “Du, ich möchte kurz meine Ruhe haben. In 10 Minuten komme ich zu dir.” statt “Nie kann ich nur 5 Minuten in Ruhe sitzen. Immer hängst du an mir wie ein Baby.”
    • Verachtung und Geringschätzung: Wenn etwas nicht funktioniert, frage “Wie geht es dir jetzt?” statt zu sagen “Na, das war ja klar, dass das nicht klappt”
    • Rechtfertigung: Zum Beispiel bei einem Versprechen, das du wider Erwarten nicht einhalten kannst, sage “Stimmt, du hast Recht. Ich hatte das versprochen, aber ich schaffe es jetzt einfach nicht.” statt “Natürlich kann ich mein Versprechen brechen.”
    • Mauern: kommuniziere gewaltfreie deine eigenen Bedürfnisse statt dich zurückziehen oder zu schweigen. Zum Beispiel so: “Ich sehe, dass der Flur nicht aufgeräumt ist und merke, wie ich ärgerlich werde, weil ich keine Lust habe, das alleine zu machen. Ich möchte es hier schön haben und brauche Unterstützung. Könntest du mir schnell helfen?”

Erziehung ist Beziehung und Liebe, sonst nichts, würde ich in Abwandlung des berühmten Froebel-Zitats “Erziehung ist Beispiel und Liebe, sonst nichts” sagen. Gute Beziehungen sind ein Glücksfaktor für uns – und das trifft auch auf die Beziehung  zu unseren Kindern zu. 

Fotos: FamilyRebels GmbH

Beiträge von Dr. Jutta Merschen, Co-Founder & CEO FamilyPunk

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