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Ich gebe es zu: Ich schminke mich so gut wie täglich und ich experimentiere auch ziemlich gerne mit Haarfarben. Meine Grundhaarfarbe ist eigentlich schwarz (gut, zugegebenermaßen seit Jahren durchzogen von vielen fiesen grauen Strähnen). Mit 16 oder 17 packte mich dann zum ersten Mal der Wahnsinn. Warum auch immer war ich der Meinung, dass mir BLOND bestimmt auch gar nicht mal sooo schlecht stehen würde und in einem Anflug jugendlichen Leichtsinns kaufte ich mir völlig naiv eine Packung Bleichmittel und schmierte sie mir am gleichen Tag am elterlichen Waschbecken in die Haare. Ich brauche wahrscheinlich nicht wirklich mehr dazu zu sagen. Mangels Wissen und viel zu viel Enthusiasmus sah ich danach aus wie eine Ampel im Mittelteil und leuchtete wie eine genmanipulierte Karotte. Damals hatte ich dann auch meine grün-blau Phase, was das Augen-Make-up betrifft. Ich bin ein Kind der Achtziger und als solches an wahre Farbenräusche im Gesicht durchaus gewohnt

 In den 80 igern war Farbe angesagt

Das war die Zeit in der man getrost fragen durfte: bist Du geschminkt oder hast Du beim Paintball verloren??“ Und es wäre ja auch nicht so, als hätte ich nicht den ein oder anderen Trend gerne mitgemacht. Meine „Grufti“-Phase zum Beispiel war legendär. Ich hatte rabenschwarze, Millimeter kurz rasierte Haare und dramatisch schwarz geschminkte Augen. Dann kam die „Paradiesvogel“- Phase. Die Haare wurden rot oder hatten auffällige Strähnen und meine Augen sahen stellenweise aus, als wäre ich in eine Schlägerei geraten. Meine Lippen hatten eine Umrandung, die Angelina Jolie vor Neid hätte erblassen lassen und mein Teint glich oftmals einem braungebrannten Gigolo. Von meiner „Dauerwellen“-Ära sprechen wir hier lieber nicht, das könnte mehr als peinlich werden.

Verwandlung in ein Gesamtkunstwerk

Mit dem älter werden begann ich, so ganz allmählich auch im Gesicht etwas ruhiger zu werden. Das, was ich früher gerne noch als Rebellion angesehen habe, wollte ich nun, schön langsam und gediegen, in ein einigermaßen ansehnliches Gesamtkunstwerk verwandeln. Sprich, die Haare sollten möglichst eine einheitliche Farbe bekommen und meine Augen bräuchten auch nicht mehr auszusehen, als stammte ich von einem Papagei ab. Ich kam davon ab, mir tonnenweise Make-up ins Gesicht zu schmieren, schon mal deshalb, weil der professionelle Umgang mit zig Pinseln jeder Art und Größe mein Verständnis völlig überforderte. Nach Sichtung zahlreicher YouTube-Tutorials entschloss ich mich dazu, ab da nur noch Wert auf die Betonung meiner Augen zu legen. Und auch das nur in MEINEM (sehr) beschränkten Rahmen. Von Eyeliner-Strichen, die anderen sinnliche Katzenaugen verliehen, mich aber eher aussehen ließen wie ein zugedröhnter Waschbär, sah ich völlig ab.

Sparsamer Umgang mit Farbe

Und auch das Benutzen von farblich erotisierenden Lippenstiften fiel ab da nicht mehr in mein Ressort. Ich tuschte meine spärlichen Wimpern, brachte meine Augenbrauen mittels eines Stiftes auf eine beidseitig gleichmäßige Dichte und zog am unteren Lid eine Kajal – Linie, die sich in schönster Regelmäßigkeit völlig verschmiert unterhalb meiner Augen wieder fand. 

 

Den Kajal allerdings passe ich heute noch ab und zu farblich meinen Oberteilen an. Lidschatten benutze ich nur noch äußert selten, und wenn dann nur zu ganz besonderen Anlässen wie Interviews, Videos oder Bilder wegen meiner Bücher. Ansonsten bin ich mittlerweile sogar bereit, mich auch mal einen Tag lang überhaupt nicht zu schminken. Wenn auch nur innerhalb meiner eigenen vier Wände und vorzugsweise Sonntags. Ich fühle mich ohne geschminkte Augen ziemlich „nackt“ und komme mir sprichwörtlich mehr als farblos vor. Und ich gebe zu, ich würde auch ohne Augen Make-Up nicht wirklich aus dem Haus gehen. 

Haare dürfen Ausflug in die Farbwelt machen

Einzig meine Haare dürfen ab und zu noch einen Ausflug in die Farbwelt diverser Drogerietönungen  unternehmen. Gegen graue Haare reagiere ich ziemlich allergisch, also solche, die erscheinen, wenn man Stück für Stück alt wird. Und dann greife ich alle vier bis sechs Wochen zur Farbtube. Ich arte zwar nicht mehr aus, was meine Haarfarbe betrifft, und doch haben sie immer mal wieder einen ganz zarten lila, rot, blau oder rosa Stich. 

Der Filter macht es möglich

Seit ich in Instagram rumtobe (mehr schlecht als recht) fällt mir auf, dass ganz viele, überwiegend sogar Jüngere, sich eines Mediums namens „Filter“ bedienen. Da bekommen die grauesten Mäuschen auf einmal das Aussehen eines Filmstars und die älteste Lady sieht aus wie das blühende, jugendliche Leben. Oftmals glitzert es um die Häupter der Akteure, Schneeflocken fallen mitten im Sommer oder sie zaubern sich Wimpern ins Gesicht, die dann beim Kopf bewegen oft ganz woanders sind als auf dem Gesicht der Redenden. Und wenn Tante Else auf einmal aussieht wie eine liebeskranke Squaw, dann bekomme ich persönlich leichte Gänsehaut.

Solche Art von Filter sind mir mehr als suspekt, und ich weigere mich vehement, sie zu benutzen. Das bisschen, was ich jetzt mit meinem Gesicht mache, muss reichen. Ich zwinge ja schließlich niemanden, mich anzusehen. Überhaupt finde ich den Schönheitswahn, der einem von Social Media ja fast schon aufgezwungen wird ziemlich erschreckend.

Social Media Schönheitswahn ist bedenklich

Da fühlen sich ja selbst diese „fast noch Kinder“ dazu genötigt, sich zurecht zu machen wie eine Prager Bordsteinschwalbe. Oder sie „filtern“ was das Zeug hält. Der Druck, der dadurch aufgebaut wird, ist immens, und wieviele Kinder bzw. Jugendliche werden gemobbt, weil sie dem sozialen Schönheitsideal nicht entsprechen. Ich habe da in der Zwischenzeit ein ziemlich dickes Fell entwickelt. Früher war das anders, da legte ich äußerst viel Wert auf die Meinung anderer und wollte unbedingt mit allen Mitteln dazugehören. Inzwischen ist mir das völlig egal, wie andere mich finden. Die, die mir wichtig sind, finden mich schön, so wie ich bin. Und ich finde, dass ist genau das, was man unseren Kindern und der Nachwelt vermitteln sollte.

Lasst euch von keiner Mode und von keinem Ideal diktieren, wie ihr auszusehen habt. Macht das, womit ihr euch wohlfühlt und bleibt, was und wie ihr seid. Denn jeder ist einzigartig und wundervoll, egal wie er oder sie aussieht. 

Wie seht ihr das? Schminkt Ihr euch regelmäßig oder benutzt ihr auch mal Filter? Wie individuell gestattet ihr euch, ihr selbst zu sein? 

Ich freu mich auf Eure Kommentare, Eure Muddi

Mehr über die Autorin lest ihr auf ihrer Homepage. Oder auf Instagram Mehr zu Corinna Weber lest ihr im Magazin. Die nächste Kolumne “MUDDIS Welt” lest ihr bei uns am 15. September. Hier lest ihr eine weitere Kolumne von Corinna