Als Kind gebildeter Eltern studierte die gebürtige Italienerin Maria Montessori Naturwissenschaften und Medizin. 1899 begann sie didaktische Materialien für den Unterricht zu entwickeln, nachdem sie die Leitung eines heilpädagogischen Instituts in Rom übernommen hatte. Im Jahr 1907 eröffnete sie ein Kinderheim in einem Armenviertel von Rom. Während des Zweiten Weltkrieges lernte Maria Montessori in Indien Mahatma Ghandi kennen, dessen Auftreten sie zum Verfassen von Grundsätzen zur Erziehung zum Frieden inspirierte.
Montessoripädagogik – Leben entfaltet sich aus dem Inneren
In der Montessoripädagogik muss sich der Lehrer zurückhalten und darf eigene Überzeugungen nur insoweit weitergeben, wie sie der Entwicklung des Kindes dienen. Natürlich muss es Regeln und Grenzen geben, die einzuhalten sind. Die Art und Weise der Beschäftigung sowie ihre Intensität liegen jedoch in den Händen des Kindes. Statt an ständigen Vorgaben, die nicht erfüllt werden können, zu verzweifeln, darf das Kind die Dinge entsprechend dem eigenen Tempo und Vermögen tun.
Niemand darf verglichen werden, denn jeder Mensch ist einzigartig. Die eigene Schöpferkraft darf nicht den Vorstellungen anderer Menschen unterworfen werden. Diese Grenzsetzungen dürfen nur geschehen, wenn es um den Schutz des eigenen Lebens geht. Stattdessen ist der Erwachsene in der Montessoripädagogik gefordert, eine sichere Umgebung zu erschaffen, die das Kind auf eigene Weise erkunden darf.
Montessori-Pädagogik: Erst das Gefühl, später die bewussten Gedanken
Für Maria Montessori war klar, dass sich kindliches Denken nur über die Erfahrungswelt der Sinne entwickeln kann. Physisches Greifen geht mit intellektuellem Begreifen einher. Fehlt diese Möglichkeit, kann das Kind keine abstrakte Welt aufbauen. Deshalb werden in der Montessoripädagogik Materialien verwendet, die die Sinne, die Mathematik, das praktische Leben, die Sprache und die kosmische Erziehung ansprechen. In der Freiarbeit übernehmen die Kinder die Kontrolle, probieren die Materialien aus und erfahren ihre Grenzen und Möglichkeiten. Für Montessori waren Spielmaterialien „der Schlüssel zur Welt“.
Der Montessori-Kindergarten
Im Montessori-Kindergarten werden Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren betreut, bevor sie in die Schule wechseln. Jedes Kind muss respektiert werden, so wie es ist und individuelle Unterstützung erhalten. Dabei geht es nicht darum, das Kind durch die Umwelt zu formen und dieser anzupassen. Vielmehr sollte der Kindergarten die Möglichkeit bieten, sich im Beisein anderer frei entfalten und erleben zu dürfen. Dabei ist es von größter Wichtigkeit, Kindern zu erlauben, „es selbst zu tun“. Statt Vorgaben und theoretisches Wissen zu übermitteln, bekräftigt die Montessoripädagogik das innewohnende Leben mit all seinen Impulsen.
7 Fakten der Montessoripädagogik in Kindergarten und Schule:
1. Jedes Kind hat das Recht auf Selbstbestimmung
2. Kindern muss mit Liebe und Respekt begegnet werden
3. Erwachsene schaffen eine liebevolle Umgebung
4. Das Spielzeug in der Montessoripädagogik ist einfach und natürlich, um die Welt zu „begreifen“
5. Erwachsene helfen dem Kind, es selbst zu tun
6. Erzieher und Lehrer respektieren, dass alle Fähigkeiten im Kind bereits angelegt sind und sich zur gegebenen Zeit ausdrücken
7. Die Entwicklung verläuft ausgehend von inneren Impulsen und wird in der Montessoripädagogik nicht durch die Außenwelt erzwungen
Schulen und Kindergarten nach Montessoripädagogik
Derzeit existieren ca. 600 Kindertagesstätten sowie 400 bis 500 Schulen die die Montessori-Pädagogik in Deutschland anwenden (die Angaben schwanken). Wer sein Kind dort beschult, zahlt Schulgeld. Die monatlichen Kosten für den Schulbesuch liegen bei ca. 300 Euro. Es gibt aber auch Schulen, deren Schulgeld unter oder über diesen Durchschnittswerten liegt. Viele Schulen wenden auch das Solidarprinzip an, bei dem die Beiträge nach dem Verdienst der Eltern gestaffelt werden. Es gilt der Grundsatz, dass kein Kind eine Montessori Schule oder einen Montessori Kindergarten nicht besuchen dürfe, nur weil es sich die Eltern finanziell nicht leisten können.
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