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Seit wir als Familie nach Thailand ausgewandert sind, bekommen wir Fragen. Einige dieser Fragen werden besonders häufig gestellt. Beispielsweise, ob wir denn nicht die Feste, wie Weihnachten, Ostern oder eben die Karnevalszeit vermissen würden.

Ein guter Ersatz für Karneval

Nein, denn In Thailand gibt es einen sehr schönen „Ersatz“ für den Karneval: Songkran, das Wasserfest. Es findet statt, wenn die Karnevalszeit in Deutschland schon längst von Aschermittwoch und Ostern abgelöst wurde: vom 12. bis zum 16. April jeden Jahres.

Songkran ist ein Fest mit vielen Facetten. Am Vorabend gibt es traditionell ein Großreinemachen in allen Häusern. Zu den Festlichkeiten selbst werden Mönche und Buddhastatuen mit Wasser benetzt. Es werden Opfergaben in die Tempel getragen und Prozessionen veranstaltet, um den Neujahrsbeginn nach dem Sonnenkalender zu feiern. Mit Songkran fällt auch das Ende der Trockenzeit zusammen. Das Besprenkeln mit Wasser steht also nicht nur für Reinigung, sondern auch für Wachstum und Fülle.

Was Songkran mit Karneval gemein hat

Gemein ist beiden Festen, dass plötzlich Dinge erlaubt sind, die einem im normalen Alltag mindestens ein Stirnrunzeln, viel eher aber ordentlich Probleme einbringen würden. An Karneval und Fasching wird sich verkleidet, versteckt, die bestehende Ordnung auf den Kopf gestellt. Jede*r weiß, dass es jetzt möglich ist, Leute von erhöhten Orten aus mit Süßigkeiten zu bewerfen und absurde Fantasieuniformen zu tragen – ach, und wer in diesen Tagen eine Krawatte trägt, ist wirklich selber schuld. Und auch in Thailand sind an Songkran plötzlich Dinge möglich, die einen ansonsten das „Gesicht verlieren“ lassen würden.

An Songkran wirst du nass

Beim modernen Songkran ist das Element des „Begießen mit Wassers“ etwas außer Kontrolle geraten. Es lässt sich ohne Übertreibung sagen: Wer an Songkran als Tourist auf dem Roller oder zu Fuß in einer thailändischen Stadt unterwegs ist, wird unweigerlich sehr nass werden. Selbst Wechselkleidung in einem wasserdichten Beutel hilft nur bis zur nächsten Wasserschlacht. Selten hat der Begriff „Feuchtfröhlich“ besser gepasst: Große Gruppen von fröhlichen Thais ziehen durch die Straßen, singen, tanzen und übergießen sich mit eisgekühltem Wasser – eine willkommene Abkühlung zum Ende der Trockenzeit, wo die Temperaturen tagsüber hoch sind und die Sonne ordentlich Kraft hat. Auf Pick-Up-Trucks werden große Plastiktonnen mit Wasser zum Nachfüllen für all die Pistolen, Eimer und Flaschen durch die Stadt gefahren. Am Straßenrand werden ebenfalls Wasserstationen errichtet. Und genau da liegt das Problem: Jede*r möchte mich nass machen.

Wie sich Songkran anfühlt

Von links trifft mich sehr zielgenau der Strahl einer Wasserpistole an der Schläfe. Reflexartig ducke ich mich weg, doch es nützt nichts. Von rechts erwischt mich der ungleich stärkere Wasserschwall einer übergroßen Pumpgun, die in den Händen eines erstaunlich kleinen Kindes liegt. Kaum habe ich mich vor den Kindern mit ihren gigantischen Wasserpistolen in Sicherheit gebracht, kommt von hinten die dazugehörige Großmutter mit einem großen Eimer Wasser. Zack, und ich komme in den Genuss einer Ganzkörperdusche. Ich bin nicht auf einer Spring Break Party, und es sind auch nicht plötzlich alle verrückt geworden: Ich bin in Thailand, und es ist Songkran, das Wasserfest. Irgendwie scheint mir der Wahnsinn des Karnevals plötzlich gar nicht mehr so weit entfernt.

Wenn Olaf Bernstein nicht gerade trocknet, weil ihn ganze Familien mit Wasser übergossen haben, schreibt er bei Barrio, auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter über all die schönen Seiten, die das Leben in Thailand mit sich bringt.

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