Wie wir unseren Kindern die Kraft geben, ihre Selbstheilungskräfte zu entdecken
Dein Kind wirkt gehetzt und gestresst? Dann ist es vielleicht an der Zeit, einmal autogenes Training auszuprobieren. Was genau das ist und wie es wirkt, erfahrt ihr hier.
Was ist autogenes Training?
Das autogene Training muss man sich im Grunde so vorstellen wie den kleinen Bruder der Meditation. Der Erfinder der Technik, Johannes Heinrich Schultz, der die Methode in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt hat, nannte es „Training für autogene Entspannung“. „Autogen“ ist dabei eine Zusammensetzung des griechischen Wortes auto, „selbsttätig“, und dem lateinischen Wort genero, „hervorbringen“. Im Grunde handelt es sich also um eine Methode, sich selbst von innen heraus zu entspannen. Autogenes Training hilft dabei, sich zu erden und zu fokussieren. Es kann uns dabei unterstützen, unser Gedankenkarussell für eine Weile abzuschalten.
Für welches Kind ist autogenes Training geeignet?
Wenn dein Kind im Unterricht mit viel Leistungsdruck zu kämpfen hat oder dazu neigt, lange über Dinge nachzudenken, kann es sich lohnen, diese Entspannungsmethode einmal versuchsweise anzuwenden. Generell eignet sich autogenes Training…
- für Kinder, die mit dem Stress in der Schule nicht gut klar kommen
- für Kinder, die nicht gut „abschalten“ können
- für kleine Grübler
- für Kinder, die angstvoll sind oder sich unsicher fühlen
- für Kinder, die körperlich nicht gut zur Ruhe kommen
- für Kinder, die sich nach mehr Struktur im Alltag sehnen.
Auch für Erwachsene bietet diese Entspannungstechnik übrigens dieselben Vorteile. Sie können sie ebenso leicht anwenden wie Kinder.
Wie funktioniert es?
Das autogene Training lässt sich alleine durch Lehrvideos oder in einer professionell angeleiteten Gruppe erlernen. Es geht darum, Entspannung allein unter Zuhilfenahme der eigenen Vorstellungskraft zu erreichen. Darin ähnelt es ein wenig der Selbsthypnose. Zu Beginn begibt man sich in eine bequeme Position, wobei idealerweise dreimal am Tag, mindestens aber einmal sitzend und einmal liegend geübt wird. Für Kinder am geeignetsten sind die sieben Übungen der Grundstufe:
- Erleben der Ruhe
- Erleben der Schwere
- Erleben der Wärme
- Atem
- Sonnengeflecht
- Herzübung
- Stirnkühle
Hierbei werden die Körperschwere, die Atmung, der Herzschlag und weitere Elemente des Körpers nacheinander bewusst wahrgenommen. Das heißt, die einzelnen Körperteile werden angesprochen. So heißt es beim Erleben der Wärme beispielsweise: „Beide Arme sind ganz warm“ oder „Beide Beine sind ganz warm.“ Am Ende wird der gesamte Prozess „zurückgenommen“, das heißt, die Arme ruckartig mehrmals nach oben gerissen, um gewissermaßen wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Nach dieser innerlichen Bestandsaufnahme sind Körper und Geist idealerweise mehr zu sich und zur Ruhe gekommen. Bei Bedarf wird der Ablauf wiederholt.
Wichtig ist beim Erlernen und Üben der einzelnen Schritte, Geduld zu haben. Es kann dauern, bis sich dein Kind auf die ungewohnte Routine einlassen kann und die Übungen Wirkung zeigen. Die kurzen Sitzungen lassen sich ohne Druck leicht in den Alltag integrieren.
Was bewirkt das autogene Training?
Die positiven Effekte reichen von einem angenehmen Entspannungsgefühl bis hin zur Vorbeugung von Burnout. Kinder können mit den Übungen ihren Tag strukturieren und ihre Gedanken sammeln. So wird das autogene Training zum Ruhepool im Kinderalltag.
Josephine Bernstein
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