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Alt, hässlich und leicht zu haben?

6 populäre Irrtümer über Tierheimtiere oder: Warum ihr heute Nachmittag ein Tier aus dem Tierheim holen, solltet.

Ihr habt Euch dabei ertappt, minutenlang Katzenvideos auf Instagram anzusehen? Ihr kauft ab und an mal Leckerlis für die Nachbarshunde? Ihr ermutigt die Kinder doch mal anzufragen, ob jemand einen Gassiservice braucht? Ihr denkt, dass zwischen Familienleben, Carearbeit und Job doch noch irgendetwas fehlt, zum Beispiel jemand, der sich immer, wirklich immer freut Euch zu sehen, jederzeit kuscheln will und sich alles anhört – auch mehrfach? Ihr braucht ein Haustier – im geschilderten Fall einen Hund, denn Katzen wollen nicht immer kuscheln, bei Goldfischen weiss man nie so genau, ob die Freude echt ist und Vögel zwitschern immer dazwischen.

Bevor Ihr also jetzt die Kleinanzeigen oder Züchterhomepages aufruft, überlegt Euch einen Familienausflug in´s Tierheim. Und wenn ihr jetzt aufhören wollt zu lesen, lasst uns noch rasch die folgenden Missverständnisse klären:

  1. Tierheimtiere sind alt und hässlich

 Ja, sind sie – zumindest einige und dass das Tierheim sich um wirklich alle Tiere kümmert, die Hilfe brauchen und kein zu Hause mehr haben, macht diese Einrichtung so wichtig und richtig.

Aber auch die Katzenbabies aus dem Müllcontainer und die Hundewelpen aus den Beschlagnahmen der Tierschützer, landen im Tierheim und warten mit großen Augen und tapsigen Pfoten auf Euch. Was uns gleich zum nächsten Irrtum weiterführt:

  1. Tierheimtiere haben alle einen Knacks

 Nein, haben sie nicht, sie haben eine Geschichte! Mal ist die Geschichte traurig, wie die der Allergiker Opfer, die aus einem liebevollen Umfeld gerissen werden, weil die Besitzerin oder der Besitzer auf einmal eine Spätallergie entwickelt haben und das Zusammenleben nicht mehr funktioniert. Mal ist die Geschichte grausam, wenn ein Tier misshandelt oder ausgesetzt wurde. Und mal ist die Geschichte ganz normal und der Wurf mit den 6 Katzenbabies war einfach zu groß für die Besitzer.

Die Pfleger im Tierheim kennen all diese Geschichten und sie kennen ihre Tiere. Nirgends werdet ihr mit etwas Zeit ein perfekteres Haustiermatch für Eure Familie finden, denn bevor Euch das Tierheim, ein Tier überlässt, erzählt es nicht nur die Geschichte des Tieres, sondern will auch von Euch genau wissen, was ihr dem neuen Familienmitglied zu bieten habt.

  1. Tierheimtiere sind leicht zu haben

 Denkste! Nach einem Selbstauskunftbogen und mehreren Kennenlerrnterminen wird vereinzelt sogar ein Vorortbesuch bei euch zu Hause vereinbart, um bei der richtigen Haltung des Schützlings zu beraten. Auch wenn die Gespräche aktuell telefonisch stattfinden, sind sie lang und intensiv, denn das Tierheim möchte genau wissen, ob ihr wirklich gut zusammenpasst, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden. Ihr geht den Weg der Tierauswahl von Anfang an gemeinsam mit dem Tierheim und im Gegensatz zur eigenen Recherche und dem gezielten Besuch bei einem Rassezüchter, könnt ihr eventuell bei Eurem perfekten Match eine Überraschung erleben.

Ein Tierheimtier aufzunehmen kann also unter Umständen ein längerer und intensiverer Weg sein, als ein Zuchttier zu erwerben.

  1. Tierheimtiere sind billig

 Natürlich ist die Übernahmegebühr der Tiere im Tierheim dramatisch niedriger als die – gerade auch in der Pandemie explodierten – Preise der Züchter von Rassetieren. Allerdings solltet ihr Euch auf Gebühren von ca. 20€ für Kleintiere wie Meerschweinchen bis zu ca. 300€ für Hunde einstellen vorbereiten. Eine kleine Spende an das Tierheim für all die anderen, die ihr nicht mitnehmen könnt ist eine nette und sehr hilfreiche Geste. 

  1. Es gibt viel zu viele Tierheimtiere ……

Das ist leider kein Irrtum. Nachdem Corona mit seinen verschiedensten Regularien die Menschen in die Tierheime getrieben hat und diese leergefegt wurden, die Hundezucht, legal und illegal sich verdreifacht hat, mussten viele Neu-Tierhalter feststellen, dass sich der neue Fellfreund gar nicht mit dem eigenen Lebenskonzept vertrug und so wanderten viel Tiere zurück in die Heime.

BARRIO berichtete (- link zu Coronaköter Artikel)

  1. …..und deswegen werden sie getötet

In Deutschland verbietet das Tierschutzgesetz die Tötung der Tiere es sei denn, sie leiden an einer unheilbaren schweren Erkrankung. Auch besonders aufwendige Pflege und hohe Pflegekosten sind bei uns kein Grund ein Tier zu töten.

Aber in zu vielen In anderen europäischen Ländern gibt es Tötungsstationen, weswegen sich engagierte Tierschützer bemühen, Hunde aus diesen Stationen zu retten und an deutsche Halter zu vermitteln.

 Das älteste Tierheim Deutschlands steht übrigens in Stuttgart. Der Stadtpfarrer Albert Knapp gründete 1837 den ersten deutschen Tierschutzverein, aus dem auch das Tierheim hervorging. Rund 350.00 Tiere leben in den deutschen Tierheimen. Dreiviertel der Tiere werden im ersten Jahr vermittelt, der Rest bleibt länger und einige werden zu Dauergästen.  

So, und nun ab in`s Auto oder auf´s Fahhrad!