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Bei der ersten Rauhnacht geht es um das Thema Sich seiner Selbst bewusst werden was für den Monat Januar steht.
Die geheimnisvollen, kraftvollen Rauhnächte, laden uns dazu ein, nach innen zu schauen. 
In dieser Zeit, zwischen dem alten und dem neuen Jahr geht es darum, vergangenes zu reflektieren und loszulassen und uns innerlich auf das neue Jahr vorzubereiten.

Sich seiner Selbst bewusst werden
Wer bin ich? 
  • Eine Ansammlung von Hormonreaktionen, wie meine Freundin Jeannie, eine begeisterte Leserin von Sheila de Liz Buch „Woman on Fire“ seit geraumer Zeit postuliert?
  • Die Darbietung meiner jeweiligen Rolle als Ehefrau, Mutter, Tochter, Freundin und Unternehmerin?
  • Die, die die anderen sehen oder die, die nur ich kenne?

Von den ca. 70 Millionen Deutschen suchen ungefähr 56 Millionen nach sich und nach dem Sinn ihres Lebens habe ich im ZEIT-Magazin gelesen.

Warum nur und warum findet ihn denn niemand?

Früher war die Welt noch in Ordnung. Im Glauben fanden die Menschen ihren übergeordneten gemeinsamen Sinn.
Ein Unwetter war die Strafe Gottes und die Frau ein aus der Rippe des Mannes geschaffenes Veemehrungstool. Der Sinn des Lebens war Gottes Plan und ein gottesfürchtiges Leben war die beste Möglichkeit diesen Sinn auf das eigene Leben zu übertragen. Doch dann kam die Aufklärung. Die Menschen wollten sich nicht mehr fürchten, sie wollten wissen. Die Vernunft wurde nun zur alles entscheidenden Instanz gestützt von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und radikalen philosophischen Denkern wie Jean-Jacques Rousseau, Voltaire und Immanuel Kant.
Naturkatastrophen konnten erklärt werden und sogar die Diskussion über Frauenrechte begann. Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen, forderte Kant und die Menschen wurden mutig. Und dann wurden wir übermütig. Heute leben wir in einer Welt, in der die verschiedensten Weltbilder nebeneinander existieren und sich zunehmend miteinander vermengen. Ein bunter Mix aus Religion, Glaube und Aberglaube, Esoterik und Agnostik sowie die Möglichkeit einzelne Bestandteile zu einer individuellen Mischung zusammenzuführen, schaffen eine unendliche Anzahl an Möglichkeiten das Ich und den eigenen Sinn des Seins zu definieren. Durch die Freiheit von dem einen Glauben ist auch die Verantwortung für die eigenen Person gestiegen. Aus der Menschheit, die auf ein Ziel zustrebt, ist eine Gruppe suchender Individualisten geworden.
Mein gedanklicher Haltepunkt an dieser Stelle:
Wer ich bin und ob ich gestern die gleiche war, die ich heute bin und morgen sein werde ist eine Reise, die in verschiedensten Dimensionen stattfindet und keine Musterlösung hat.

Was macht mich aus? 
  • mein Sternzeichen Waage oder das chinesische: der Tiger
  • der Versuch meine Kinder auf Augenhöhe und mit größtmöglichem Respekt zu erziehen
  • die Freude am Denken?

Hui, hier liegt so scheint mir das Businessmodell der Sinnsuche!
Das Angebot zur Hilfe bei der Selbsterkenntnis ist riesig. Ebenso die Möglichkeiten, sich zu verheddern oder gar ganz aus den Augen zu verlieren vor lauter Suche nach sich selbst. Hier wollen so viele helfen, beraten, coachen, hypnotisieren, therapieren (und einige davon wollen einfach nur Geld verdienen.) – wo soll die Reise beginnen?
Eine Vielzahl von Lebenskonzepten werben mit der ultimativen Selbstverwirklichung und dem ultimativen Sinn. Die Ratgeberecken sind voll von den verschiedensten Pfaden zum schnellen Glück.
Das Ich und der Sinn des Lebens ist also eine Frage des Lifestyles? Das ist mir zu kurz gesprungen. Die Suche nach dem Selbst verwahrlost zum Wohlstandsproblem und wird durch einen Social-Media Post auf „10 Fakten über mich“ banalisiert?
Intellektueller gehen es Autor*Innen wie Richard David Precht an. „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ erschien 2007 und hält den Langzeitrekord auf der Spiegel Bestsellerliste (2008 bis 2013). In 34 Kapiteln erfahren wir, wo die Reise lang geht.Prechts Buch ist eines der erfolgreichsten Beispiele der Selbstfindungsindustrie, die jeden Tag weiterwächst. All diese Werke sollen uns helfen, uns selbst besser zu greifen und zu verstehen. Leitlinien geben für ein Thema, was wohl einfach zu groß ist, um es zu beantworten: Wer bin ich?
Aber reicht es, dass Ich und seinen Sinn einzig aus einer oder mehrerer dieser Quellen und Ideen zu schöpfen. Entstehen nicht so monothematische Nervensägen oder Fanatiker? Wenn mein Weg zum „Wer bin ich“ einem dieser vorgetretenen Pfade folgen würde, warum bin ich dann nicht beim Gottesbild geblieben? Liegt der Zauber nur in der Auswahl? Und wie verbindlich ist diese?
Diese Frage hinterlässt mich verwirrt:
Es scheint mir wichtig zu sein, sich aus vielen verschiedenen Perspektiven zu betrachten um ein möglichst vollständiges Bild zu entwickeln. Doch auch die „Wahl der Waffen“ hat eine große Bedeutung… Oder macht es mich schon aus, dass ich gar nicht weiß, wie ich anfangen soll?

Was sind meine Bedürfnisse, Wünsche und Träume?
  • Bedürfnis: Schlafen
  • Wunsch: Tourenski
  • Traum: Weltfrieden

Kurz vor Weihnachten und einmal kurz in die Nachrichten geschaut: da fällt mir richtig viel ein. Mit der Länge meiner Wunschliste toppe ich die 6jährige und um meine Träume zu verwirklichen, empfehle ich die Tagesthemen und dann einmal alles anders bitte. Mein Primärbedürfnis ist Schlaf und davon jede Menge.
Stop: Ist das hier ein situativer Abriss meiner aktuellen Situation? Oder sind das nachhaltige Bedürfnisse, die mich treiben. Auf der Suche nach den „Wer bin ich“ scheint es mir erfolgversprechender nicht auf der Flughöhe einer A380 mit mir und dem Sinn meines Seins zu beginnen, sondern ganz bescheiden mit den Bedürfnissen, Wünschen und Träumen zu beginnen. Nicht einfach schnell hingewürfeltt, sondern überdacht. Ich werde an dieser Stelle beginnen, mich auf die Rauhnächte einzulassen und über die nächsten 12 Abende hinweg Tagebuch führen und meine Gedanken zu notieren. Vielleicht ist meine Wunschliste dann am Ende einfach nur noch länger oder ich schaffe es mich zu den Dingen, die mich ausmachen hochzuarbeiten. #veganuary Oder ich gehe einen weiteren Schritt auf der Reise zu mir selbst.

Ich wünsche Euch allen viel Freude mit unserem Rauhnacht Special. Gemeinsam mit unseren Gastautorinnen und Gastautoren Olaf und Josie Bernstein, „Muddi“ Corinna Weber, Nina C. Grimm und Daniela Hülsen haben wir uns dem Thema intensiv und vielseitig für Euch genähert.

Nun hoffe ich, Ihr habt Freude daran.

Eure
Melanie

Hier geht es zum BARRIO Rauhnachts-Special