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Die Welt existiert. Irgendwie macht mich das nervös. Denn ich weiß: früher oder später wird sie Kontakt mit mir aufnehmen, diese Welt, und erwarten, dass ich Dinge tue. Dieses Gefühl hat sich nur verstärkt, seit ich Papa geworden bin.

Die Welt nimmt Kontakt auf

Als introvertierter Papa gibt es viele Überraschungen, die es nötig machen, dass ich aus mir herausgehe. Dann ändert sich der Alltag, und das kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Manchmal kann das in Form eines Kindes geschehen, dass mit meiner Tochter spielen möchte. Durch Einladungen zu spannenden Partys, deren inoffizielles Motto „FOMO“ zu sein scheint. Oder aber durch wichtige, unverrückbare Termine, die wie große Monolithen aus der nächsten Wochenmitte zu mir herüberragen und die kommenden Tage verdunkeln. Ein Arzttermin? Ein Elternabend, mit echten Menschen? Uff.

Veränderung tut gut

Es ist nicht so, dass ich Menschen nicht mag. Ich lebe ja in einem extrem offenen Haus, in einem kleinen Ort inmitten der Natur. Das hat den Vorteil – oder Nachteil, je nachdem, wie man es sehen mag – dass ich gar nicht erst hinausgehen muss in die Welt. Sie kommt zu mir. In Form von Regen, rolligen Katern, Freund*innen und Gottesanbeterinnen. Mir tut das gut, weil ich so nicht Gefahr laufe, in einer perfekten Umgebung zu verkümmern, in der sich nie etwas verändert. Hier bei uns gibt es alles – nur keine Perfektion. Schwer auszuhalten für einen introvertierten Perfektionisten wie mich, aber vermutlich ganz gesund.

Raus in die Welt

Dank meiner Tochter bleibe ich auch nicht auf mein Haus beschränkt. Mit ihr geht es zum Spielplatz und zu Playdates. Ich tausche mich mit Menschen aus, mit denen ich ohne mein Kind niemals Kontakt gehabt hätte, und ich lerne viel über mich selbst durch die Art und Weise, wie meine Tochter mit Menschen interagiert. Ich übe mit ihr, in Restaurants zu bestellen oder Eltern von Freund*innen anzusprechen, die sie noch nicht so gut kennt. Und ich merke, wie gut es ihr tut, bei neuen oder aufregenden Situationen jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie versteht und der ihr die Sicherheit gibt, sich auszuprobieren.

Raum für Abenteuer

Die eigentliche Schwierigkeit in meinem Alltag besteht auch nicht unbedingt im Meistern neuer Situationen. Sie liegt darin, dass wir versuchen müssen, uns allen zu Hause genug Raum zu geben. Dann, wenn der Stress, die Freude und die Aufregung über die Freund*innen beim Playdate nachlassen und viel begleitet werden muss. Gerade dann bin ich froh, dass wir alle ein Leben für uns gebaut haben, in dem viel Raum für das Verarbeiten all unserer Abenteuer ist. Denn so ist es für uns überhaupt nur möglich, uns jeden Tag von neuem in ein Abenteuer zu stürzen – introvertiert hin oder her.

Olaf Bernstein liebt es, sich virtuell mit Menschen auszutauschen, sei es bei auf Barrio, auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.