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Was ist Gott? Wie funktioniert das mit dem Jenseits? Die Fragen unserer Kinder, was den Glauben betrifft, können überraschend und tiefgreifend sein. Wie wir mit solchen Fragen umgehen können, erzählen wir euch hier. 

Was ist Glaube eigentlich?

Wenn wir über das sprechen, was Himmel und Erde zusammenhält, kommen viele Dinge zusammen. Für die kindliche Frage nach dem Glauben gibt es meist einen Grund. Wir fragen uns als Erstes, woher das Interesse unseres Kindes kommt. Möchte es mehr über den Tod und das Jenseits erfahren? Ist vielleicht ein Haustier gestorben oder jemand hat im Kindergarten davon erzählt, dass die Oma jetzt auf einer Wolke wohnt? Dass Erwachsene an etwas glauben, was man nicht sehen oder anfassen kann, ist für die meisten Kinder nichts Ungewöhnliches, so funktioniert ihre Fantasie. Dafür haben sie wiederum direkte Fragen, die die meisten Erwachsenen nicht stellen würden. Glaube und Tod sind für Kinder keine aufgeladenen Themen, sondern einfach ebenso interessant wie Blumen, Bagger und alles andere in der sichtbaren Welt.

Wie können wir über Glaube sprechen?

Glauben ist kein Tabuthema, und auch nichts, wovor wir in einem Gespräch Angst haben müssen. Hinter den kindlichen Fragen nach Gott, dem Jenseits und dem Sterben stehen grundlegende menschliche Ideen: Wo kommen wir her? Warum sind wir auf der Erde? Und wo gehen wir hin, nachdem wir hier waren? Die Welt ist immerwährender Wandel, und sobald unsere Kinder das begriffen haben, versuchen sie zu begreifen, was den Wandel antreibt. Wir können mit ihnen überlegen, uns diese Fragen stellen und dann sagen, dass sich die Menschen schon seit Jahrtausenden darüber Gedanken machen und dass es viele Geschichten über den Glauben gibt. Hilfreiche Bücher wie Kinderbibeln oder Sagen, die diese Geschichten erlebbar machen, helfen ebenso wie ein Blick auf Sternbilder oder auf antike Kulturen. So erfahren unsere Kinder, dass sie sind mit ihren Fragen nicht allein sind.

Wie kann ich Kindern Glauben näher bringen?

Viele Kirchen, Moscheen, Synagogen und Tempel haben Tage der offenen Tür. Meist sind sie verbunden mit Festen, die vermitteln, wie Glaube Gemeinschaft stiften kann. Wir können unseren Kindern zeigen, dass Menschen unterschiedliche Dinge glauben können und trotzdem auf der Erde gut miteinander umgehen – und dass viele unterschiedliche Religionen gemeinsame Wurzeln haben, weil aus ähnlichen Fragen entstanden sind. Dabei ist es wichtig, dass wir unseren Kindern erklären, dass vielen Menschen ihr persönlicher Glaube sehr wichtig ist und dass wir diese Haltung respektieren.

Was Glaube nicht ist

Wir können unseren Kindern auch helfen zu verstehen, was Glaube nicht ist, indem wir ihn beispielsweise von der Wissenschaft abgrenzen. Wir können sagen: „Forscher haben eine Vermutung. Dann machen sie ein Experiment, um diese Vermutung zu überprüfen. Wenn das Experiment ganz oft wiederholt wird, und immer das dabei passiert, was die Wissenschaftler vorher vorausgesagt haben, ist die Vermutung bestätigt. Wenn jemand glaubt, braucht er keine Bestätigung, er tut das von sich aus, aus sich heraus.“

Wichtig ist, dass wir als Erwachsene ehrlich sind und unseren Kindern sagen, was wir persönlich glauben, und warum. Dass wir ihnen keinen Beweis geben können, weil Glaube keinen Beweis braucht, sondern innere Überzeugung. Wir können davon erzählen, dass es Menschen gibt, die nur akzeptieren, was wissenschaftlich belegt ist, und dass einige der Meinung sind, alles Übersinnliche sei für uns auf der Erde ohnehin unerkennbar – und dass Glauben letztlich eine zutiefst persönliche Entscheidung ist.

Josephine Bernstein schreibt für Barrio unter anderem über bedürfnisorientierte Elternschaft. Weitere Denkanstöße findet ihr auf ihrem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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