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Gleichberechtigte Elternschaft was ist das? Und was ist ein moderner Vater? Ist es jemand, der sich begeistert in die Elternzeit stürzt? Oder jemand, der ein Baby sicher vor dem Bauch geschnallt durch die Stadt trägt? Väter müssen generell mit vielen Vorurteilen rechnen, wenn sie sich nicht klischeehaft verhalten. Wie oft waren Menschen bei mir überrascht, dass auch mal ein Papa sein Kind in der Trage aus dem Haus befördert. Und das hinbekommt! Erstaunlich! Vom Windeln wechseln gar nicht zu reden: Auf Männertoiletten finden sich jedenfalls keine Wickelkommoden. Irgendwie scheint es da also noch Unsicherheiten zu geben. Was ist also für uns gleichberechtigte Elternschaft, und was ist die Rolle des Vaters?

Gleichberechtigte Elternschaft: Zwei Vorbilder für unser Kind

Als wir uns vor zwei Jahren dazu entschlossen haben, freiberuflich um die Welt zu reisen und unser Kind dabei gemeinsam zu begleiten, hatten wir selbst nicht weiter darüber nachgedacht. Erst nach und nach sind verschiedene Erziehungskonzepte zu uns in den Alltag gewandert. Von Anfang an war uns aber klar, dass wir uns beide um unsere Tochter kümmern wollen. In der gleichberechtigten Elternschaft geht es für uns nicht in allererster Linie darum, dass die Hausarbeit und die gemeinsame Zeit mit dem Kind auf die Nachkommastelle genau gleich verteilt sind. Am Ende des Tages kommt es für uns darauf an, dass unser Kind unsere jeweiligen Stärken nutzen konnte und mit jedem von uns Qualitätszeit verbracht hat. Wir wollen, dass unsere Tochter nicht nur eine Mama-Sicht oder Papa-Sicht auf die Welt bekommt.  Wir möchten genug Zeit haben, auch die kleinen Moment des Alltags als Familie miteinander zu teilen, ohne, dass jemand von uns zurückbleibt. Unsere Tochter hat die Chance, uns beiden beim Leben zusehen zu können. Sie lernt daraus, dass Menschen Dinge unterschiedlich angehen und dass sich Erwachsene auch uneins sein können. Gerade weil wir so viel Zeit gemeinsam verbringen, bekommt sie unsere ganze menschliche Bandbreite zu Gesicht und es gibt für uns viel mehr Gelegenheiten, eine starke Bindung aufzubauen.

Der Partner als Backup

Gleichberechtigte Elternschaft ist eine Unterstützung. Im schlimmsten Fall sind wir als Partner nur das jeweilige Backup für den anderen. Eine Sicherheit, die immer da ist und die auch das Kind spürt. Im besten Fall ergänzen wir uns fantastisch und zeigen unserer Tochter, dass Väter super Fingernägel lackieren und Mamas easy Lagerfeuer anzünden können. Weil wir uns die Zeit nehmen können, immer für unser Kind da zu sein, brechen wir so nebenbei Rollenbilder auf. Wenn ich oder meine Frau zwischenzeitlich Gefahr laufen, in alte Erziehungsmuster zu fallen, ist der andere schnell da und löst die Situation auf. Damit sorgen wir dafür, dass wir als Familie insgesamt glücklicher und entspannter sind.

Eine ungewohnte Rolle für Väter

Für Papas ist das ständige Da-sein fürs Kind immer noch eine ungewohnte Rolle. Häufig sind sie es, die nach der Geburt schnell wieder Vollzeit in den Beruf einsteigen. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, von Anfang an rund um die Uhr für mein Kind da zu sein. Ansonsten hätte meine Beziehung zu meiner Tochter möglicherweise sehr viel distanzierter ausgesehen. Ich musste mich die ersten zwei Jahre um unsere Tochter extrem bemühen und habe von ihr viel Zurückweisung erfahren. Eine gleichberechtigte Elternschaft macht also nicht unbedingt ein Kind, dass seine Zuneigung gerecht verteilt und löst auch nicht alle Herausforderungen, die ein Kind so mit sich bringt. Trotzdem habe ich nicht lockergelassen und viel mit meiner Tochter unternommen. Dabei habe ich ihr meine Sicht auf die Welt gezeigt und sie spüren lassen, dass sie von mir geliebt und angenommen wird, ganz gleich, was kommt. Diese innere Sicherheit und die Unterstützung meiner Frau haben letztlich auch das Verhältnis zu meiner Tochter innig und liebevoll werden lassen. So bin ich heute ein Papa, der nicht nur Teilzeit für seine Familie da ist – und dafür bin ich sehr dankbar.

 

Autor dieses Artikels ist Olaf Bernstein.