Teile diesen Beitrag  

Drei beziehungsorientierte Erziehungsstile erklärt

Habt ihr euch auch schon häufiger mal gewundert, was eure Freunde da erziehungstechnisch machen? Es fallen Begriffe wie „Attachment Parenting“, bedürfnisorientiert und unerzogen leben. Aber was genau bedeutet das alles und wo genau sind die Unterschiede?

Attachment-Parenting

Der englische Begriff heißt eigentlich nichts anderes als „bindungsorientierte Elternschaft“. Er bezieht sich darauf, dass Babys und Kinder Teil einer Familie, aber nicht der alles bestimmende Faktor sein sollten. Seinen Ursprung hat das Konzept bei indigenen Amazonasstämmen. Während sich viele verschiedene Menschen dort abwechselnd um die Kinder kümmern, gibt es keine speziellen Aktivitäten für die Kleinen. Sie „laufen“ im Alltag mit – meist mit engem Körperkontakt im Tragetuch oder auf dem Arm. Helikoptereltern gibt es am Amazonas keine, dafür ist schlichtweg nicht genug Zeit. Die so betreuten Kinder sollen schnell selbstständig werden und als beitragender Teil einer Gemeinschaft funktionieren. Im Fokus steht eine enge, sichere Bindung der Kinder an ihre Bezugspersonen. Das heißt übertragen auf unsere Gesellschaft: viel tragen, viel stillen, Familienbett und generell ein Umgang mit dem Kind, der die Bindung zwischen allen Beteiligten stärkt.

Bedürfnisorientierte Erziehung

Die bedürfnisorientierte Erziehung stellt die Bedürfnisse der Kernfamilie in den Vordergrund. Hier geht es nicht darum, wie häufig kritisiert, kleinen Tyrannen alle Wünsche von den Augen abzulesen, sondern die Grundbedürfnisse des Babys zu erfüllen. Nähe, Ansprache, Nahrung, Sicherheit und Ruhe sind der Ausgangspunkt, nicht Terminpläne oder Druck von außen. Es wird auf das Kind geschaut.

Bedürfnisse von Eltern und Kindern von Wichtigkeit

Trotzdem sind bei der bedürfnisorientierten Erziehung die Bedürfnisse der Eltern ebenso wichtig wie die der Kinder. Ein ausgeglichener Umgang miteinander und die Berücksichtigung der Wünsche und Nöte aller führt letztlich zu einem entspannteren Familienleben, so die Theorie. Würden nur die Bedürfnisse des Babys Raum finden, führte dies letztlich zu einem Ausbrennen der Mamas und Papas. Die bedürfnisorientierte Erziehung lädt also dazu ein, entspannt mit den eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen des Kindes auseinanderzusetzen und einen gerechten und guten Ausgleich zwischen ihnen zu finden.

Unerzogen leben

Das Leben ohne Erziehung ist weniger ein Konzept als eine Haltung dem eigenen und anderen Kindern gegenüber. Es ist eine Haltung, die Kinder als absolut gleichwertig zu Erwachsenen Menschen sieht, unabhängig davon wie alt sie sind.

Dabei bedeutet unerzogen Leben keineswegs die Abkehr von Regeln und Grenzen – es ist vielmehr das radikale Übernehmen von Verantwortung für sich selbst, das Kind und die eigenen Entscheidungen. Ein „weil man das so macht“ wird nicht als valides Argument für Forderungen anerkannt. Stattdessen wird ein großer Fokus auf die Bedürfnisse aller gelegt. Der Unterschied zur bedürfnisorientierten Erziehung ist hier der Gedanke, dass die Eltern nicht eigenmächtig Regeln zum Schutz der Kinder aufstellen dürfen, ohne diese dazu zu befragen. Das Kind bekommt also eine gleichwertige Stimme im Familienrat. Dennoch bleibt die Verantwortung bei den Eltern.

Leben ohne Erziehung

Es geht beim Leben ohne Erziehung darum, das Kind nicht als noch zu formenden Menschen zu sehen, der durch bestimmte Erziehungskonzepte irgendetwas lernen soll, um in der Zukunft ein funktionaler Erwachsener zu werden. Stattdessen gehen die Eltern mit großem Vertrauen auf ihre Kinder zu und versuchen zu vermitteln, statt zu formen. Unerzogen leben setzt Vertrauen in die Stärke und den Willen des Kindes, gemeinsam als Familie gut zu leben.

Drei Erziehungskonzepte

Alle drei Erziehungskonzepte haben viele Überschneidungen und Ähnlichkeiten – die Unterschiede liegen im Detail. Zum Teil finden sie sich im Fokus und der Haltung, zum Teil in der praktischen Handhabe. Letztlich muss jede Familie schauen, welches Lebenskonzept zu ihr passt. Wir hoffen, unsere kleine Einführung gibt euch einen groben Überblick im Dschungel der beziehungsorientierten Erziehungskonzepte.

Welches Familienkonzept lebt ihr? Lasst uns gerne einen Kommentar da.

Josephine und Olaf Bernstein

http://backpackbaby.de/

https://www.instagram.com/backpack_baby/