Wenn wir Kinder bekommen, ändert sich so einiges in unserem Leben. Unser Schlaf, unsere Sorgen, unsere Prioritäten und nicht zuletzt auch unser Wohnraum. Wie wir unser Zuhause möglichst kinderfreundlich gestalten, verrät unsere Kolumnistin Josi Bernstein, Mutter eines siebenjährigen Wirbelwindes.
Ja-Umgebung? Was ist das überhaupt?
„Nicht mit der Gabel in die Steckdose picken.“ „Der Filzstift bleibt auf dem Papier und nur auf dem Papier, ja?“ „Halt! Erst die Marmeladenfinger abwaschen, bevor du aufs Sofa … ach egal, zu spät.“
Ermahnungen. Wir alle kennen sie. Wir Eltern sind die Fürsorgeperson für unsere Kinder und jonglieren unseren Alltag nicht selten zwischen Sicherheitsbedenken, Chaosvermeidung und Freiraum. An manchen Tagen hören unsere Kinder viel öfter „Nein“ als „Ja“.
Genau das kann eine Ja-Umgebung ändern. Eine Ja-Umgebung ist eine Unterstützung für uns Eltern UND für unsere Kinder. Sie gibt uns einen Rahmen, in dem unsere Kinder fröhlich erkunden und wir trotzdem verantwortungsvoll entspannen können. Vereinfacht gesagt, entfernen wir alle Todesfallen und sorgen dafür, dass alles, was uns wichtig ist, vor kindlichem Chaos geschützt ist.
Auch dann, wenn wir nicht pausenlos mit Adleraugen und 25 Armen unserem Kind hinterherrennen. Wir sichern im Vorfeld alles, was unseren Kindern gefährlich werden könnte. Wir machen uns Gedanken, wie sich unsere Kinder in unserem Zuhause austoben können, ohne das neue Edelsofa für immer zu beschädigen. Wir investieren in stabile, robuste Möbel (oder günstige Sofabezüge), packen Schutzvorrichtungen auf die Steckdosen und lassen unsere Kinder auf riesigen abwaschbaren Folien malen.
Wie hilft uns eine Ja-Umgebung?
Eine Ja-Umgebung im eigenen Zuhause hat vielfältige Vorteile. Zunächst einmal stellen wir uns der Realität: Wir leben mit einem Kind, möglicherweise einem kleinen Chaosagenten zusammen. Unser Zuhause darf, nein, sollte sich verändern. Es ist schließlich jetzt auch das Zuhause unseres Kindes.
Statt unser Heim nach unseren Idealvorstellungen von Familienleben einzurichten (ruhig, entspannt, sauber), schauen wir auf das, was wir eigentlich brauchen. Und wir schauen auf das, was unser Kind braucht, um sich möglichst frei zu bewegen.
Oft ist das für uns:
• Die Gewissheit, dass das Kind sicher ist
• Möglichst wenig Stress
• Wenig Flecken
• Ganze Möbel
Für unsere Kinder ist das meist:
• Ihrem Forscherdrang nachgehen
• Bewegung
• Selbstwirksamkeit
• Die Welt entdecken
Durch eine Ja-Umgebung bringen wir all diese Wünsche und Bedürfnisse möglichst gut zusammen. Damit wir uns alle gemeinsam wohl fühlen können in unserem Zuhause.
Die perfekte Ja-Umgebung – wie geht das nun?
Was die perfekte Ja-Umgebung für euch und eure Kinder ist, kann ich euch nicht sagen. Schließlich sind wir alle unterschiedlich und haben sehr verschiedene Ansprüche an unser Zuhause. Und, ach ja, wir haben sehr unterschiedliche Kinder. Ich kann euch aber ein paar Klassiker nennen. Dinge, die in vielen Familien für mehr Ruhe und Gelassenheit sorgen.
Ja-Umgebungshacks:
• Steckdosen sichern
• Möbel kippsicher montieren
• Sicherungen an den Fenstern/am Balkon anbringen
• Eine spezielle Tobeecke einrichten. Hier wenn nötig auch die Wände mit alten Matratzen polstern
• Riesige Malunterlagen auf die Tische legen oder Tische kaufen, die gut abwaschbar sind
• Teppiche als Lärmdämpfer einsetzen
• Tafeln oder Tafelfolie einrichten, um die kindliche Kreativität zu lenken
• Wände mit riesigem Papier bekleben und bemalen lassen
• Polstermöbel mit Decken abdecken oder günstige Bezüge kaufen
• Giftige Pflanzen und Kakteen aus der Wohnung entfernen
• Pflanztöpfe mit Pappe sichern (einfach einen kleinen Kreis ausschneiden und ein Loch für die Pflanze lassen)
• Wasserspielzeug mit Saugnäpfen kaufen (so bleibt es IN der Badewanne)
• Wichtige Schränke und Schubladen fest verschließen (spezielle Sicherungen gibt es zu kaufen)
• Buntstifte zugänglich aufbewahren, andere Malsachen sichern
• Einen Spielbereich in der Küche einrichten und/oder spezielle Kindermesser besorgen
• Putzmittel wegsperren
• Das Waschbecken zugänglich machen (z.B. durch einen Hocker und niedrig hängende Handtücher)
• Rutschfeste Aufkleber/Fliesen im Bad und in der Badewanne, ggf. auch in der Küche befestigen
• Scheren, Messer, scharfe Gegenstände, Medikamente wegräumen
• Ein Fingerputztuch in der Nähe des Lieblingsmöbels deponieren
Diese Liste ließe sich unendlich weiter fortführen. Je nachdem, was Deine Familie für ihre Ja-Umgebung gerade braucht.
Josi Bernstein findet, das ganze Leben sollte eine Ja-Umgebung sein. Ihre Gedanken findet ihr nicht nur auf Barrio, sondern auch auf Instagram, auf ihrem Blog und bei Twitter.