Zum heutigen Tag des herzkranken Kindes erklärt unsere Expertin Prinzessin Stefanie zu Sayn-Wittgenstein darüber auf, wie es dazu kommt, dass ein Kind herzkrank zur Welt kommt und welche Konsequenzen dies für die Betroffenen hat.
Liebe Mamas und Papas,
das Herz in unserem Körper ist ein Wunderwerk! Wir nehmen es kaum wahr, aber es schlägt zuverlässig in jeder Minute zwischen 80- und 120-mal, je nach Alter eines Menschen. Indem es das Blut durch den Körper pumpt und den lebenswichtigen Blutkreislauf ständig im Fluss hält, macht es unser Leben möglich. Bitte fühlt einmal wie euer Herz in eurer Brust schlägt und nehmt einen Moment wahr welches Wunder euch in jeder Minute eures Lebens begleitet. Jede unserer Zellen erhält über die Pumpleistung des Herzens und über das Gefäßsystem des arteriellen Blutkreislaufes den lebenswichtigen Sauerstoff und alle Nährstoffe, um Stoffwechsel möglich zu machen. Der Stoffwechsel gibt uns Energie, Kraft und Wachstum.
Arbeit des Herzens
Auf der Rückreise wird das sauerstoffarme Blut mit den Schlackenstoffen des Stoffwechsels über den venösen Blutkreislauf wieder mitgenommen, durch die Filterorgane und über das Herz zur Lunge gebracht, dort wieder mit Sauerstoff angereichert und über die Lungenarterien wieder zum Herz gepumpt. Von dort geht der Kreislauf wieder von vorne los. Bei jedem Herzschlag schafft das Herz das gesamte Blutvolumen von 6-8% des Körpergewichts (ca. 4,5-6 Litern) einmal durch den ganzen Körper zu pumpen.
Wenn es gesund ist
Der heutige Tag des herzkranken Kindes wurde 1994 vom Bundesverband für Herzkranke Kinder e.V. ins Leben gerufen, um auf all die Kinder aufmerksam machen, die ein krankes Herz haben und für die die Pumpleistung des Herzens keine Selbstverständlichkeit ist. Aber auch, um auf die medizinische Entwicklung in der Behandlung aufmerksam zu machen. In Deutschland werden täglich ca. 20 Kinder mit einem angeborenen Herzfehler geboren. Das sind im Jahr ca. 8000 Kinder. Angeborene Herzfehler (AHF) sind mit fast 1% aller Neugeborenen die häufigste Fehlbildung.
1% aller Neugeborenen sind herzkrank
Die Ursachen sind zu 90% noch ungeklärt. Meist sind mehrerer Faktoren beteiligt, manche liegen in den Genen, wie die Trisomie 21, das Downsyndrom, das einen meistens einen Herzfehler beinhaltet. Ca. 1% der Ursachen sind mit Risiken in der Schwangerschaft begründet und können beim Ungeborenen zu einem AHF führen.
Ursachen bei herzkranken Kindern
- Infektionen (v.a. Röteln)
- Giftstoffexposition
- Folsäuremangel
- Gebrauch von Medikamenten
- Alkohol- und Drogenkonsum
Die spezialisierte Kindermedizin forscht ohne Unterlass, um Gründe für die Entstehung angeborener Herzfehler zu finden. Die Erkenntnisse für Prophylaxe, Diagnostik, Behandlung und Therapie dieser Forschungen führen zu einer immer höheren Überlebenschance und einer besseren Lebensqualität der Patienten. Zum Vergleich: starben 1989 noch 20% der Kinder mit einem AHF, sind es heute unter 3%.
Herzkrank und trotzdem gute Lebensqualität ist heute möglich
90% der betroffenen Kinder erreichen heute das Erwachsenenalter und haben eine gute Lebensqualität. Sie können sportlich aktiv sein, in den Kindergarten gehen, die Schule besuchen und am alltäglichen Leben problemlos teilnehmen.
Angeborene Herzfehler
Das Herz entwickelt sich in den allerersten Wochen der Schwangerschaft. Die Mama weiß oft noch gar nicht, dass sie schwanger ist. Es ist eine äußerst sensible Phase der Entwicklung. Das Herz ist das zentrale Organ, was Leben möglich macht und seine Entwicklung in der ersten embryonalen Phase sehr komplex.
2000 unterschiedliche angeborene Herzfehler sind bekannt
In dieser sensiblen Phase der Entwicklung können Fehler entstehen. Von manchen Ursachen weiß die Medizin bereits, aber manche Fehler entstehen, ohne eine uns bisher bekannte Ursache. Die europäische Gesellschaft für Kinderkardiologie unterscheidet aktuell 2000 angeborene Herzfehler, die einzeln oder kombiniert auftreten können. Der Schweregrad unterscheidet sich dadurch, in welchem Maß er die Funktion des Herzens beeinträchtigt. Um Herzfehler besser verstehen zu können, möchte ich euch einen Einblick in die Anatomie und die komplexe Funktion des Herzens geben.
Anatomie des Herzens
Es teilt sich in Rechte und Linke Herzhälfte. Rechtes und linkes Herz sind durch das Septum, die Herzscheidewand getrennt sind. Beide Hälften bestehen aus jeweils einem Vorhof und einer Kammer. Vorhof und Kammer sind jeweils durch Herzklappen, den Segelklappen voneinander getrennt. Als Funktionseinheit ist das Herz mit dem Gefäßsystem des Körpers verbunden. Zu den abführenden und zuführenden Gefäßen des Herzens gibt es ebenfalls Herzklappen, die Taschenklappen. Die 4 Herzklappen dienen als Ventile und verhindern den Rückfluss des Blutes in Vorhöfe, Kammern oder Gefäße.
Herz ist eine Pump-und Saugeinheit
In der Funktion müsst ihr euch vorstellen, dass das Herz wie eine Pump-und Saugeinheit angelegt ist. Vereinfacht funktioniert es so: der Sinusknoten gibt einen Impuls, der Herzmuskel zieht sich zusammen. Der Unterdruck bewirkt das Öffnen der Taschenklappen, das Herz füllt sich. Ist es gefüllt, entsteht ein Überdruck. Am Höhepunkt des Druckes öffnen sich die Segelklappen und das Blut wird ausgeworfen. Diese Druckwelle kann man als Puls fühlen. Druck und Unterdruck sind als Blutdruck zu messen. Angetrieben wird das Herz durch den Sinusknoten, ein unabhängiger Motor für das Herz.
Großer und kleiner Kreislauf
Beide Herzhälften bedienen einen eigenen Kreislauf im großen Gesamtkreislauf.
Großer Kreislauf oder auch Körperkreislauf
Die linke Herzhälfte wirft das sauerstoffreiche Blut über die Aorta, in den Körperkreislauf aus. Die Aorta entspringt der linken Herzkammer und verzweigt sich in die Arterien. Sie führen das sauerstoffreiche Blut zu allen Organen und kleinsten Zellen im Körper. An den allerkleinsten Kapillargefäßen findet der Stoffwechsel zwischen sauerstoffreichem und sauerstoffarmen Blut statt. Über das Gefäßsystem der Venen wird das sauerstoffarme Blut zum rechten Herzen zurückgeführt.
Kleiner Kreislauf oder auch Lungenkreislauf
Das sauerstoffarme Blut kommt aus dem Körper in der rechten Herzhälfte an. Erst in den Vorhof, dann in die Kammer, von dort in die Lunge. Von der Lunge, in der das sauerstoffarme Blut mit Sauerstoff angereichert wird, gelangt es wieder in das linke Herz. Erst in den Vorhof, dann in die Kammer und dann geht’s über die Aorta wieder in den großen Körperkreislauf.In der sensiblen Phase der Herzentwicklung können Fehler am Herzen, an den Klappen oder an den großen Gefäßen entstehen, die dieses sensible, ineinander arbeitende Funktionssystem stören können.
Mögliche Entwicklungsfehler
Es gibt eine Vielzahl von Fehlern, je nachdem in welchem Entwicklungsstadium sie auftreten sind.
- Verengungen/Verschlüsse
- Herzscheidewanddefekte
- Fehlverbindungen
- Klappen-Insuffizienzen (Die Klappen schließen nicht ausreichend oder sind verengt)
Weiter geht es mit wichtigen Informationen zum Thema angeborener Herzfehler am Samstag, den 8. Mai in unserem Beitrag.
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