Teile diesen Beitrag  

Du stehst kurz vor der Geburt oder hast gerade entbunden? Während unserer ersten Schwangerschaft lernen wir oft etwas über unseren Beckenboden. Wir entdecken die Bedeutung dieser Muskeln beim Lachen, Niesen, Husten und der Geburt. „Leider erkennen Frauen erst dann, wie sehr sie ihn brauchen und seine Funktion vermissen, wenn der Beckenboden schwach geworden ist und sie den Halt verloren haben“, so die Autorin Dr. Med. Martina Lenzen-Schulte.

Heute möchten wir euch das Buch von Dr. med. Martina Lenzen-Schulte, „Untenrum offen. Beckenboden nach der Geburt“ vorstellen. In diesem Buch wird über die ungeschönte Wahrheit des Ausmaßes massiver Beckenbodenschäden berichtet. Dafür lässt die Autorin weitere Expert*innen und Betroffene zu Wort kommen und bietet gut verständliche Einblicke in die Forschungslage.

„Ein gut trainierter Bizeps – davon träumen viele Frauen, dabei gibt es Muskeln in unserem Körper, die weitaus wichtiger sind.“

Jedes Jahr bringen Millionen von Schwangeren ein Kind zur Welt, fast die Hälfte davon zum ersten Mal. Etliche dieser Frauen werden nach einer natürlichen Geburt von ihrem Beckenbodenschaden vollkommen überrumpelt. Selten informiert sie jemand vorab über potenziell lebenslange Folgen wie Inkontinenz, Prolapse und andere Beschwerden, die zu massiven Einschränkungen von Sexualität und Lebensqualität führen können. Ihre Leiden werden geradezu von der Gesellschaft tabuisiert.

Die Autorin, Dr. med. Martina Lenzen-Schulte möchte Aufklären

Die Autorin, ist Mutter von drei Kindern, Medizinjournalistin, Buchautorin und Ärztin. Sie hat Jura, Philosophie und Medizin in Freiburg, München und an der Hadassah-Universität in Jerusalem studiert. Sie war zunächst als freie Journalistin tätig und arbeitet heute als Redakteurin für das Deutsche Ärzteblatt. Zu ihren Hauptinteressen zählen Kinderheilkunde, Reproduktionsmedizin und vor allem Geburtshilfe, die sie seit Jahren auf ihrem Blog.

Frau Dr. med. Martina Lenzen-Schulte möchte aufklären; Verletzungen und Beeinträchtigungen in der Genital- und Analregion zu sprechen, ist immer noch schambehaftet. Früher haben Frauen es selbst gegenüber Ärzt*innen höchstens zaghaft angedeutet. Sie haben eher still gelitten, zumal sie oft hörten, das sei eben nach Geburten so. Heute können sich Frauen in sozialen Medien austauschen, sie erfahren, dass sie nicht allein sind. Ich bin selbst in solchen Gruppen aktiv und empfinde sie als sehr informativ. Der Austausch mit anderen Betroffenen bestärkt die geschädigten Frauen in ihrem Empfinden inzwischen immer mehr.

Auszug aus dem Buch

„Sie sind 28 oder 33 oder 37 oder 41 Jahre alt, sie haben ihr erstes Kind geboren, ihnen fällt ihre Gebärmutter nach unten aus der Scheide heraus oder ihr Partner stößt beim Sex dagegen, sie können ihren Urin nicht halten, wenn sie lachen, sie kommen vom Joggen nach Hause und merken, dass die Unterhose stuhlverschmiert ist. Sie haben Angst und fragen sich, was sie haben. Sie versuchen es mit Physiotherapie, Pilates oder Pessaren. Sie sind viele, es werden immer mehr und sie tauschen sich immer öfter auf Facebook aus. In Deutschland bekommen jedes Jahr fast 800.000 Schwangere ein Kind, fast die Hälfte davon zum ersten Mal. Etliche Frauen werden nach einer natürlichen Geburt von ihrem Beckenbodenschaden überrumpelt.“

„Oft vergehen etliche Monate, bis den Betroffenen ihre Lage richtig bewusst wird. Die jungen oder nicht mehr ganz so jungen Mütter beginnen, Fragen zu stellen. In der Frauenarztpraxis, im Internet, sie wenden sich an beste Freundinnen. Die einen wiegeln ab, die anderen sind peinlich berührt. Sie googeln und finden zur Facebook-Gruppe »Gebärmuttersenkung, Blasensenkung, Rektozele, Inkontinenz, Beckenboden« – ein pragmatischer Name, der sicherstellt, dass möglichst viele Frauen über passende Suchwörter dort landen. Wer ihre Beschreibungen liest, ist erschüttert. Viele begreifen an diesem Punkt erstmals, dass sie vor, während und nach der natürlichen Geburt mangelhaft beraten, falsch angeleitet, oberflächlich untersucht und unzureichend versorgt worden sind. Wichtig ist, dass überhaupt irgendjemand auf die richtige Diagnose kommt.“

Der Beckenboden nach der Geburt, wusstest du dass …

  • Das Teile des Levators (Muskel), die sich um die Scheide schlingen, sich unter der Geburt um das 3,26-Fache dehnen
  • Rund 25% aller Schwangeren sind nach der Geburt inkontinent, können also kein Urin mehr halten
  • Mehr als 70 Prozent der Hebammen und 64% der Ärzte mehr Übung beim Nähen von Dammrissen benötigen
  • bei mehr als zwei Drittel die Inkontinenz zum Dauerproblem wird

„Ich denke, eine Geburt ist so elementar, da hat jede Frau Anspruch darauf zu erfahren, was tatsächlich auf sie zukommt“, so Dr. med. Martina Lenzen-Schulte

Das Buch richtet sich an betroffene Frauen

Egal ob ihr Beckenboden nach der ersten oder nach mehreren Geburten schwach wurde. Nicht zuletzt an deren Männer, Partner*innen, Freund*innen, an ihre Mütter und alle Besorgten, damit diese die Beschwerden nachvollziehen können. Ich würde es sogar Menschen in der Personalführung empfehlen, denn viele Frauen tun sich schwer zu erklären, warum sie wegen ihres Beckenbodens so gehandicapt sind. Das Buch eignet sich für Schwangere, die ihr individuelles Beckenbodenrisiko kalkulieren und vermeiden wollen.

Das BARRIO-Team bedankt sich für die Buchvorstellung Untenrum offen. Der Beckenboden nach der Geburt von Dr.med. Martina Lenzen-Schulte

Du interessiert dich für das Buch? Dann schau gern einmal hier vorbei.

Foto: © Foto Sebastian Knoth

Verlag: Eden Books