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Vorweg: Ihr dürft jeden Satz, den ich hier mehr „verweiblicht“ habe von Herzen gerne gendern!!

Es gibt Menschen, die sich anmaßen zu denken (und auch gerne mal zu sagen): „Du hast es gut, du bist den ganzen Tag daheim!“ 

Lassen wir diesen Satz mal auf uns wirken und zerpflücken ihn dann in seine Bestandteile. Und natürlich muss ich gleich zu Beginn erwähnen, dass ich hier ausschließlich erstmal von MIR als Mutter ausgehe. Aber wie sage ich immer so schön: Wenn Dir der Schuh passt, dann zieh ihn an, Cinderella! Und zwar im positivsten Sinne. Ich möchte also heute eine Lanze brechen für alle Hausfrauen da draußen. Das hier geht an Euch!!

Du hast es gut!

Also, beginnen wir mit dem Satzteil „Du hast es gut!“ Warum genau habe ich es denn gut? Kann ich morgens ausschlafen? Nein! Kann ich den Tag völlig sinnfrei vergammeln? Auch nein! Ist mein Tag als Hausfrau gefüllt mit entspannenden, lustigen und Freude bringenden Situationen? Meistens auch Nein! Also möchte ich diesen Abschnitt des Satzes mit gutem Gewissen in die gedankliche Tonne kloppen. Ja, natürlich wird jetzt der ein oder andere schulmeisterlich ums Eck kommen und tönen: NATÜRLICH könntest du den Tag vergammeln, morgens ausschlafen und den Tag genießen. Aber mal im Ernst: Welche Hausfrau kann das denn TATSÄCHLICH?? 

Widmen wir uns also nun dem zweiten Teil des Satzes: „Du bist den ganzen Tag daheim.“ 

Das kann für manche sogar durchaus eher frustrierend sein, sich den lieben langen Tag in den eigenen vier Wänden aufhalten zu müssen. Denn sind wir doch mal ehrlich (jedenfalls geht es mir so): Man findet doch irgendwie immer irgendwas zu wurschteln.
Die Kinder sind um einen herum und wollen was, der Mann ist zuhause und spannt einen in seine Pläne ein, der Wäschekorb bricht unter seiner Last fast zusammen, der Geschirrspüler möchte ausgeräumt werden, die Böden verlangen nach einer ausgiebigen Massage mit dem Putzlappen und die Fenster haben schon lange ihre eigentliche Bedeutung verloren, wozu gibt es schließlich Rolläden?  Von so eher „niederen“ Aufgaben wie Staub wischen, Betten machen oder die Toilette putzen rede ich hier lieber gar nicht erst. „Daheim sein“ bedeutet für die meisten Frauen (und natürlich auch einigen Männern, siehe erster Satz!) also per se einen Haufen Arbeit.   

Und damit komme ich zum Kernproblem. Auch ich bin das, was man im herkömmlichen Sinne als „Hausfrau“ bezeichnen würde.
An der Stelle kommt nun allerdings ein riesengroßes „ABER“… Ja, ich bin meistens den ganzen Tag daheim. Und arbeite manchmal trotzdem mehr und vor allem länger, als so mancher Mann, der nach einem 8-Stunden Tag heimkommt und die Füße hochlegen kann. Ich stehe morgens auf, meistens vor allen anderen. Koche Kaffee, kümmere mich darum, dass jeder was zum Frühstücken mitnehmen kann und versorge unsere schwerbehinderte Tochter, die kurz nach sieben mit dem Bus abgeholt wird und in die Schule gebracht wird. Erst wenn alle aus dem Haus sind nehme ich mir ein paar Minuten für mich.
Mach mir noch einen Kaffee, gehe danach ins Bad und ab dann beginnt das, was in unserer Gesellschaft noch völlig verpönt und der schlechtbezahlteste Job der Welt ist. Ich stürze mich mit vollem Elan auf den Haushalt (oder wie ich gerne zu sagen pflege: Ich schmeiße jetzt den Haushalt, am liebsten ganz weit weg!)

Ich räume auf, putze, sauge, kümmere mich um die Wäsche und um den Garten. So ganz nebenbei schreibe ich als Autorin Bücher und Kolumnen, kümmere mich um jegliche Art von Terminen und Telefonaten, versuche, meine sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten und mich dabei nicht völlig zu vergessen.
Am frühen Nachmittag wird unsere Tochter wiedergebracht. Bis dahin habe ich den Anspruch an mich selbst, mit allem soweit fertig zu sein. Kurz darauf kommt meistens mein Mann heim. Wenn es das Wetter zulässt arbeiten wir dann noch rund ums Haus, danach bin ich für die abendliche Essensversorgung zuständig. Das heißt, ich koche, räume danach die Küche wieder auf und mache unsere Tochter fertig für die Nacht.
Wenn ich Glück habe, ist mein „Arbeitstag“ gegen acht, halb neun beendet, von morgens 5.45 Uhr. Ich habe also im Grunde genommen einen vierzehn Stunden Tag (+/-). Und der wäre für die meisten Arbeitgeber schlichtweg kaum bezahlbar. Natürlich ist nicht jeder Tag gleich voll mit Arbeit und Pflichten. Es gibt Tage, da sitze ich stundenlang mit einer Freundin zusammen, zum Ratschen, Kaffee trinken und gegenseitig Mut machen.

Aber jeder „normale“ Arbeitnehmer hat ja schließlich auch Anspruch auf Urlaub, nicht wahr? Und MEIN Urlaub bezieht sich ja dabei nicht auf volle drei Wochen am Stück, sondern auf die ein oder andere Stunde zwischendurch. Denn eines sollte man an der Stelle ja auch nicht unerwähnt lassen: Ich habe eine 7-Tage Woche, egal, ob Sonn- oder Feiertag. 

Fazit:

Also stelle ich am Ende fest: Ja, ich bin eine Hausfrau, aber wenn ich den Begriff mal anders definiere dann bedeutet er, ich bin „die Frau im Haus“. Die, ohne die der Laden hier völlig zusammenbrechen würde, die, die sich um alles und jeden kümmert und die immer dafür sorgt, dass es an nichts fehlt. Und genau das sollten sich alle die vor Augen halten, die diesen immer noch eher armseligen Stempel der „Nur Hausfrau“ fast schon verschämt mit sich herumtragen. 

Wir sind so viel mehr! Ohne uns hätte so mancher keine sauberen Klamotten mehr im Schrank, kein benutzbares Geschirr, nichts zu essen und keinen wirklichen Durchblick über sein Leben, außerhalb seines Jobs. Wir leisten so vieles, was andere weder sehen geschweige denn, würdigen und trotzdem würde es jedem auffallen, wenn wir es NICHT tun würden. 

Und aufs Jahr hoch gerechnet könnte sich jede Hausfrau, die Gehalt für ihre erbrachte Arbeit bekommen würde, einen Porsche leisten. Ihr seht also, wir sind eigentlich unbezahlbar und trotzdem immer noch so geringschätzend verkannt. Und das sollte sich tunlichst bald ändern! 

Wie ist das bei Euch? Seid Ihr die „typische“ Hausfrau? Und wenn ja, seid ihr es dann gerne? Erzählt mir doch mal von den Erfahrungen, die Ihr gemacht habt, wenn Ihr auf die Frage, was Euer Beruf ist, geantwortet habt: „Ich bin Hausfrau!“

Ich freue mich auf Eure Antworten 

Bis zum nächsten Mal
Eure Muddi 

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