Pikler-Pädagogik – schenk mir Zeit und liebevolle Beziehungen
Für die ungarische Kinderärztin Emmi Pikler stand immer die liebevolle und achtsame Behandlung des Kleinkindes im Vordergrund des Kita-Konzepts. Durch den Umgang mit ihren eigenen Kindern entstand das Verständnis, dass liebevoller Zuspruch die Grundlage für Selbstvertrauen und Lebensfreude sind. Das Kind bekommt die ungeteilte Aufmerksamkeit der Mutter oder der Betreuungsperson und erfährt auf diese Weise Bestätigung und Fürsorge.
Der Umgang mit Kindern ist von Respekt und eigener Reflexion geprägt. Kinder werden nicht als hilflose Wesen betrachtet, die verletzbar sind. Vielmehr kommen pädagogische Kindergartenkonzepte zum Tragen, die einen selbstbestimmten Bewegungsdrang des Kindes bejahen. Mit Spielgeräten aus Holz wird die Motorik gefördert, während Betreuungspersonen nur eingreifen, wenn das Kind Hilfe braucht. Der Schwerpunkt bei diesem Kita-Konzept liegt auf der Bindung zwischen Kind und Erwachsenem.
Emmi Piklers Konzept findet schon im Bereich der Krippe seine Anwendung. Je inniger die Verbindung zwischen dem Kind und der betreuenden Person, desto natürlicher kann sich das Kind entwickeln.
Kita-Konzept nach Montessori – Lernen in Freiheit
Maria Montessori beschäftigte sich mit der Entwicklung des Kindes im Kindergarten- und Schulbereich. Auch dieses Kindergartenkonzept steht auf dem Standpunkt, dass die Entwicklung des Kindes nicht durch Erwachsene angeleitet werden muss, da sie dem Inneren entspringt. Die italienische Ärztin entwickelte die Auffassung, dass Kinder aus eigener Motivation lernen sollten, denn jedes Kind hat seinen individuellen Rhythmus. Probleme werden durch innere Impulse eigenständig gelöst, wobei das Ergebnis nicht mit den Vorstellungen der Erwachsenen übereinstimmen muss.
Das Konzept Montessoris gehört wie das Waldorf-Konzept zu den bekanntesten pädagogischen Richtungen und erfordert einen „veränderten“ Erwachsenen. Statt die Kinder auf die eigenen Ansichten und Überzeugungen zu prägen, sollten Erwachsene ihre persönlichen Konditionierungen hinterfragen. Nur dann sind sie in der Lage, ein Kind dabei zu unterstützen, dies selbst zu tun.
Aktivitäten der Heranwachsenden dürfen laut diesem Kita-Konzept nicht miteinander verglichen werden, wenn jedes Kind seinen eigenen Bedürfnissen folgen soll. Es muss vielmehr die Möglichkeit erhalten, seinen Aktivitätsdrang und seine Konzentrationsfähigkeit selbstbestimmt auszudrücken.
Fröbel – lasst uns miteinander leben
Bildung kann nur aus dem Inneren kommen – auf diese Weise beschrieb der deutsche Pädagoge Friedrich Fröbel sein Kita-Konzept. Das bedeutet, dass ein Ansatz, der unabhängig von Alter, häuslichem Umfeld und Milieu von allen Kindern das Gleiche fordert, den kindlichen Bedürfnissen nicht gerecht werden kann. Das Stichwort in diesem Zusammenhang lautet „Selbsterfahrung“.
Friedrich Fröbels Konzept schließt sich den anderen Ansichten an, wenn es um das Recht auf Bildung und eigenständige Entwicklung geht. Er gehörte zu den ersten Pädagogen seiner Zeit, der die Kindheit als besonderen Zeitraum im Leben eines Menschen erkannte. Deshalb beginnt die Entwicklung nach Fröbel schon mit der Geburt. Für ihn befindet sich ein Kind in ständiger Veränderung, die von innen gesteuert wird und im äußeren Umfeld ihren Ausdruck findet.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es in Deutschland über 200 Krippen, Kindergärten und Horteinrichtungen, in denen nach dem Kita-Konzept Fröbel gearbeitet wird.
Das Schul- und Kindergartenkonzept von Waldorf – es gibt mehr als die physische Welt
Das Konzept eines Waldorf-Kindergarten ähnelt den Vorstellungen von Maria Montessori. Allerdings setzt es in verstärktem Maße auf die Fantasie des Kindes. Kindergärten und Schulen, die diese Konzepte umsetzen, setzen Schwerpunkte im künstlerischen Bereich. Dabei kommen dem Tanz und der Bewegungskunst besondere Bedeutung zu. Auch hier steht das Kind, das aus sich selbst heraus lebt, im Mittelpunkt.
Die Waldorf-Pädagogik geht aber noch tiefer. Rudolf Steiner – der Begründer des Waldorf-Konzeptes – war ein theosophischer Denker. Physisch betrachtet geht es um gleiche Chancen und harmonische Orte für alle Kinder. Steiner sprach aber auch von einer übersinnlichen und geistigen Welt. Der Mensch existiert nicht nur auf der physischen Ebene. Ideen und Antworten kommen immer aus dem geistigen Bereich, weshalb Vergleiche und intellektuelle Vorgaben kontraproduktiv seien.
In den letzten Jahrzehnten floss die Waldorf-Pädagogik verstärkt in den Kita-Bereich ein, sodass sich schon Kleinkinder auf zunehmend freiere Weise entwickeln können. Die Lehre von Steiner betrachtet das Kind auf ganzheitliche Weise, erfordert einen liebevollen Bezug zu den Schutzbefohlenen und lehnt es ab, dem Nachwuchs die Welt vom erwachsenen Standpunkt ausgehend zu erklären. Stattdessen sollen eigene, inwendige Erfahrungen gemacht und geteilt werden, die die Individualität des Menschen zum Ausdruck bringen.
„Reggio-Pädagogik“ – Eigenverantwortlichkeit des Kindes
Namensgeber dieser pädagogischen Richtung ist die norditalienische Stadt Reggio Emilia, in der der Pädagoge Loris Malaguzzi sein Konzept in der Krippe und im Kindergarten umsetzte. Auch hierbei geht es um Selbstbestimmung hinsichtlich des kindlichen Ausdrucks, der von liebevollen Erwachsenen begleitet wird.
Im Reggio-Konzept wird die Eigenverantwortlichkeit betont, die den kindlichen Alltag strukturiert. Entsprechende Kindereinrichtungen setzen auf themenspezifische Räumlichkeiten, die den Kindern Rückzugsmöglichkeiten oder Aktivitäten bieten. Dabei sollte die Umgebung so gestaltet sein, dass sich das Kind angesprochen fühlt und sich damit identifizieren kann. Denn das Kindergarten-Konzept geht davon aus, dass man sich nur aktiv den Dingen widmet, für die man sich begeistern kann.
Reggio lässt sich nicht als pädagogisches Modell verstehen. Es stellt eine Erziehungsphilosophie dar, die zuerst in den Köpfen der betreuenden Erwachsenen etabliert sein muss. In Deutschland existieren derzeit ca. 70 Kita Einrichtungen, die das kreative Entfalten der kindlichen Kompetenzen unterstützen.
Welches Kita Konzept zu Ihrem Kind passt hängt ganz von seinem eigenen Charakter ab. In der Zwischenzeit empfehlen wir euch den Podcast von Katia Saalfrank. Das Interview findet ihr hier.