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Eltern, das sind Superheld*innen, heißt es oft. Die, die Care-Arbeit besser schultern als alle anderen. Eltern, das sind leider auch diejenigen, die ganz oft in Superheld*innen-Posts auf Instagram gequetscht und auf Care-Arbeit reduziert werden. Dabei gibt es eine ganze Reihe Dinge, die Eltern wirklich besser können als alle anderen. Hier haben wir die 7 besten gesammelt.

1. Eltern sind Organisationsgenies

Der nächste Zoom-Elternabend, die richtige Hosengröße, quergenommen mit der Kontrolle der Mathehausaufgaben und wo war jetzt gleich noch mal der Autoschlüssel? Was im ersten Moment auf unwissende Außenstehende wie völlige Überforderung wirken mag, hat einen harten Kern. Wir haben so wenig Zeit, uns um Nichtigkeiten wie z.B. unsere Jobs zu kümmern, dass wir diese Aufgaben abreißen wie 100-Meter-Läufer*innen bei Olympia. Effizient, schnell und auf den Punkt wie kaum jemand anders. Wer einmal erlebt hat, wie schnell Zeit mit einem Kleinkind zusammenschnurren kann, braucht keine elaborierte Eisenhower-Matrix oder Planer mehr, um sich selbst zu sortieren. Alles, was unwichtig ist, fliegt raus. Wenn gearbeitet wird, wird gearbeitet. Und zack, sind die Aufgaben, für die Normalsterbliche drei Stunden brauchen, in 15 Minuten erledigt. Ich wünschte, ich würde übertreiben, aber ratet mal, wie dieser Text entstanden ist.

2. Eltern wissen, worauf es im Leben ankommt

Nicht das Gefühl, obwohl das Kind schon länger da ist? Erwachsen werden passiert nicht unbedingt über Nacht, aber es gibt Ereignisse – wie die Geburt und das Heranwachsen eines Kindes – die dabei helfen können. Und damit meine ich nicht die ersten grauen Haare oder diese obskure Falte da im Mundwinkel, die gestern noch nicht da war. Ich meine, dass uns die Verantwortung für das Leben eines Menschen reifen lässt – ob wir wollen oder nicht. Dann sind da noch unsere Kinder, die davon ausgehen, dass wir die Antwort auf alles wissen. Was bleibt uns also übrig? Wir müssen wissen, wie es läuft – denn wir sind in ständiger Übung, alles besser zu machen. Denn unsere Lebenserfahrung fußt auf der Erkenntnis, dass das Meiste improvisiert werden muss (siehe Punkt 1). 

3. Eltern haben einen guten Bullshit-Detektor

Wie oft haben wir uns früher gesagt: hätte ich das mal nur früher gewusst? Jetzt kann uns niemand mehr etwas vormachen. Wir vereinen die Wahrsagekräfte eines Orakels mit der Hellsichtigkeit von Seher*innen. Nicht, weil unsere Kinder uns so oft anschwindeln, dass die Balken biegen oder wir auf einmal einen Lügendetektor zu Hause hätten. Sondern weil wir mit unserem Nachwuchs Menschen im Haus haben, die Momente absoluter Ehrlichkeit durchleben. Zack, ist der Schleier weg. „Warum können die Erwachsenen nicht einfach aufhören, Fische zu fangen? Da stirbt das Meer.“ Oft vergessen wir beim Älterwerden, dass eine grundlegende Lösung oft die beste Antwort auf eine moralische Frage ist. Mit Kindern ist es viel schwerer, sich und anderen etwas vorzumachen. Wir haben die Erinnerung, was richtig, und was falsch ist, zu Hause. Das hilft.

4. Eltern schätzen die kleinen Momente

Wir brauchen keinen Lamborghini oder eine Luxusvilla, kein Spa-Wochenende in der Schweiz oder das All-You-Can-Eat-Gourmetfrühstück im Ritz. Die meisten Eltern leben im Moment. In den kleinen Momenten, die glitzern, die für andere völlig nebensächlich wären, aber die für uns alles sind. Der schräge Witz des Vierjährigen, den außerhalb der engsten Familie nie jemand lustig finden wird. Dieser Augenblick, in dem sich das Nachmittagslicht im fast leeren Marmeladeglas bricht – bevor die Sonntagsruhe dahin ist, weil sich alle auf das Glas stürzen. Oder aber die Gewissheit, dass dieser Moment bleibt, selbst wenn wir das ganze restliche Jahr vergessen. Elternschaft ist eine unfreiwillige Achtsamkeitsübung.

5. Eltern können die Abenteuer im Alltag finden

Allen ist langweilig. Das Leben fühlt sich an wie ein ganz gewöhnlicher, blöder Dienstag. Die naheliegende Lösung wäre also, Löcher in die Luft zu starren. Nun haben wir da aber leider ein Kind, dass ganz vehement der Meinung ist, dieses Sofa sollte kein Sofa mehr sein, sondern etwas anderes, etwas Spannendes. Okay, Augen zu, Augen auf, jetzt haben wir einen Heißluftballon. Nein, einen fliegenden Teppich; nein, eine Rakete! Wem war noch mal langweilig?

6. Eltern sind die gute Diplomat*innen

Viele Eltern wissen um die Gräben, die sich auf manchen Spielplätzen auftun. Kinderzimmer können im Bruchteil einer Sekunde Krisengebiete werden – wenn da auch nur ein Kuscheltier verrückt wird, gibt es eine Explosion. Mit dem Wissen, dass wir die Bedürfnisse aller anerkennen und nähren müssen, gehen wir mutig hinein in den Sturm. Auch, weil wir es bis jetzt noch immer geschafft haben, die erhitzten Gemüter zu beruhigen. 

7. Eltern sind die Meister der Selbstfürsorge

Ich weiß, diese Liste klingt doch ein wenig nach Superheld*innen. Aber sie ist die Wahrheit. Und das macht es, finde ich, viel beeindruckender. Denn von uns Eltern hat nie jemand übermenschliche Kräfte gehabt. Wir können das, was wir können, meist, weil wir es müssen. Was wir auch können, ist auf uns achtgeben. Selbstfürsorge betreiben in den kleinsten Zeiteinheiten, die es gibt; am Grunde des Ozeans ebenso wie im Weltall. Wenn der Mars mal von irgendwem besiedelt wird, dann nicht von Milliardären mit Raumschiffen, sondern von Eltern. Weil wir manche Dinge einfach besser können als alle anderen.

Olaf Bernstein schreibt für Barrio zu allen großen und kleinen Themen des Elternalltags. Weitere Gedanken findet ihr auf seinem Blog, bei Instagram oder bei Twitter.

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