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Sicherlich habt Ihr Euch auch schon einmal die Frage gestellt, was Menschen mit andern Religionen, die in Deutschland leben, ihren Kinder über Weihnachten und unseren Bräuchen erzählen und wie sie diese Tage für sich begehen.

Wir freuen uns sehr, dass Yücel Yüzgün uns dazu Einblick in seine Familie und deren Bräuche gewährt.

BARRIO: Erzählst Du uns ein bißchen was zu Deiner Familie? Wie viele Kinder gibt es und in welchem Alter sind sie? Wie lebt Ihr Eure Religion?

Yücel: Meine Mutter ist eine in Stuttgart geborene katholische Deutsche und mein Vater ist in Istanbul geboren und ist ein praktizierender Muslim. Mein Vater kam als einer der 1ten Gastarbeiter nach Deutschland und hat in Aalen als Fussballer meine Mama kennen und lieben gelernt…ich bin das Mischlingsprodukt von beiden. 

Meine Eltern wurden beide streng Ihrer Religion nach erzogen sind aber beide sehr tolerant neuen Religionen und Menschen jeder Rasse gegenüber…so kam es das mich die beiden extrem modern, ohne Zwänge und ohne Druck in Sachen Religion erzogen haben. Ich habe schon früh viele Religionen kennen lernen dürfen, mit leichter Hilfestellung meiner Eltern. Zum Beispiel war ich bis zum Gymnasium also 4 Jahre in der Grundschule im evangelisch Unterricht und es hat mir laut Erzählungen meiner Mutter gut gefallen.

Unsere Kinder kennen auch die Bräuche zu Weihnachten

Meine Kinder aus erster Ehe mit einer Türkin aus Istanbul heißen Talya 17 (weiblich) und Kayra 13 (männlich). Unsere Kinder werden/wurden ebenfalls sehr weltoffen und ganz wichtig: angepasst an die heutige Zeit und das heutige Weltbild erzogen. Die Mutter der Kinder ist ebenfalls Muslimin und Sie hat den Kindern von Geburt an neben der türkischen Sprache auch alle muslimischen Bräuche und Feiertage nahegebracht und spielerisch vermittelt. Ich bin Atheist und habe den Kindern trotzdem von Geburt an zusätzlich zur deutschen Sprache die christlichen Bräuche gezeigt und erklärt. Auch die Großeltern haben den beiden immer wieder die Einzelheiten und die Religionen erklärt.

Beide Kinder waren in der Grundschule auch mal im kath. Religionsunterricht. Bei uns werden alle großen christlichen und muslimischen Feste gefeiert. Aber nicht nur die Geschenke sind wichtig, nein die Kinder kennen auch die Hintergründe der religiösen Feste.

BARRIO: Was erklärt Ihr Euren Kindern zu Weihnachten und warum alle Freude jetzt feiern?

Yücel: da müssen wir nicht mehr viel erzählen und erklären, da die Kinder wie beschrieben sehr weltoffen aufgewachsen sind. Unsere Wohnung ist geschmückt: Weihnachtsbaum, Adventskranz, die Mädels backen Plätzchen und große Teile der Familie treffen sich an den Feiertagen und es gibt natürlich Geschenke.

BARRIO: Da es bei Euch kein vergleichbares Fest mit Weihnachten gibt, kenne ich ein paar muslimische Familien, die ebenfalls zu Weihnachten feiern und die Kinder bekommen Geschenke, wie sie es bei ihren Freunden sehen. Was hälst Du davon?

Yücel: Jedes Fest oder Feier hat etwas schönes und so natürlich auch Weihnachten, man sollte hier die Religion in den Hintergrund rücken lassen alle Kinder sollten teilhaben unabhängig ihrer Herkunft oder Religion. Teilhaben am Beisamensein teilen und schenken denn das bedeutet Weihnachten unabhängig von der Religion.

BARRIO: Wie nutzt Ihr die freien Tage, an denen wir Weihnachten feiern?

Yücel: Wir bekommen sehr viel Besuch, essen trinken und reden viel…haben Zeit für die Familie. Es wird besinnlich und die Familie wird entschleunigt.

BARRIO: Magst Du unseren Lesern noch etwas zu Eurem höchsten Fest erzählen und wie Ihr es begeht?

Yücel: Das Zuckerfest auf türkisch seker bayrami…

Das Zuckerfest

Das aus meiner Sicht höchsten der muslimischen Feste beendet den Monat Ramadan die Fastenzeit. Ein Dank der Muslime an Allah dass sie das Fasten und alle damit verbundenen Anstrengungen geschafft und überstanden haben. Man leistet durch die Gebete auch Abbitte.

Die Mutter meiner Kinder fastet regelmäßig auch meine Tochter teilweise sie besuchen dann die Moschee oder die Großeltern die Familie dort wird bei den Erwachsenen der Handrücken aus Respekt geküsst und die Kinder erhalten ein Geschenk oder Geld.

Meine Oma väterlicherseits hat bis zu Ihrem Tod auf eine sehr beeindruckende und harmonische, offene Art und Weise noch mit über 80 Jahren gefastet und 5 mal am Tag gen Mekka gebetet.

Sie zitierte immer den Propheten Mohammed. 2 Zitate passen hier ganz gut:

1. “Alle Geschöpfe sind Gottes Familie.”

2. “Das Herz eines Säuglings/Kindes ist wie das Feld eines Bauern, das jeden Samen aufnimmt.”

Wir gehen an diesem Tag zum Essen machen uns fein und reden viel miteinander.

Wir bedanken uns bei Dir, lieber Yücel,  ganz herzlich für das offene und ehrliche Interview und wünschen Dir und Deiner Familie wunderschöne, entschleunigte und freudvolle Weihnachtstage.

Hier können eure Kinder mehr über andere Religionen entdecken

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