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Wie steht es bei euch um das Thema Frauenfreundschaft? Die Autorin Corinna Weber berichtet uns heute aus ihrer Erfahrung.

Eins gleich mal vorweg: Ich war NIE dieser typische „Mädelsfreundschaften“-Typ. Mit mir konnte man schon früher nicht wirklich des Nächtens um die Häuser ziehen, sich an jedem Wochenende in irgendeinem Club die Birne weglöten und auch nicht stundenlang durch diverse Einkaufszentren pilgern auf der Suche nach DEM Outfit, das die Männerwelt dann hoffentlich reihenweise aus den Latschen warf. Ich bin nicht der Typ Frau, der mit „seinen Mädels“ ganze Wochenenden auf Malle verbringt oder sich ständig irgendwo treffen muss.

Frauenfreundschaft ist nicht gleich Frauenfreundschaft

Auch später, als ich Mutter war, musste ich feststellen: wer sich nicht ständig mit irgendwelchen anderen Müttern auf Spielplätzen, in Krabbelgruppen, beim Mutter-Kind Turnen, in still-freundlichen Cafés oder auf sonstigen „ach so lustigen“ Kinderaktivitäten rumtrieb, blieb ziemlich außen vor. Und wisst ihr was: Es war und ist mir völlig egal, ganz im Gegenteil! Warum das so ist? Ich suche mir meine Freundinnen nach ganz anderen Kriterien. Für mich ist es nicht wichtig, ob sie Kinder hat oder nicht. Und auch nicht, ob wir etwas GEMEINSAM mit unseren Kindern unternehmen können. Ich habe da seit dem Tod meiner kleinen Tochter sowieso ein völlig verschobenes Weltbild was „Kinder“ anbelangt. Für mich zählt unter einer Freundschaft das, was ich erst die letzten fast zwei Jahre wirklich kennenlernen durfte. In ganz unterschiedlichen Ausführungen.

Wirkliche Freundschaft zeigt sich in Notsituationen

Und ja, auch ich habe schon sehr lang bestehende Freundschaften, teilweise solche, die seit dem Kindergarten existieren. Wir wohnen nicht weit voneinander entfernt, treffen uns regelmäßig zum Frühstücken und es ist immer so, als hätten wir uns gestern erst gesehen. „De Vadder“ und ich sind gemeinsam mit einem Ehepaar befreundet, das ein gutes Stück von uns entfernt wohnt. Die beiden sind IMMER für uns da, sie kennen unsere Situation, unsere Emotionen, unsere Probleme. Sie haben geholfen, die Marke „Muddi“ mit aufzubauen, unterstützen mich beide, wo sie nur können und wir haben schon so manche schöne Stunde bei uns im Hof verbracht. Eine uns wichtige Freundschaft auf stabilem Fundament. Und ich habe eine  Freundschaft, die aus einer ungewöhnlichen Situation heraus entstanden ist (Thema „Svenja“). Wir beide wohnen ungefähr zwei Stunden voneinander entfernt, telefonieren aber mehrmals die Woche und wenn irgendwas in meinem Leben passiert, egal ob freudig oder tragisch, dann ist sie da, ohne zu bitten, ohne zu fragen. Sie weiß mehr von mir (und ich von Ihr ;-)) als so manch anderer.

Gut-Wetter-Freundinnen

Dann gibt es diese sogenannten „Gut-Wetter“-Freundinnen. Die, die nur DANN da sind, wenn sie merken, alles läuft. Probleme werden ignoriert oder einfach mit eigenen Nichtigkeiten und „Wehwehchen“ weg geredet. Wenn sie merken, dass man mit ihrem „Rosa-Welt“- Getue nicht weiterkommen, weil beim Gegenüber gerade die Welt zusammenbricht, dann sind sie meistens ganz schnell verschwunden. In meinem Fall habe ich auf die Art und Weise nach dem Verlust unserer Tochter bestimmt vier bis sechs Menschen komplett aus meinem Leben entfernt. Und ich bin froh darum, denn solche „Freundinnen“ sind Krafträuber und Energiefresser. Sie versuchen, mit fadenscheinigen Problemlösungen und vermeintlich guten Ratschlägen etwas aufrechtzuerhalten, was es MIR irgendwann nicht mehr wert war. Dafür kam etwas dazu, mit dem ich mit meinen 45 Jahren im Leben nicht mehr gerechnet habe: eine wahre Seelenverwandte und ECHTE Freundin!

Echte Freundschaft

Und wie es sich gehört bei einer gerade entstehenden Freundschaft dachte ich am Anfang noch: „Oh mein Gott, was bist Du denn für eine??“ Dass sie knapp zwei Jahre später zu einem meiner wichtigsten Menschen werden sollte, konnte ich ja damals noch nicht ahnen. Wir sind uns in vielem so unglaublich ähnlich. Und nein, wir haben weder den gleichen Geschmack was Essen, Kleidung, Musik oder Männer betrifft. Wir können dafür stundenlang über die selben Dinge lachen, lästern und bis ins kleinste Detail aufdröseln, schwimmen geistig völlig auf einer Wellenlänge, unser Sarkasmus befindet sich auf einem Level und wir brauchen uns mittlerweile nicht mal mehr ansehen, um zu wissen, was die jeweils andere denkt. Und sie ist noch so viel mehr. Sie ist IMMER da, wenn sie auch nur ansatzweise merkt, dass gerade etwas nicht stimmt. Wenn meine Emotionen mal wieder Achterbahn fahren und ich ihr zum ungezählten Mal wegen ein und dem selben Thema den Kopf voll heule. Oder wenn ich Hilfe bei Entscheidungen brauche, die für Männerohren und Hirne nicht gedacht sind.

Blindes Verstehen in der Frauenfreundschaft

Oder wenn ich jeden Monat wieder einem Strich auf einem Schwangerschaftstest entgegenfiebere. Sie ist es auch, die ohne groß zu überlegen und zu fragen nach Svenja schaut und sich um sie kümmert,  wenn hier gerade völlig Not am Mann ist. Sie ist die erste FRAU, zu der ich ohne Zweifel „ich liebe Dich“ sagen würde. Weil es da ein unglaubliches tiefes Gefühl von Dankbarkeit, Leichtigkeit und Freundschaft gibt, was dem Gefühl von „Liebe“ sehr nahe kommt. Sie ist die, die nicht lange fragt, sondern macht („wen soll ich für dich verhauen“ anstatt „was ist passiert“). Und sie weiß, im Rahmen meiner Möglichkeiten, würde ich ALLES für sie tun. Und das Beste daran: sie wohnt mir gegenüber! Unzählige Stunden, Latte Macchiatos, Cafés und Choccochinos später bin ich mir sicher: Ich werde weiterhin nie DIE Freundin sein, mit der man nachts um die Häuser zieht oder mit der man sich gepflegt am Wochenende voll laufen lässt. Ich bin DIE, deren Tür immer offen steht, die eine allzeit bereite Kaffeemaschine und für meine Freunde stets ein offenes Ohr und Herz hat. Und die JETZT erst begriffen hat, wie wichtig eine WIRKLICHE Freundin doch ist!

 

Wie ist das bei Euch so? Wie lange bestehen Eure Freundschaften schon? Oder was ein Typ „Freundin“ seid Ihr? Ich bin schon mehr als gespannt auf Eure Kommentare.

Bis zum nächsten Mal, eure Muddi

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Die nächste Kolumne “MUDDIS Welt” lest ihr bei uns am 15. Juli.